"Was gut ist kommt wieder!" Vor wenigen Jahren kaum noch beachtet, hält ein alter Bekannter jetzt wieder vermehrt Einzug in die Köderkisten der Angler: Der Twister - ein Alleskönner und Allesfänger!
Vom Gummiwurm zum Twister
Die Idee einen natürlichen Köder nachzubauen und zu imitieren ist beinahe so alt wie das Angeln selbst. Die Vorstellung sich einfach einen Köder aus der Köderbox zu nehmen und loszulegen anstatt sich vor dem Angeln noch langwierig mit der Köderbeschaffung zu beschäftigen ist seit jeher ein Anglerwunsch. Kein Wunder also, dass Angler schon früh begannen reichlich Kunstköder zu entwickeln. Angefangen von Kunstfliegen über Blinker, Spinner und Wobbler entstanden nach und nach zahlreiche Kunstködertypen. Schnell kam Anglern natürlich auch die Idee den guten alten Tauwurm sowie diverse Käfer und Larven aus Weichplastik möglichst detailgetreu nachzubauen.
Verschiedene Twistertypen und übermächtige Gummifische
Das Konzept der wackelnden Gummiköder eroberte in den 1990er Jahren die Angelläden hierzulande im Sturm, zahlreiche Abwandlungen und Varianten entstanden. Insgesamt sind es vier verschiedene Grundformen die sich auch heute noch in den Regalen finden.
(Larvenkörper + Sichelschwanz)
(Gummifischkörper + Sichelschwanz)
(Larvenkörper + Gummifischschwanz)
Trotz ihrer starken Verbreitung wurden die Twister schnell von einem noch beliebteren Kunstköder, dem Gummifisch, etwas in den Schatten gestellt. Besonders in den 2010er Jahren verloren Twister zunehmend an Bedeutung. Wirft man einen Blick in ganz aktuelle Hersteller-Kataloge zeigt sich jedoch, dass der Twister gerade wieder neu entdeckt und geschätzt wird. Ich haben dazu einige Angelexperten um ein kleines Statement gebeten wie und wozu sie Twister im Jahr 2022 einsetzen.
Teamangler Balzer
Große Doppelschwanztwister wie den Pike Collector oder den Clone Frog fische ich gerne in flachen, krautbewachsenen Bereichen. An den Köder montiere ich ein Shallow-Rig oder Hechtsystem mit leichtem Jigkopf.
Die Köderführung ist super einfach, da er von selbst extrem stark flattert und arbeitet und da muss ich den Köder einfach nur durch die Flachwasserzonen kurbeln.
An tieferen oder wenig bewachsenen Stellen lasse ich den Köder auch mal absinken und jigge ihn ein!
Beute-Fieber
Der Twister wird häufig in den Prüfungsfragen zur Angelschein-Prüfung abgefragt. Er ist daher auch Bestandteil in unserem virtuellen Rutenbaukasten als Variante für den Zielfisch Barsch. Für den Zweck empfehle ich ihn unseren Einsteigern auch gern in der kleinen Variante um ca. 8cm, wenn es um die Erstausrüstung geht.
Durch die hohe Eigenaktion der Sichel ist er sehr nachgiebig was die Köderführung betrifft - also ideal für die ersten Erfahrungen im Gummiköderangeln.
Selbst nutze ich ihn gern für Ausflüge an unbekannte Gewässer im Herbst, wenn ich durch die Vollzirkulation alle Wassertiefen schnell und einfach abklopfen möchte.!
Teamangler VMC
Twister sind hervorragende Allroundköder. Diesen Köder kann man gezielt auf verschiedenste Art und Weisen anbieten. Ich bevorzuge es ihn beim Vertikalangeln oder als Searchbait(Suchköder) einzusetzten.
Als Searchbait dient mir der Twister besonders beim Hecht oder Barschfischen. Dieser Köder hat ein sehr lebhaftes Eigenspiel, wodurch er sehr leicht zu führen ist und selbst von Anfänger sofort eingesetzt werden kann. Den Twister bei dieser Angeltechnik einfach nur in verschiedenen Tiefen anbieten und gleichmäßig einholen. Gelegentlich auch einen Stopp einbauen, damit der Köder verlockend Richtung Grund trudelt.
Beim Vertikalangeln ist darauf zu achten, dass man nicht zu hektisch den Köder führt. Langsames heben und senken mit gehaltenen Pausen bringt den Erfolg. Da in dieser gehaltenen Position der Twister, durch seinen langen Schwanz, trotzdem noch genügend Bewegung und Reiz auf den Raubfisch ausübt.
KL Angelsport
Finesse - Craws als moderne Doppelschwanz-Twister
Der Doppelschwanz-Twister gilt oftmals als Oldschool. In gewisser Weise stimmt das, doch abgewandelt findet man diese altbewährte Köderform wohl in viel mehr Köderboxen als man es vermuten würde. Die Rede ist von derzeit sehr beliebten Krebsimmitaten oder auch Finesse-Craws. Geflavourt mit Knoblauch oder Tintenfisch-Aromen sind Sie vor allem zum Fischen am Texas-Rig oder Chebu die erste Wahl vieler moderner Barschangler.
Die oftmals gesalzene Gummimischung lässt die Scheren bzw. Twisterschwänze schon beim leichtesten Zug verführerisch spielen. Am liebsten fische ich Krebse um 3‘‘ am Texas Rig und schleife Sie mit kurzen Sprüngen über den Grund. Für mich gibt es kaum eine effektivere Methode um gezielt an die größeren Barsche im heimischen Kanal zu kommen.
Man sieht also: Selbst altbewährte Köderformen können in modernen Angeltechniken eine wichtige Rolle spielen.
Twister modern: Perfekte Köderpräsentation mit dem Cheburashka-Rig!
Man sieht, Twister haben ihre Fans und werden in ganz unterschiedlichen Angelsituationen eingesetzt. Bei mir persönlich kommen Twister auch wieder sehr häufig zum Einsatz.
Klassische Gummifische benötigen eine gewisse Geschwindigkeit bis ihr Schaufelschwanz anfängt zu arbeiten. In den Absinkphasen bekommt man diese Geschwindigkeit nur durch ausreichend schwere Bleiköpfe. In besonders flachen Gewässern ist das allerdings sehr ungünstig, weil die Absinkphasen durch die schweren Bleiköpfe dann oft so kurz sind, dass der Köder sich nicht mehr attraktiv anbieten lässt.
Und eben hier kann ein ganz einfacher Twister seine Vorteile voll ausspielen. Konstruktionsbedingt bewegt sich der Sichelschwanz eines Twister schon bei allergeringstem Zug. Das erlaubt den Einsatz ganz leichter Bleigewichte und somit eine perfekte Köderpräsentation.
Mit den richtigen Kleinteilen, also leichten Cheburashka-Köpfen und leichter aber stabilen Haken wird der Twister so zu einem echten Topköder im Flachwasser.
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Meeresangeln mit Twister
Einen festen Platz hat der Twister seit jeher in den Kisten der Meeresangler gefunden. Aufgrund ihrer schlanken Form sinken Twister recht gut ab und sind hervorragend für größere Tiefen oder strömungsstarke Bereiche geeignet. Beim Meeresangeln werden die Twister in zahlreichen Größen eingesetzt, die größeren Modelle machen als Einzelköder am Jigkopf eine gute Figur und können vor allem beim Angeln in Norwegen viele unterschiedliche Fischarten ansprechen. Neben Dorschen sind es vor allem Heilbutts und Pollacks die gezielt mit Twistern beangelt werden.
Legendär auf der Ostsee: Der japanrote Twister
Ein echter Dorsch-Klassiker sind Twister in der Farbe "japanrot". Diese Twister haben schon in den 1990er Jahren das Bild auf den deutschen Angelkuttern geprägt. Von Beginn an wurden sie ganz klassisch als Beifänger über dem Pilker eingesetzt. Die Twister waren dabei als Beifänger oft so erfolgreich, dass einige Kutterangler den Drillng des Pilkers entfernten und nur mit 2 Beifängern angelten die langsam über Grund geführt wurden. Vorteil: Keine Hänger! Mit Verbreitung der geflochtenen Angelschnüre wurden Twister auch immer häufiger als Soloköder am schweren Bleikopf eingesetzt.
Alleskönner Twister
Egal ob Forelle, Döbel, Barsch, Hecht, Zander, Wels oder Meeresräuber wie Dorsch, Pollack und Heilbutt: Der Twister ist für nahezu alle Raubfischarten ein zuverlässiger Köder. Sein breites Einsatzspektrum ist vorallem auf seine schlanke Körperform und den ruhigen Lauf zurückzuführen, das macht den Twister auch kompatibel mit zahlreichen anderen Kunstködern. Nachfolgend einige Beispiele.
Twister an Finesse-Montagen
Twister am Forellenteich
Twister als Trailer am Chatterbait
Twister-Tails an Wobblern und Jerkbaits
Die Flexibilität und Anpassungsfähigkeit des Twisters zeigt sich auch an der Kombination mit Hardbaits. Mittlerweile gibt es eine Vielzahl von Wobblern und Jerkbaits die mit einem zusätzlichen Sichelschwanz ausgestattet sind und für hervorragende Hechtfänge stehen.
Twister als Realbait
Videos zum Angeln mit Twister
Der Twister voll in seinem Element, in diesem Film geht es mit leichten Cheburashka-Köpfen und kleinen Twistern auf bissige Flachwasser-Zander.
Einmal mehr wird in diesem Film die enorme Fängigkeit von großen Twistern auf Hecht bestätigt.
Wenn der Zielfisch Hecht heißt, sind Doppelschwanz-Twister mit das beste was man als Angler montieren kann. Hier gibt es übrigens einen sehr ausführlichen Artikel zum Hechtangeln mit Doppelschwanz-Twistern.
Auch in Norwegen macht der Twister eine gute Figur. Beim leichten Dorschangeln im Fjord bewies er seine Fängigkeit einmal mehr.