Als Angler kommt man immer wieder in die Situation, dass ein gefangener Fisch wieder zurückgesetzt werden soll. Dieser Vorgang nämlich das Fangen eines Fisches und das anschließende Zurücksetzen wird durch den Begriff Catch and Release beschrieben.
Die Gründe für Catch & Release können ganz verschieden sein, so gibt es mitunter gesetztliche Regelungen die ein Freilassen des gefangenen Fisches explizit fordern. Etwa dann, wenn der Fisch während der Schonzeit gefangen wurde oder das nötige Schonmaß noch nicht erreicht hat. Weiterhin kann es vorkommen, dass man bereits das Fanglimit für eine Art erreicht hat und einen darüberhinaus gefangenen Fisch dann ebenfalls zurücksetzen muss. Neben den gesetzlichen Vorgaben, die dem Angler diese Entscheidung abnehmen kann es natürlich auch vorkommen, dass es aus vielen anderen, guten Gründen schlicht die Entscheidung des Anglers ist einen Fisch zurückzusetzen.
Zu den weiterführenden rechtlichen Aspekten von Catch & Release finden sich hier bei Netzwerk Angeln 2 sehr ausführliche Fachartikel:
Catch & Release: Zurücksetzen in der Praxis
Gerade für Einsteiger ist es manchmal durchaus eine „handwerkliche“ Herausforderung einen gefangenen Fisch schnell und sicher zurückzusetzen. In diesem Artikel möchte ich daher einfach ein paar Tipps geben, worauf ich persönlich beim Zurücksetzen so achte und wie man vielleicht auch als Einsteiger eine gewisse Sicherheit beim Umgang mit Fischen bekommt und sich schnell etwas Routine bei diesem Thema aneignen kann.
Wer einmal meine Autorenvorstellung gelesen hat, weiß dass ich aus einem der größten Karpfenzuchtgebiete der Welt komme und daher auch einige Erfahrung in der Fischerei / Teichwirtschaft habe. Auch in der Teichwirtschaft muss man mit lebenden Fischen umgehen – hat es aber im Vergleich zum Angeln nicht nur mit einem Fisch, sondern mit hunderten oder gar tausenden zu tun. Das bedeutet, dass man oft nicht die Zeit hat sich um den einzelnen Fisch langanhaltend zu kümmern.
Dennoch hat man als Teichwirt natürlich ein sehr großes Interesse daran mit seinen Fischen, die letztlich auch das Kapital des Teichwirtes sind, möglichst so umzugehen dass sie ein abfischen und umsetzen ohne Schäden überstehen.
Die nachfolgend ausgeführten Tipps die man beim Zurücksetzen beachten kann basieren auf meinen persönlichen Erfahrungen aus der Teichwirtschaft und viel mehr noch auf denen als Angler. Sie sollen möglichst einfach und auch für Angeleinsteiger einigermaßen nachvollziehbar zeigen wie ein releasen einfach und sicher gelingen kann.
Schau es dir einfach mal an und wenn du einige Sachen für dich mitnehmen kannst, umso besser.
3 einfache Grundregeln beim Zurücksetzen von Fischen:
Beim Zurücksetzen von Fischen gibt es unglaublich viele kleine Details auf die man achten kann - wichtig ist aber aus meiner Sicht, dass man zunächst einmal einen Blick für die wichtigsten und wesentlichsten Faktoren auf die es bei Freilassen von gefangenen Fischen ankommt wirft. Wenn man 3 recht einfache Grundregeln beachtet, hat man schon relativ viel getan um dem Fisch ein weiterleben zu ermöglichen.
1. Nasse Hände
Fische verfügen über eine Schleimhaut die sie vor dem Eindringen von Krankheitserregern schützen soll. Wenn man Fische mit den Händen anfasst, macht es daher Sinn, das immer mit nassen Händen zu machen. Die Schleimhaut wird dann deutlich weniger strapaziert. Ein Fisch stirbt nicht gleich, wenn man ihn mit trockenen Händen berührt und auch ich vergesse schonmal im Eifer des Gefechts mir die Hände nass zu machen. Grundsätzlich sollte man das aber einfach machen - es ist kein Aufwand kurz seine Hände anzufeuchten. Das dauert 2 Sekunden und kostet auch nichts.
2. Schnell sein
Ein wesentlicher Faktor wenn es darum geht, wie gut Fische ein Zurücksetzen vertragen ist neben der Wassertemperatur auch die sogenannte Luftexposition – also die Zeit welche die Fische an der Luft verweilen. Wie gut Fische damit zurecht kommen, ist durchaus auch abhängig von der Fischart. Karpfen sind beispielsweise weniger empfindlich als Salmoniden.
Ich kümmere mich also nach dem Fang zügig um den Fisch um ihn rasch wieder in sein Element entlassen zu können. Je öfter man Fische zurückgesetzt hat, desto sicherer und schneller gelingt das Freilassen.
Gerade bei höheren Wassertemperaturen muss man bei manchen Fischarten echt schnell sein. Insbesondere bei Zandern und Salmoniden kann es in den Sommermonaten schnell kritisch werden.
3. Behutsam zurücksetzen
Wenn im Herbst die Fischzuchtteiche abgefischt werden muss es oftmals schnell gehen, es bleibt dann nicht viel Zeit sich um jeden Fisch einzeln zu kümmern. Man achtet grob darauf, dass man die Fische nicht unnötigem Stress aussetzt und sie nach Möglichkeit schnell von „Wasser“ in „Wasser“ bringt. Trotz dem doch eher robusten Umgang mit den Fischen in der Teichwirtschaft, überstehen sie auch ein Abfischen und anschließendes Umsetzen meistens sehr gut. Selbst bei etwas empfindlicheren Arten wie Zandern durfte ich nach Umsetzmaßnahmen schon mehrfach Überlebensquoten von 100 Prozent feststellen.
Ich habe aufgrund meiner Erfahrungen aus der Teichwirtschaft daher vielleicht einen etwas pragmatischeren Blick auf das Zurücksetzen als manche Angelkollegen, denn solange man den Fisch nicht grob verletzt, darauf achtet dass er mit entsprechend sauerstoffreichen Wasser versorgt ist bzw. ihn nicht zu lange ohne Wasser lässt, klappt ein Umsetzen bei vielen Fischarten auch ohne übertriebenen Aufwand sehr zuverlässig.
Als Angler hat man natürlich den großen Vorteil, dass man es nur mit einem einizgen Fisch zu tun hat. Man kann es dann relativ einfach noch besser machen und sich möglichst gut um eben diesen einen Fisch der zurückgesetzt werden soll kümmern. Dazu gehört z.B. auch ein behutsames Zurücksetzen. Sobald der Fisch wieder in seinem Element ist, kann man ihn vorsichtig stützen und stabilisieren bis er aus eigener Kraft wegschwimmt. Das kann je nach Umständen schon einmal wenige Minuten dauern.
Wenn man keine groben Fehler gemacht hat, und der Fisch irgendwann aus eigener Kraft wieder in den See oder Fluss hinausschwimmt kann man sich, zumindest nach meinen Beobachtungen, sehr sicher sein dass er das Zurücksetzen auch überleben wird. Wenn man Fische aus etwas größerer Tiefe vom Boot aus gefangen hat, kann man von dieser Regel aber auch mal abweichen und den Fisch möglichst schnell wieder „auf Tiefe“ in kälteres und sauerstoffreicheres Wasser bringen. Wer sich schon öfter mal gewundert hat, warum die Angler in manchen Filmen Zander oder Hechte vom Boot aus relativ unsanft mit dem Kopf voran ins Wasser „zurückschmeißen“ - genau das ist der Grund.
Ausrüstung die beim Zurücksetzen von Fischen hilft:
Es gibt einige Ausrüstungsgegenstände für Angler, die beim Zurücksetzen von Fischen hilfreich sein können - einige der Tools die ein releasen von Fischen etwas einfacher machen, stelle ich nachfolgend vor.
Abhakmatte
Wenn sich der Fisch nicht direkt im Wasser abhaken lässt, müssen wir ihn irgendwo ablegen um ihn sicher versorgen zu können. Dazu gibt es sogenannte Abhakmatten. Wenn man ein solche, gepolsterte Matte mit reichlich Wasser benetzt kann der Fisch hier sehr schonend abgelegt und sicher versorgt werden. Hinzu kommt, dass der Fisch in einer Abhakmatte auch sicher getragen werden kann.
Wer noch keine Abhakmatte hat oder zum Spinnfischen unterwegs ist, der kann auch eine Plane oder eine große Tüte mitnehmen und diese dann mit reichlich Wasser benetzen. Wenn auch soetwas nicht zur Hand ist sollte man zumindest darauf achten den Fisch auf nassem Gras oder auch nassem Laub abzulegen. Was man vermeiden sollte ist, den Fisch auf Sand oder Erde abzulegen, das kann die Schleimhaut tatsächlich schädigen.
Kescher v.s Handlandung
Wer sich gerne Angelvideos im Internet ansieht, wird sehen dass erfahrene Angler gerade Raubfische wie Hecht oder Zander oft per „Handlandung“ aus dem Wasser befördern (auch bei meinen Videos kommt das immer wieder vor). Das wirkt schon durchaus lässig und profimäßig und wenn man das ein paar Hundert Mal gemacht hat, dann weiß man irgendwann natürlich auch, wie man einen Fisch sicher greifen und per Hand landen kann.
Gerade Einsteigern rate ich dennoch dazu ganz einfach einen Kescher zu benutzen. Die Verwendung eines modernen Keschers hat für den Fisch keine nennenswerten Nachteile. Gerade die Modelle mit gummierten Netzen verletzen die Schleimhaut der Fische so gut wie nicht und erleichtern das landen und bei Bedarf auch das wieder freilassen der Fische doch ganz erheblich.
Übrigens gelingt die Landung mit Hilfe eines Keschers viel sicherer. Wer die diversen Angelwettbewerbe etwas verfolgt, dem wir schnell auffallen dass selbst Profis, die sonst für Handlandungen bekannt sind, bei Wettbewerben fast immer auf einen Kescher zurückgreifen - sicherlich nicht ohne Grund.
Hakenlöser / Lösezange
Haken lösen kann manchmal ganz schön herausfordernd sein, gerade wenn Haken tief im Fischmaul sitzen hilft das richtige Werkzeug um sie schnell und sicher (für den Fisch und den Angler) zu lösen.
Für kleinere Fische ist ein Hakenlöser der einfach an der Schnur entlang geführt wird oft Gold wert. So ein Gerät kostet fast nichts, und funktioniert perfekt.
Bei großen Raubfischen, wie etwa Hechten ist es wichtig eine lange, robuste Lösezange zu haben um auch Drillinge oder gut sitzende Einzelhaken schnell und sicher „aushebeln“ zu können.
Desinfektionssprays / Carp-Care Kits
An einigen Gewässern, vorrangig sogenannten Paylakes, ist es vorgeschrieben sogenannten Carp-Care Kits zu verwenden. Damit sollen die Einstichstellen der Haken im Fischmaul versorgt werden oder anderweite Verletzungen der Fische „behandelt“ werden. Ob das wirklich einen messbaren Nutzen für die Fische bringt wird immer wieder diskutiert. Relativ einig ist man sich hingegen darüber, dass es dem Karpfen zumindest nicht schadet.
Anspruchsvoll: Zurücksetzen von Großsalmoniden (Huchen, Lachs, etc.)
Besonders anspruchsvoll wird das Zurücksetzen, wenn wir es mit großen Salmoniden zu tun haben.
Einer der erfahrensten und erfolgreichsten Huchenangler der Welt, Franz Keppel aus Graz, besser bekannt als „Huchenfranz“ hat dazu ein herausragendes Video veröffentlicht. Er geht darin nochmal auf alle wesentlichen Punkte ein, auf die es beim Zurücksetzen von Großsalmoniden ankommt.
Darüberhinaus hat uns Franz "Huchenfranz" Keppel auch noch ein paar persönliche Worte zum Thema Catch&Release für euch übermittelt:
Graz, Steiermark
Catch and Release – Fische zurücksetzen im positiven Sinn. Ich bin der Überzeugung, dass es für ein intaktes ökologisches Gewässersystem sehr wichtig ist, rar vorhandene Spezies nach dem Fang zurückzusetzen.
Auch das Zurücksetzen von kapitalen Fischen, nicht nur Huchen, sondern von allen Arten, hat eine enorme Wichtigkeit, denn diese haben das entsprechende Genpotential und sind somit die besten Laichproduzenten. Denn wenn wir immer nur die großen Mutterfische entnehmen, können zwangsläufig nur die kleinen Mutterfische für Nachwuchs sorgen.
So wird die Durchschnittsgröße der Fische leider immer kleiner. Daher sollte Catch-and-Release in der heutigen Zeit, wie schon in einigen anderen Ländern, eine Selbstverständlichkeit sein. In den USA zum Beispiel ist das Zurücksetzen bestimmter Fischarten sogar vorgeschrieben.
Ich praktiziere schon lange das Releasen, um somit zur Bestand- und Artenerhaltung beitragen zu können. Die besten Gewässer- und Fischschützer sind wir Angler, ohne uns wären viele Gewässer bereits leblos!
Der Weg dahin stimmt, also bitte, gebt den Gewässern weiter das zurück was sie brauchen, große laichfähige Fische. Wir wollen ja auch für weitere Generationen große Fische erhalten.
Fisch und Fluss frei
Franz Keppel
Überleben zurückgesetzte Fische?
Ein beliebtes Argument von selbsternannten Tierschützern (und oftmals leider auch von antiquierten Vereinsvorständen) um das Zurücksetzen von Fischen zu diskreditieren ist die Behauptung die releasten Fische würden alle verenden. Aktive Angler wissen aus eigener Erfahrung dass zurückgesetzte Fische durchaus sehr gute Überlebenschancen haben.
Es gibt unendlich viele Beispiele für belegte Wiederfänge von Fischen. Gerade die Fänge besonders großer Karpfen, wie etwa des bekannten englische Rekordkarpfen „Benson“, wurden durch Angler sehr detailliert dokumentiert. Benson wurde über 60 (in Worten sechzig!) mal gefangen und hat daher zwangsläufig ein Zurücksetzen 59 Mal in Folge überlebt.
Wissenschaftliche Erkenntnisse zum Überleben zurückgesetzter Fische:
Doch nicht nur aus den „Feldversuchen“ von Millionen Anglern weiß man, dass die Überlebenschancen für einen zurückgesetzen Fisch in den meisten Fällen sehr sehr hoch sind.
Auch die Wissenschaft hat sich mit diesem Thema bereits mehrfach beschäftigt. Man kommt dabei recht übereinstimmend zu dem Ergebnis dass die sogenannte Hakmortalität, also das Sterben von geangelten Fischen nach dem Zurücksetzen recht gering ist. Der überwiegende Teil der Studien belegt eine Hakmortalität von unter 10%.
Der Wert als solcher zeigt zu mindest schoneinmal, dass Zurücksetzen an sich wohl weniger problematisch ist, als es oft dargestellt wird. Wenn man als Angler behutsam und bewusst zurücksetzt kann aber selbst dieser ohnehin geringe Wert nochmal um ein vielfaches unterschritten werden.
Aus den verschiedenen Studien geht auch hervor, dass es durchaus einige signifikante Einflussgrößen für den Erfolg der Zurücksetzens gibt.
So machen zum Beispiel recht hohe Wassertemperaturen von z.B. über 20°C gerade Salmoniden durchaus zu schaffen.
Auch lässt sich aus einigen Studien ablesen, dass Fische die auf Kunstköder (Wobbler, Spinner, Blinker, Gummifisch etc.) gefangen wurden weniger häufig nach dem Zurücksetzen verendeten, als Fische die auf Naturköder (Tauwurm, Köderfisch) gefangen wurden.
Wer sich einmal durch die Ergebnisse verschiedenster Studien zum Zurücksetzen wühlen möchte, dem sei diese Bachelor-Arbeit empfohlen, die eine tollen Überblick bietet.
Am Ende geht es vor allem für den Fisch aber um ein Weiterleben – eine Entscheidung die ein Angler oftmals binnen Sekunden direkt am Wasser treffen muss.
Wer regelmäßig tatsächlich draußen am Wasser unterwegs ist wird so gut wie nie verendete Fische finden, deren Todesursache auf den Fang und das anschließende Freilassen durch einen Angler zurückzuführen ist. Die Realität zeigt es daher wieder einmal deutlich auf:
Die Entscheidung ob ein Fisch zurückgesetzt werden kann oder nicht, ist beim Angler in guten Händen!
Kommentare
Viele sprechen davon, viele praktizieren es aber nicht viele kennen den ordentlichen Umgang mit dem Fisch. 50 Angler und 100 Meinungen und am Ende keine Quelle, bei der man einmal nachlesen und nachfragen kann. Gut das es diesen Artikel gibt :)
Dabei zeigten grade Hecht-artige und Karpfen-artige eine größere Toleranz als Barschartige.
Man beobachtet da auch schon mal das die Augen anschwellen und die Luftblase zu sehen ist !
Haben diese überhaupt eine Chance zu überleben auch wenn man alles beachtet ?
Manchmal sieht man den Fischen auch gar nichts an !
Und sie schwimmen auch ganz normal in die Tiefe !
Hier gibt es auch keine nachlesbare Nachweislich richtige Lektüre sondern nur viele Meinungen!!!
Das bringt immer Unsicherheit mit sich .....