Während ein Seehecht noch vor 10 Jahren als absoluter Ausnahmefang für nahezu jeden Norwegenangler galt, wird er mittlerweile an einigen Plätzen an der norwegischen Küste ganz gezielt beangelt und lässt sich auch recht zuverlässig fangen. Es scheint, als ob Jahr für Jahr immer mehr und größere Schwärme an die Küsten West- und Mittelnorwegens ziehen.
Hitra, Smöla, Trondheimsleia – Die Topreviere für Seehecht
Nicht überall in Norwegen gibt es starke Seehechtvorkommen. Über die letzten Jahre haben aber einige Reiseziele den Anglern sehr regelmäßig tolle Seehechtfänge ermöglicht. Ein wahres Eldorado für Seehecht-Angler bietet die Region zwischen Kristiansund und Trondheim. An der Tronheimsleia und dem Edoyfjord, mit den beiden vorgelagerten Inseln Hitra und Smöla, hat man hervorragende Chancen einen der begehrten Räuber an den Haken zu bekommen.
Die wohl stärksten Seehecht-Vorkommen in diesem Gebiet finden sich im Edoyfjord und im südlichen Bereich zwischen den Inseln Hitra und Smöla.
Seehechte lassen sich natürlich auch in anderen Regionen Norwegens sehr gut beangeln. Für eine ebenfalls gute Seehechtangelei sind zum Beispiel folgende Gebiete in Norwegen bekannt:
Sotra
Dalsfjord
Moldefjord / Romsdalfjord
Besakker (Brandsfjord)
Sognefjord
Storfjord
Ein Versuch lohnt im Prinzip aber an allen Fjordeingängen in West- und Mittelnorwegen.
Den Seehecht finden: Auf Jahreszeit und Tiefe kommt es an
Der Seehecht ist für uns Norwegenangler ein echter Sommerfisch. Ab Mitte Juli zieht er in die Fjordmündungen und steht dort dann bis in den Herbst hinein in sehr großen Schwärmen. Wer die Seehechte jetzt findet, kann sie gezielt und in der Regel sehr erfolgreich beangeln. Oft wird berichtet, dass Seehechte Tiefseefische wären. In den Sommermonaten stimmt das aber zumindest für die Küste in Mittel- und Westnorwegen nur bedingt. In der Trondheimsleia und dem Edoyfjord werden die Seehechte meistens zwischen 50m und 100m Tiefe gefangen. Aus dem Dalsfjord sind Fänge aus nur 30m Tiefe bekannt.
Die meisten Seehechte werden entweder direkt hart am Grund oder bis zu 10m über Grund gefangen. Es kann jedoch auch vorkommen, dass die Schwärme im Mittelwasser stehen. Wenn dabei nicht zufällig beim ablassen oder hochholen mal ein Seehecht einsteigt, angeln wir mit unseren Grundmontagen zuverlässig am Seehecht vorbei.
Ein einheimischer Angler an der Trondheimsleia hat mir berichtet, dass er gerne einen mit einem kleinen Fischfetzen garnierten Pilker so weit es geht in die Andrift wirft, und ihn dann am geschlossenen Rollenbügel langsam absinken lässt. So durchsucht man langsam die komplette Wassersäule. Wenn ihr also Seehechte vermutet, aber am Grund keine Bisse bekommt – probiert es mit einem in die Andrift geworfenen Pilker. Mit etwas Glück lässt sich so, die Standtiefe der Seehechte herausfinden.
Montagen und Köder zum Seehechtangeln
Es gibt mittlerweile einige fertige Seehecht-Systeme zu kaufen. Die meisten Systeme sind recht ähnlich aufgebaut und bestehen aus Leuchtschlauch, Oktopus und einer Doppelhaken Montage.
Naturködermontagen für Seehechte
Dass es sich bei den von Meeresprofis entwickelten Seehecht-Systemen, ausschließlich um Naturködersysteme handelt hat durchaus seinen Grund. Der Seehecht lässt sich am besten mit Naturködern fangen. Makrelen, Heringe und kleine Seelachse zählen zur bevorzugten Beute der Seehechte und sind daher auch die idealen Köder die als Fetzen oder im Ganzen angeboten werden.
Paternostermontage
Der Klassiker ist eine einfache Paternostermontage. Das bedeutet, ein Endblei und zwei oder drei Seitenarme. Eine solche Montage lässt sich zum einen prima in der Abdrift angeln und ist zum Anderen recht wenig anfällig für Verwicklungen. Wer möchte, kann seinen Naturköder auch mit etwas Kufperdraht oder Bait-Elastic zusätzlich am Haken sichern und den Köder so vor einem „abfressen“ schützen - wirklich notwendig ist es beim Seehecht aber nicht. Da Seehechte ordentlich "bezahnt" sind, empfiehlt es sich die Vorfachschnur ruhig eine Nummer stärker zu wählen. Eine Monofilschnur mit Durchmesser 1mm hält den Seehechten recht lange stand.
Leuchtschlauch, Perlen und Spinnerblätter: Zusatzreitz oder unnützer Kram?
Viele Norwegen-Angler schwören beim Naturköderangeln auf Zusatzreize: Spinnerblätter, Rasseln, Auftriebsperlen, Flasher, Leuchtschlauch und Oktopusse sollen zu noch besseren Fangergebnissen führen. Die Meinungen und Erfahrungen ob dieses zusätzliche „Kimm-Bimm“ wirklich so viel bringt gehen sehr weit auseinander. Da ich gerne Montagen bastle habe ich mir zum Seehechtangeln auch eine recht aufwändige Montage mit Draht-Seitenarm, Oktopussen, Leuchtschläuchen und Spinnerblättern gebastelt. Im Praxis-Test hat das dann auch gut gefangen.
Zur Wahrheit gehört jedoch auch, dass mein Kollege Thomas der bei seiner Montage auf sämtliche Leuchtelemente verzichtete in der Praxis genausogut gefangen hat wie ich mit meiner „Leuchtmontage“. Und den größten Seehecht des Tages, mit einer Länge von 105cm hat er ebenfalls bekommen.
Ob komplizierte Montagen etwas bringen oder nicht – müsst ihr selber herausfinden. Zwei Vorteile haben Leuchtschläuche die man über die Mundschnüre der Vorfächer zieht dann allerdings ohne Zweifel: Sie bieten unserer monofilen Vorfachschnur etwas Schutz vor den Scharfen Zähnen des Seehechts und versteifen das gesamte Vorfach. Dadurch lassen sich Verwicklungen recht zuverlässig vermeiden.
Fischfetzen am Pilker: Einfach fängt!
Wem aufwändige Naturködermontagen zu lästig sind, für den bietet ein Solo-Pilker der einfach mit einem Fischfetzen garniert wird, eine einfache und fängige Alternative. Zwei Vorteile dieses Systems: Man kann bei gleicher Tiefe mit deutlich weniger Gewicht angeln als bei Naturködermontagen und man hat einen wesentlich direkteren Draht zum Köder und spürt auch die feinsten Bisse sehr deutlich. Der Pilker dient bei dieser Art der Angelei letztlich nur als Gewicht, um den Köder in der Tiefe zu halten – große Pilkbewegungen wie man sie etwas vom Dorschangeln kennt, sind nicht nötig. Das sanfte Auf- und Ab der Wellen reicht völlig um das Filet verführerisch in der Tiefe wedeln zu lassen.
Seehecht Rekorde
Dass der Seehecht in Norwegen absolut im Kommen ist, sieht man auch wenn man sich die Rekordfänge ansieht. Während manche Rekordfische oft Jahrzehnte die "Hitparade" anführen, fällt der Seehecht-Rekord mittlerweile fast jährlich. Aktuell liegt die Schallmauer wohl bei ca. 1,25m Länge und ca. 15kg Gewicht. Im Mai 2018 wurde in der Region Stavanger bereits ein 15kg Exemplar mit dem Netz gefangen.
Fänger(in) | Größe / Gewicht | Fangplatz | Bild | Jahr |
---|---|---|---|---|
Tore Jan Skeie | 124cm , 14,55 kg | Boknafjord | hooked.no | 2018 |
Paul Hanke | 122cm, 14,01 kg | Edoyfjord | hooked.no | 2017 |
Judith Brommeland | 13,23 kg | Sotra | hooked.no | 2014 |
Wissenswertes zum Seehecht
Weltweit sind aus der Familie der Seehechte aktuell 16 verschiedene Gattungen bekannt. Der von uns in Norwegen beangelte europäische Seehecht ( Merluccius merluccius ) hat ein sehr großes Verbreitungsgebiet. Er ist im Prinzip an allen europäischen Atlantikküsten zu finden und wird bis hinunter vor Westafrika gefangen. Auch im Mittelmeer und an der südlichen Schwarzmeerküste gibt es Populationen. Die Literatur spricht außerdem davon, dass die Seehechte tagsüber eher passiv am Grund liegen, und nachts in höhere Wasserschichten aufsteigen um dort Schwarmfische (Makrelen, Heringe etc.) zu jagen. Ob das auch für Norwegen so stimmt? Schwer zu sagen: Gefangen werden die meisten Seehechte in Norwegen tagsüber beim Naturköderangeln auf Grund oder knapp darüber.
Namen
Wie nahezu alle Fischarten im Nordatlantik hat auch der Seehecht mehrere Namen.
Lateinischer Name: Merluccius merluccius
Norwegischer Name: lysing
Englischer Name: hake
Tschechischer Name: Štikozubec obecný
Spanischer Name: merluzza
Synonyme: Seehecht, Hechtdorsch , Europäischer Seehecht
Umgang mit Seehechten an Bord
Wenn es gelungen ist, einen Seehecht ins Boot zu holen sollte man beim Hakenlösen gut aufpassen. Seehechte haben äußerst scharfe Zähne und auch die Kiemen sind nicht ohne. Wenn dazu noch ein schaukelndes Boot sowie die Freude über den Fang kommt hat man sich schnell ein paar "Andenken" eingefangen. Handschuhe und lange Lösezangen können helfen das Seehechtangeln ohne größere Blessuren zu überstehen.
Der Seehecht als Speisefisch
Nicht nur an der Angel, auch in der Küche macht der Seehecht eine gute Figur, denn:
Der Seehecht hat, sauber filetiert, praktisch keine Gräten mehr. Der eher fettarme Fisch besitzt ein weisses, zartes und fein schmeckendes Fleisch.
Man kann den Seehecht daher selbstverständlich braten, backen oder fritieren wie andere Seefische auch.
Perfekte Seehecht-Rezepte
Sein ganzes kulinarisches Potential spielt der Seehecht aber aus, wenn man sich etwas Zeit nimmt und ihn schonend zubereitet. Sein feiner Geschmack kommt besonders zur Geltung wenn man den Seehecht nicht mit zu vielen Gewürzen oder stark schmeckenden Beilagen verfälscht.
Dazu ein paar Beispiele:
Seehecht gedünstet, in Kräuterrahmsoße
Eine Pfanne buttern und etwas Weisswein dazu geben, zum aufkochen bringen, das mit Salz gewürzten Seehechtfilet einlegen und unterhalb des Siedepunktes garen. Kräuter fein schneiden, Fisch kurz vor Garende bei 80 Grad im Ofen warmhalten, entstandenen Dünstfond zu fertiger Fischgrundsoße geben, aufkochen, die frischen Kräuter dazu und z. B. mit Nudeln und Karamellkarotten servieren.
Eine detailierte Anleitung mit vielen Bildern zu diesem Rezept findet ihr ebenfalls hier bei Netzwerk Angeln:
Seehecht: Filets gedünstet in Kresse-Kräuterrahmsosse, mit Karamellkarotten und Kartoffeln
Seehecht pochiert, auf Wurzelgemüse
Lauch, Sellerie und Karotten in feine Streifen schneiden, und in einen Topf mit gut gewürztem Fischfond geben und aufkochen. Die Seehechtfilet (hier eigenen sich gut die dicken Stücke) in den Fond geben unter unter dem Siedepunkt garen (= pochieren). den fertigen Seehecht auf dem Wurzelgemüse aus dem Fond anrichten und servieren z. B. mit Salzkartoffeln oder Baguette und zerlassener Butter
Seehecht gedämpft, mit frischem grünen Spargel
In einem Dämpftopf oder Topf mit Dämpfeinsatz und Deckel zerstossene Nelken, etwas zerstossenen Koriander und ein paar Lorbeerblätter geben, kurz anrösten und mit Weisswein und Wasser ablöschen. Die Seehechtfilet gesalzen auf das Dämpfgitter/Dämpfeinsatz legen und im Dampf gardämpfen lassen. Servieren mit gekochtem grünem Spargel und Sauce Hollandaise und Salzkartoffeln.
Seehecht bei niederer Temperatur gegart, auf Rahmsauerkraut
Seehechtfilets mit flüssiger Kräuterbutter bestreichen und abgedeckt im Ofen bei ca. 80 Grad garziehen lassen. Vorher ein Sauerkraut kurz auswaschen und trocknen, Apfel und Zwiebel karamellisieren, das Sauerkraut dazu geben, etwas Fischfond dazu und gar kochen, am Schluss mit Sahne verfeinern und etwas Stärke binden. Den fertig gegarten Seehecht auf dem Sahnekraut und z. B. Kartoffelpüree oder gebratene Nudeln servieren.
Viel Erfolg beim Angeln auf Seehechte und Petri Heil in Norwegen wünscht
Franz Hollweck
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