Als man Tigernüsse in den 1990er Jahren als Karpfenköder entdeckte, brachten Angler den nussig süßen Erdmandeln zunächst noch eher wenig Vertrauen entgegen. Mittlerweile hat sich das doch deutlich geändert. Fast jeder Karpfenangler hat mittlerweile Tigernüsse im Futtereimer.
Bei genauer Betrachtung ist das nicht verwunderlich, denn Tigernüsse bringen doch einige recht praktische Eigenschaften mit sich:
Vorteile von Tigernüssen:
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Wer es bislang also noch nicht mit Tigernüssen auf Karpfen probiert hat, sollte dies unbedingt nachholen. In diesem Artikel erfahrt ihr Alles was beim Angeln mit Tigernüssen zu beachten ist.
Top-Secret Teamangler Marcus Geistert ist regelmäßig mit Tigernüssen auf Karpfen erfolgreich.
Tigernüsse kaufen
Ganz am Anfang steht natürlich der Kauf von Tigernüssen. Dabei sollte man zuerst einmal entscheiden ob man sich die Rohware kauft und selbst Hand anlegt um sich perfekte Tigernüsse zuzubereiten oder ob man sich angelfertige (sog. "Ready") Tigernüsse kauft.
Zum Saisonstart im Frühjahr bekommt man Tigernüsse häufig besonders günstig im Angelgeräte-Fachhandel.
Tigernüsse angelfertig kaufen
Tigernüsse aus dem Glas gibt es im Angelgeräte-Fachhandel zu kaufen.
Im Angelgeräte-Fachhandel werden oftmals bereits zubereitete Tigernüsse fix und fertig angeboten. Sie sind in Gläser oder größere Plastikbehälter abgefüllt und können sofort benutzt werden.
Das ist natürlich sehr bequem. Glas aufschrauben und schon kann es losgehen. Die Qualität der im Fachhandel angebotenen bereits fertig zubereiteten Tigernüsse ist grundsätzlich meist in Ordnung, oftmals werden für die "Ready-to-use" Tigernüsse sogar die besonders großen und schön geformten Exemplare herausgesucht.
Man kann damit also durchaus gut Angeln und natürlich auch Karpfen fangen. Wer jedoch längerfristig mit Tigernüssen angeln möchte, wird schnell feststellen dass es relativ teuer wird jedes Kilo Tigernüsse einzeln verpackt für etwa 6€ zu kaufen.
Tigernüsse im 25kg Sack kaufen
Wer längerfristig mit Tigernüssen angeln möchte, sollte sich gleich ein größeres Gebinde kaufen. Trocken gelagert sind die Nüsse über Monate haltbar.
Die Alternative ist das Rohprodukt. Also getrocknete Tigernüsse die man im gut sortierten Angelladen in 25kg Säcken erwerben kann. Mit einem Preis von oftmals weniger als 2€ pro Kilo sind diese schon deutlich erschwinglicher.
Um aus den getrockneten Tigernüssen attraktive Angelköder bzw. Partikel zu machen, bedarf es allerdings einiger Vorbereitung.
Was sind eigentlich Tigernüsse?
Der Begriff „Tigernüsse“ ist unter Anglern sehr geläufig, außerhalb der Angelszene werden Tigernüsse als Erdmandeln (Cyperus esculentus) bezeichnet. Erdmandeln wohl deshalb, weil die süßlichen Knollen unter der Erde heranwachsen. Das ursprüngliche Verbreitungsgebiet ist der Mittelmeer-Raum.
Von Menschen genutzt werden Erdmandeln schon sehr lange, in ägyptischen Gräbern fand man sie so zum Beispiel bereits als „Grabbeigabe“. Heutzutage werden Tigernüsse vor allem in Spanien angebaut – von dort kommt auch ein Großteil der Tigernüsse die wir als Angler im Fachhandel kaufen. Tigernüsse aus Spanien, dem größten Anbaugebiet der Erdmandeln in Europa
Tigernüsse zum Angeln vorbereiten
Die getrockneten Tigernüsse sind steinhart und wirken nicht so, als ob sie für Fische besonders attraktiv sein könnten. Das ändert sich jedoch schlagartig, wenn man Tigernüsse richtig behandelt.
Tigernüsse richtig kochen
Wie bei den meisten Partikeln die man zum Karpfenangeln verwendet, ist es sehr ratsam auch Tigernüsse vor dem Angeln zu kochen. Erst dann entfalten die „Tigers“ ihren vollen Geschmack den die Karpfen so lieben. Beim Kochen gibt es 2 verschiedene Vorgehensweisen, die im Ergebnis relativ ähnlich sind. Für welche der beiden Methoden man sich entscheidet ist Geschmacksache.
Methode 1: Die Tigernüsse lange kochen
Tigernüsse in einen Topf geben, komplett mit Wasser bedecken und ca. 1 – 1,5 Stunden leicht kochen. (Die Kochzeit hängt von der Größe der Tigernüsse ab).
Anschließend füllt man die Tigernüsse, samt dem heißen Wasser in ein verschließbares Behältnis zum Beispiel in einen Eimer mit Deckel, ein Fass oder in eine Kühlbox. In den nächsten Stunden quellen die Tigernüsse im heißen Wasser dann immernoch etwas nach und sind dann angelfertig.
Der oft beschriebene „Tigernuss-Schleim“ dem eine besondere Lockwirkung nachgesagt wird, entsteht aber erst, wenn man die gekochten Tigernüsse noch einige Tage (immer voll mit Wasser bedeckt) stehen lässt. Der dann einsetzenee Gärvorgang (Fermentierung) ist verantwortlich für den weißlichen Schleim der sich dann auf den Tigernüssen bildet.
Vorteil beim direkten kochen: | Es geht insgesamt schneller, weil man sich das einweichen bzw. quellen lassen der Tigernüsse sparen kann. |
Nachteil beim direkten kochen: | Man verbraucht beim langen Kochvorgang relativ viel Energie. |
Extra-Tipp: Wenn den Tigernüssen beim Kochen etwas Zucker hinzugegeben wird, beschleunigt sich der Gärvorgang. Man muss jedoch penibel darauf achten, dass die Tigernüsse immer vollständig mit Wasser bedeckt sind – sonst kann es passieren, dass sie schimmeln.
Methode 2: Die Tigernüsse vorquellen lassen und kurz kochen
Deutlicher Unterschied: Gekochte Tigernüsse vergrößern ihr Volumen und werden viel attraktiver für Karpfen
Die etwas weiter verbreitete Methode ist das Kochen von Tigernüssen, nachdem man sie zunächst vorquellen lässt. Dabei geht man wie folgt vor:
Man gibt die Tigernüsse in ein Gefäß und übergießt sie mit kaltem Wasser. Als Faustformel hat sich 1 Liter Wasser auf 1kg Tigernüsse ganz gut bewährt. Nun lässt man die Tigernüsse einfach ca. 24 Stunden stehen – dabei saugen sich die Nüsse mit Wasser voll und vergrößern dabei ihr Volumen.
Nun füllt man die Tigernüsse mitsamt dem Wasser in einen Kochtopf, gibt nochmal etwas Wasser hinzu und kocht die Tigernüsse dann ca. 30-45 Minuten. Nach dem Kochvorgang füllt man die Tigernüsse in einen verschließbaren Behälter und lässt sie abkühlen. Jetzt sind die Tigernüsse einsatzbereit.
Auch bei dieser Methode gilt: Wenn man den Tigernuss-Schleim haben möchte, muss man die Tigernüsse (am besten an einem warmen Ort) noch einige Tage stehen lassen.
Gekochte Tigernüsse aufheben und einfrieren
Wenn man einmal zuviel Tigernüsse gekocht hat, muss man sie nicht sinnlos verfüttern, gekochte Tigernüsse lassen sich auch prima aufheben. Sobald die Tigernüsse abgekühlt sind, lassen sie sich prima portionsweise einfrieren. Man kann ruhig etwas Flüssigkeit mit einfrieren, das beugt Gefrierbrand vor.
Tigernüsse ohne kochen zum Angeln verwenden
Wer zum Karpfenangeln im Ausland unterwegs ist, hat mitunter das Problem dass im Auto der Platz fehlt um mehrere Eimer fertig vorbereitete Tigernüsse mitzunehmen. In solchen Fällen, kann man Tigernüsse auch ohne sie zu kochen einsatzfertig machen. Das funktioniert wie folgt:
Man füllt die trockenen Tigernüsse in eine PET-Flasche (ungefähr zu 2/3 voll machen), gibt etwas Sweetner oder Zucker hinzu und füllt die PET-Flasche mit Wasser auf. Anschließend legt man die Flasche einfach für 2-3 Tage in die Sonne. Vorsicht ist beim Öffnen der Flasche geboten, beim der in der Flasche stattfindenden Gärung bildet sich jede Menge Kohlensäure die beim Öffnen dann entweicht. Auf Deutsch: Es sprudelt gewaltig. Der Vorteil dieser Methode liegt auf der Hand, man spart sich das Kochen der Tigernüsse und kann sich ohne große Hilfsmittel auch direkt am Wasser frische Tigernüsse zubereiten.
Kein Schleim bei Tigernüssen?
Immerwieder hört man Hilferufe von Anglern die Tigernüsse wie beschrieben zubereiten, und dennoch werden die Tigernüsse nicht richtig schleimig. Das liegt meistens nicht daran, dass man irgendetwas falsch gemacht hat – sondern schlicht an den Nüssen selbst. Gerade wenn Tigernüsse schon etwas älter und länger gelagert sind, schleimen sie oft nicht mehr so stark. Dennoch muss man die Tigernüsse deshalb nicht entsorgen – sie sind (natürlich gekocht) auch ohne Schleim sehr fängig!
Angeln mit Tigernüssen
Wenn man die „Tigernuts“ richtig vorbereitet hat kann es endlich ans Wasser gehen..
Anfüttern mit Tigernüssen
Hartmais und Tigernüsse: Partikel auf dem Futterplatz.
Häufig hört man davon, dass man die Karpfen erst an Tigernüsse gewöhnen müsse, damit diese richtig "zünden" und man anglerische Sternstunden erleben kann. Das ist vom Grundsatz her richtig, denn die Tigernuss ist keine natürlich vorkommende Nahrung in deutschen Gewässern. Die Erfahrung zeigt jedoch, dass Tigernüsse oft sofort fangen. Ein wesentlicher Grund dafür dürfte ganz einfach sein, dass mittlerweile schon viele Jahre mit Tigernüssen geangelt wird. Gewässer in denen diese Köder gänzlich unbekannt sind, dürften heutzutage daher eine sehr große Ausnahme sein.
Beim anfüttern mit Tigernüssen gibt es im Prinzip keine großen Besonderheiten zu beachten. Wie hoch der Anteil der Tigernüsse im Futtermix ist, hängt letztlich davon ab, mit welcher Futterstrategie man unterwegs ist.
- Möchte man einen hochattraktiven Futterplatz anlegen, der schnell viele Fische (auch viele Weißfische) anlockt?
- Oder hat man viel Zeit um einen Futterplatz aufzubauen und versucht vorallem die größeren Exemplare herauszupicken?
- Wie sieht der Karpfenbestand im Gewässer überhaupt aus? Gibt es viele Satzkarpfen?
- Gibt es viele "Beifische" wie etwa Brassen, Zwergwelse oder Schleien?
- Kann man ufernah füttern oder braucht man Hilfsmittel? Ist es überhaupt möglich größere Mengen Futter auszubringen?
Anhand dieser Fragen sieht man schon, dass die Situation von Gewässer zu Gewässer sehr sehr unterschiedlich sein kann. Genau darin liegt die Herausforderung für den Karpfenangler. Sich Gedanken machen, eine Strategie zurecht legen und dann hoffentlich erfolgreich sein.
Da Tigernüsse relativ klein sind, bieten sie den Vorteil dass man viele einzelne "Happen" für die Fische anbieten und somit dafür sorgen kann, dass die Karpfen den Futterplatz kräftig umwühlen. Aufgrund ihrer kleinen Größe und dem geringen Gewicht der einzelnen Tigernuss lassen sich Tigernüsse ohne Boot nur schwer auf Distanz anfüttern. Selbst mit Hilfsmitteln wie Futterschleuder oder Futterschaufel ist bei einer Weite von ca. 30 Metern Feierabend. Jetzt hilft nur noch eine sogenannte Futterrakete. Damit lassen sich Tigernüsse bis auf eine Weite von etwa 100m befördern, wie zielgenau das dann funktioniert, kommt darauf an wie gut man werfen kann. Für kleinere Mengen ist das durchaus praktikabel, wer aber mehr als 2 oder 3kg mit der Futterbombe ausbringen möchte, dem wird die Freude daran doch recht schnell vergehen.
Wer direkt an seinem Hakenköder noch ein paar Tigernüsse platzieren möchte, kann auch auf einen PVA-Beutel zurückgreifen. Da die nassen Tigernüsse den Beutel auflösen würden kann man die Tigernüsse entweder zerkleinern (ein Boilie-Crusher funktioniert dabei prima) und sie mit etwas Grundfutter vermischen. Alternativ kann man seine Tigernüsse aber auch in einen DIP einlegen der das PVA-Material nicht auflöst. Die meisten Dips die zum Kauf angeboten werden sind "PVA-sicher".
Montagen zum Angeln mit Tigernüssen
Ähnlich wie bei Hartmais oder anderen Partikelködern stehen dem Angler verschiedene Möglichkeiten zur Verfügung wie er die Tigernuss dem Karpfen anbieten kann.
Der Klassiker: 2 Tigernüssen am Haar konnten einen schönen Spiegelkarpfen überlisten.
Auch richtig vorbereitet sind Tigernüsse noch recht hart, weshalb im Prinzip ausschließlich eine Anköderung am Haar infrage kommt.
Bei der Anköderung der Tigernüsse am Haar kann man dann entsprechend variieren. Häufig werden Tigernüsse in einer Kette aus 2 oder mehr Tigernüssen angeboten. An sehr stark beangelten Gewässern kann es sich auch lohnen, eine einzelne Tigernuss am Haar anzubieten – man hat dann präsentiert dann genau den gleichen Köder den man auch gefüttert hat.
Da mittlerweile auch künstliche, schwimmende Tigernüsse angeboten werden kann man die Tigernüsse auch aufgepoppt knapp über Grund anbieten. Aufgepoppte Tigernüsse sind gerade wenn man es auf Graskarpfen abgesehen hat, ein absoluter Top-Köder.
Tigernüsse lassen sich erstklassig mit Artificial Baits, beispielsweise künstlichen Maiskörnern kombinieren.
Boilies, Dips und Mehle auf Tigernuss-Basis
Dass Karpfen die kleinen Nüsse richtig gerne mögen hat sich mittlerweile herumgesprochen, entsprechend viele „Nebenprodukte“ auf Tigernuss-Basis sind mittlerweile erhältlich.
Sweet Dreams Tigernuss-Dip der Firma Top-Secret
So werden dem Angler im Fachhandel etwa
- Tigernuss Boilies
- Tigernuss Mehl
- Tigernuss Spray
- Tigernuss Dipp
- Tigernuss Liquid
angeboten.
Wer lieber den "Rohstoff" haben möchte, dem sei Tigernuss-Extrakt bzw. Tigernuss-Sirup angeraten. Der süßlich, zähflüssige Sirup wird durch das pressen von Tigernüssen gewonnen und bildet aufgrund seiner Konsistenz große Wolken im Wasser.
Viel Erfolg beim Angeln mit Tigernüssen wünschen.
Marcus Geistert
https://marcus-geistert-fishing.de/
und
Franz Hollweck
Kommentare
Die hier dokumentierte "Tigernuss-Nutzungsstrategie" hat mir als "Karpfen-Legastheniker" sehr weiter geholfen.
Ein sehr informativer Bericht, der die Details auf den Punkt bringt.
Prädikat = Empfehlenswert