Vor einigen Jahren kam ein neuer Trend beim Zanderangeln auf: Das Angeln in der Dämmerung und Nacht mit flach laufenden Wobblern, über Steinschüttungen, an Buhnen-Packungen und in flachen Buchten. Als Angler der mit Gummifischen erst spät so richtig warm wurde hat mich diese Methode schon früh angesprochen. Schon immer war ich der Meinung, das Angeln mit Hardbaits ist zumindest viel einfacher und entspannter als das Jiggen und Faulenzen mit Gummifischen und zu manchen Zeiten sogar erfolgreicher.
Wie es funktioniert, welche Kniffe und Schwierigkeiten es gibt, und dass es nicht nur mit den nun wieder hip gewordenen Flachläufern klappt möchte ich euch in diesem Artikel aufzeigen.
Der Zander heisst nicht umsonst auch „Glasauge“. Er ist ein Augenräuber, sieht hervorragend. Wie eine Katze besitzt er einen reflektieren „Restlichtverstärker“, geschaffen für die Jagd im Dunklen. Die Helligkeit durch das meist klare, manchmal sogar glasklare Wasser des Kanals empfindet er als unangenehm; die Zanderbrut hat es schwer dadurch im Kanal. Tagsüber verstecken sich die Fische und ruhen, in der Dämmerung können sie ihren Vorteil, das gute Sehvermögen, hervorragend einsetzen. Seine Futterfische stehen in den warmen Monaten weit oben auf der Steinpackung, deswegen ist er dort ebenso unterwegs. Hier hat der Wobbler Angler sogar satte Vorteile, denn anders als beim Jiggen oder Faulenzen gibt es mit etwas Kenntnis & Übung kaum Hänger! Dazu kann man in derselben Zeit mehr Strecke absuchen.
Das Angelgerät: Rute, Rolle, Schnur, „Melder“ und Sonstiges
Auch wenn der Markt ständig alles möglich „Neue“ für die Zander-Wobbelei hervorbringt, lass dich nicht kirre machen. Man braucht keine sauteure Super-Rückmeldung-Rute, sondern eine normale Spinnrute mit einer Länge ab 2,70m tut es auch.
Anders als beim Jiggen soll die Rute nicht bretthart sein, sondern eine weiche, semiparabolische Aktion haben.
Sehr gut geeignet sind Meerforellenruten, diese sind ca. 3m lang, bringen ein Wurfgewicht um die 30/50gr mit und haben genau die Aktion, die du brauchst. Gut geeignete Modelle gibt es schon ab ca. 50€.
Die Länge um 3m ist bedeutend, denn wir werfen parallel zum Ufer und wenn dann eingeholt wird, driftet der Köder nicht zu nah ans Ufer.
Man muss auch nicht weit mit der Rute werfen, im Gegenteil, wir angeln den Nahbereich ab und laufen dann weiter.
Die Rolle muss nichts Besonders leisten, eine 2-3000er Stationärrolle mit funktionierender Bremse, mehr braucht man nicht. Wichtig ist allenfalls eine saubere Schnurverlegung, denn wir werfen und kurbeln im Dunklen und das letzte was man dann braucht, sind Knoten, Schlaufen und Perücken.
Mono oder Geflecht? Es geht beides.
0,25-0,30er Mono, 0,12er-0,14er Geflochtene, was dir mehr zusagt, es spielt letztendlich keine Rolle. Da wir im Nahbereich fischen, muss man keine feinsten Rückmeldungen aus großer Entfernung erfühlen und da es im Kanal kaum Hindernisse gibt, man dem Fisch zur Not sogar zu Fuß folgen könnte, braucht es keine dicken Seile. Trotzdem gibt es keinen Grund superfein zu fischen. Da wir dicht über den Steinen agieren, braucht Geflochtene mindestens ein Mono- oder FC-Vorfach, besser noch einige Meter abriebfeste Mono/FC als vorgeschaltete Schlagschnur, so ca. 5m sind passend.
Je nachdem, was du wählst, kommen 2 Arten von „Meldern“ in Frage.
Was ist ein „Melder“?
Es ist dunkle Nacht, du wirfst und wirfst, siehst aber kaum was. Das Gefühl, wo ungefähr dein Wobbler grad ist, geht zwischenzeitlich oft verloren und man will und kann sich nicht ständig voll konzentrieren.
Es kann also passieren, dass du dir den Einhänger deines Köders, den Wirbel oder No-Knot-Verbinder deines Vorfachs in den ersten Rutenring kurbelst; das will niemand. Und zu früh raus heben will man den Wobbler auch nicht (den Grund erkläre ich noch).
Also zieht man einen stramm sitzenden Gummistopper auf die Mono-Schnur.
Bei Geflecht knüpft man einen grob geratenen Verbindungsknoten mit überstehenden Enden zur Schlagschnur. Endlich ist mal keine vollendete Knotenkunst von Nöten.
Und diejenigen, die unbedingt Geflecht mit kurzem Mono-Vorfach samt Wirbel oder No-Knot-Verbinder verwenden wollen, anstatt lange Mono-Schlagschnur mit Verbindungsknoten, ziehen ebenfalls einen Gummistopper auf die Geflochtene.
Dann „meldet“ eben dieser Stopper oder dieser Knoten: „Achtung, der Köder ist gleich wieder vor dir“. Du hörst und fühlst, wie er durch den obersten Rutenring geht.
Da du dir im Tageslicht angeschaut hast, wo dein Wobbler im Wasser ist, wenn der Knoten/Stopper den ersten Ring erreicht, und dann mitgezählt hast, „wieviel Kurbelumdrehungen“ du nach dieser „Meldung“ noch machen musst, um
a) den Köder raus heben zu können
und ihn
b) gleichzeitig exakt an der Stelle hängen hast, an der du ihn - ohne auch irgendetwas sehen zu müssen - wieder gut auswerfen kannst,
bist du in der Lage „blind“ zu Angeln!
Der „Melder“ schont deine Konzentration enorm und ist beim ständig wiederkehrenden Prozedere eine Mordserleichterung!
Landehilfe Kescher
Ein wichtiges Utensil ist noch der (zwingend gummierte!) Kescher. Er muss irgendwo verstaut oder festgemacht werden können. Egal wie fit dein Rücken (noch) ist, niemand hat beim Strecke machen Lust einen Kescher zu schleppen, immer wieder abzulegen und aufzuheben.
Wenn du allein angelst, sollte der Kescher mit einer Hand hervorzuholen und aufzuklappen sein. Alles andere ist Rumgemurkse, das dich im Drill irre macht und evtl. auch den Fisch kostet.
Besser aber ist sowieso ein 2ter Mann dabei, nicht nur zum Keschern. In der Dunkelheit ist immer irgendwas, wo man für Hilfe mehr als dankbar ist. Und ganz ehrlich: diese Art des Angelns ist ungemein eintönig, erst recht, wenn es nur spärlich beißt, was am DEK eher die Regel ist. Ein guter Angelkumpel, mit dem man sich unterhalten kann, Fänge und Pleiten teilt, macht es nicht nur viel interessanter, gemeinsam hält man auch länger durch, erfreut sich ebenso an den Fängen des Anderen und fängt selbst auch mehr.
Bequeme Laufschuhe sind ein Muss, so wenig Gepäck wie möglich, welches angenehm sitzt, macht vieles erträglicher, und ganz wichtig: Kopflampe nicht vergessen.
Das war's jetzt aber auch wirklich zum Thema Gerät.
Zanderwobbler: Flachläufer und Suspender
Bauform: Einteilig, Schlank
Größe: 5-25cm lang (übliches Standardmaß sind 10-17cm).
Farbe/Dekor: für mich am liebsten naturnah, bei klarem Wasser und zumindest in der Zeit, in der noch Tageslicht vorhanden ist. In der Dunkelheit und bei Trübung dann lieber auffallend, also weiß bis grell fluo-farbig und UV-aktiv. In hellen Nächten auch gern mal schwarz, damit sich die Silhouette von unten gegen die dann helle Wasseroberfläche absetzt. Es gibt aber auch genügend kompetente Kollegen, welche sagen, „die Farbe ist vollkommen egal“.
Tauchtiefe: 0,5m, max. 1m/1,5m
Aktion: nur ganz leicht flankend/rollend, bloß nicht hektisch zappelnd, bei einem Stopp langsam und möglichst waagerecht steigend.
Nicht wundern, wenn du den tollen, neuen Zanderwobbler überhaupt nicht in der Rute spürst, wie denn auch, bei so einem Laufverhalten. Genau dies ist gewollt. Man erkennt geeignete Modelle an der schlanken Form Typ „Minnow“ und kurzen, kleinen, starkwinklig abstehenden Tauchschaufeln.
Warum muss die Langsamkeit der Führung auch noch mit einem „slow action“-Lauf verbunden sein?
Der Zander muss seine Beute beobachten und einschätzen können, wenn er sie schlagen können soll. Er mag zwar seine Beute auch hetzen, ihr dann den Spielraum zur Flucht nehmen, indem er sie gegen Spundwände oder an den Steinpackungen gegen das Ufer drückt, auf flache Sandstrände jagt, zum endgültigen Einsaugen jedoch, muss er den Fisch passend erwischen. Und das ist umso leichter, je langsamer und berechenbarer die Beute ist. Vorteil und Spaßfaktor für uns: der Biss kommt dann mit viel stärkerer Vehemenz.
Zander-Wobbler: Geeignete Modelle
Ein paar der Köder, die speziell für diese Angelart und den Zielfisch entworfen wurden oder sich als besonders fängig herausgestellt haben, stelle ich kurz vor.
Zanderkönig
Der Zanderkönig von Fisch & Fang war 2016 einer der ersten Wobbler, der genau für diesen Einsatz und Zielfisch promotet und vermarktet wurde. Und ja, er macht seine Sache wirklich verdammt gut. Unter den speziellen Zanderwobblern hat er vergleichsweise noch recht viel Aktion.
11cm/23gr. - es gibt ihn in mehreren Farben und auch in einer Junior-Variante mit 8,5cm/14gr. 2 Drillinge.
Balzer Zanderscheuche
Balzer hat eine ganze Reihe innovativer Wobbler auf den Markt gebracht, die Balzer MK Adventure Zander Scheuchen. Dabei wurde einer der Entwicklungsschwerpunkte auf die Eigenschaft UV-aktiv gelegt. Die spezialisierten Suspender kommen in gleich 10 Designs und 2 Größen daher; 11cm/15gr./2 Drillinge und 13cm/21gr./3 Drillinge. Aber auch bei den Modellen der MK Adventure UV Booster- und UV Booster Nature-Wobblern dürften einige für den Zanderjäger interessant sein. Zu finden im 2022er Balzer Katalog auf den Seiten 138-142 .
Der Erleuchtete
Der Erleuchtete“ von Baited wurde eine Zeit lang auf Social-Media-Plattformen beworben, wird aber wohl nicht mehr vertrieben, Man findet ihn jedoch unter anderen Markennamen oder Namenlos bei z.B. Amazon. Er fällt in meiner Auswahl nicht nur aufgrund seiner geringen Größe aus dem Rahmen (8,2cm/8gr.), sondern auch weil er fluoreszierend ist, also bestrahlt werden kann und dann im Dunklen ein schwaches Eigenleuchten hat. Er hat nahezu keine Aktion, läuft fast geradeaus, fängt aber irre gut, auch ohne ihn extra zu beleuchten. Ach ja, auch preislich zählt er zu einer ganz andere Kategorie, nämlich richtig günstig. Tipp: Fluoreszierende Gegenstände laden sich nicht über die Dauer der Lichteinstrahlung auf, sondern über die „auf sie einwirkende Licht-Intensität“. Man nutzt also eine möglichst starke Lichtquelle, z.B. den Foto-Blitz, und kann dann sofort loslegen..
Nachtläufer
Die Nachtläufer von Zanderkant sind perfekt für diesen Einsatz und die 5 Designs vollendet durchdacht. Naturnah bis grell, teilweise stark UV-aktiv, 3 haben ein „enttarntes Design“ (unten dunkel, oben hell - eben genau andersherum als die natürliche Tarnung eines Fisches, somit bewusst auffallend). 12,5cm/22gr. und gleich 3 sauscharfe Drillinge. Ein extrem ruhiger Lauf. Gefangen habe ich mit allen Nachtläufern. Trotzdem hat man schnell einen Liebling in so einer Sammlung, nutzt diesen häufiger, fängt somit automatisch mehr als mit den anderen und fühlt sich mit seiner Wahl bestätigt. Mein Favorit ist der „Reaktor“..
Rapala X-Rap
Wer den (ultra-)Flachläufern nicht traut: Der X-Rap von Rapala läuft als Suspender mit ca. 1,20m etwas tiefer und sollte in keiner Kiste fehlen.
Klassiker: Rapala Husky Jerk
Einer der Wobbler die von Anfang an beim nächtlichen Zanderangeln im Einsatz waren ist der Husky Jerk von Rapala. Den Wobbler gibt es schon weit länger als den Trend "Zanderangeln mit Wobbler". Er bringt alles mit was für einen erfolgreichen Zanderköder notwendig ist.
Geheimtipp: Rapala Rip Stop
Beim Rapala Rip Stop handelt es sich um einen Wobbler der eigentlich zum twitchen entwickelt wurde. Die am hinteren Ende befindliche Schaufel soll den Wobbler beim twitchen oder jerken schnell abbremsen und eine noch zackigere Köderpräsentation ermöglichen. Das hört sich interessant an, ist uns beim Zanderangeln aber nicht so wichtig, wichtiger ist die Tatsache, dass der Wobbler schon bei geringster Einholgeschwindigkeit die leicht flankende Aktion entfaltet. Er eignet sich deshalb perfekt zum nächtlichen Zanderangeln. Langsam eingeleiert ist er eine absolute Bank auf Zander.
Wobbler mit UV-Aktivität nachrüsten!
Wie vieles andere beim Angeln ist Farbe oft eine Glaubensfrage. Dasselbe gilt für die UV-Aktivität. Fische können im UV-Bereich sehen, wir nicht. Deswegen fällt es so schwer, uns in diese Welt rein zu denken.
Man checkt die Eigenschaft bei Ködern mit einer UV-/Schwarzlicht-Lampe und ist manchmal erstaunt, was da so in der Köderkiste leuchtet und auch was nicht.
Es gibt eine sehr einfache Möglichkeit, einem Köder UV-Aktivität zu verpassen: Den UV-Marker Edding 8280, erhältlich im Schreibwarenhandel.
Du kannst deiner eigenen Kreativität damit freien Lauf lassen.
Rasseln beim Zanderangeln mit Wobbler
Ein Thema das auch immerwieder für Diskussionen sorgt sind Rasselkugeln in den Zanderwobblern. Lockt das Rasseln die Zander an oder verscheucht es sie? Ehrlich gesagt kann ich hier keine eindeutige Tendenz erkennen, ich fange sowohl mit Rassel-Wobblern als auch mit den Silent-Wobblern.
Sinkende Wobbler - mit Zählmethode manchmal die bessere Wahl
Steinpackung, nacht und dann ein sinkender Wobbler? Das wird teuer....! Nein, kein Sorge, mit ein paar kleinen Kniffen lassen sich auch sinkende Wobbler sehr gut nachts an der Steinpackung angeln.
Doch warum sollte man überhaupt sinkende Wobbler verwenden?
Stellen wir uns noch mal eine Steinpackung vor. Überall auf ihrem Verlauf, vom Ufer bis zum Grund, tummelt sich das Leben dicht zwischen und über den Steinen. Da sind die Kleinkrebse und sonstiges Fischfutter-Getier, somit auch die Kleinfische, die der Wasser-Drache haben will.
Warum also nur nahe der Oberfläche angeln, wenn der Tisch doch einige Meter darunter gedeckt ist? Stellt man sich den Lauf eines flachlaufenden Schwimmwobblers vor, den man Richtung Packungsende wirft, stellt man fest: der wirklich heiße Bereich wird nur ganz kurz gekreuzt, evtl. sogar gar nicht, wenn die Fische im Herbst wieder tiefer stehen und nicht mehr zum Jagen aufsteigen.
Einen sinkenden Wobbler kann ich durchgehend dicht über den Steinen führen, er läuft permanent in der heißen Fangzone!
Den Köder jedoch ohne Hänger über den Steinen führen zu können, ist etwas tricky aber es geht.
- Die Sinkgeschwindigkeit des Köders muss man kennen. Dazu teste ich ihn im Hellen, werfe Richtung Kanalmitte und zähle gleichmäßig vom Aufschlag an bis er den Grund erreicht.
- Um es besser erklären zu können, sage ich beispielsweise jetzt mal, ich konnte bis 9 zählen, dann wurde die Schnur schlaff.
- Durch Schätzung und Erfahrung kenn ich ungefähr den Winkel, wie sich die Steinpackung zum Ufer hin hebt. Der Erwerb dieser Erfahrung hat mich so einige Hänger gekostet, aber gut.
- Nun kann ich den sinkenden Wobbler ans Ende der Packung werfen, zähle bis 7 oder 8 und hole ihn langsam ein. Oder ich werfe in das erste Drittel der Packung, zähle nur bis 3 und hole ein.
- Das alles verlangt einiges an Übung, einige Kämpfe den Köder wieder zu bekommen und natürlich immer denselben Köder zu benutzen. Dann klappt das aber schon nach kurzer Zeit ganz gut.
Dieses sogenannte "Countdown-Angeln" funktioniert natürlich auch tagsüber, auf andere Räuber, ausgezeichnet. Diese Technik sollte man als Spinnangler unbedingt in seinem Repertoire haben.
Sinkende Köder-Modelle
Ich liebe dafür den Jackson Real Jerk, in 10 (13,5gr.) oder 12cm (23gr.), Dekor von Natur (Baitfish) bis Schockfarbe (Firetiger), je nach Licht und Sichtigkeit des Wassers.
Man kann ihn, anders als viele andere sinkende Köder, sehr langsam führen, er läuft dann bei gleichmäßigem Zug in leichter S-Schlangenlinie, absolut natürlich & unaufdringlich, so wie ein echter Fisch. Also nur stumpf ganz langsam einleiern, nix rumzupfen, nix jerken oder so.
Das ist mein absoluter Favorit für diese Methode (und andere Methoden, macht z.B. in 17cm Größe (44gr.) auch auf Hecht eine sehr gute Figur). Er ist nur leider nicht mehr im Programm von Jackson. Es gibt aber noch einige zu kriegen, außerdem gibt es baugleiche bis ähnliche von anderen Herstellern. Such nach ähnlichen Modellen, Namen wie S-Curver, etc. Wie kann man einen so geilen Kunstköder nur vom Markt nehmen?!
Eine Modell das ich aktuell für diesen Zweck teste und auch schon erste Zander damit gefangen habe ist der Savage Gear 3D Bleak Glide Swimmer.
Alternativen zum Wobbler
Die Zählmethode funktioniert natürlich mit allen sinkenden Ködern, z.B. auch mit Spinnern, Sie dürfen nur nicht zu schnell sinken und müssen langsam zu führen sein.
Nur von Blinkern halte ich persönlich wenig, wenn es auf die Hundszähne geht. Da gibt es aber auch ganz andere Meinungen von Leuten, die gut mit Blinkern fangen.
Eines muss ich jedoch zugeben:
Schon das fischen mit den Flachläufern ist eine sehr eintönige Sache, das langsame Einleiern langweilt schnell. Beim Angeln mit sinkenden Ködern kommt noch die Wartezeit dazu, die der Köder braucht um bis in die Fangzone zu sinken. Das erfordert nochmals Geduld.
Man kann nur hoffen, dass die Fische gut beißen, ansonsten benötigt man für beide Methoden eine starke Ausdauer.
Zanderangeln mit Wobbler im Kanal
An meinem Hausgewässer, den Dortmund-Ems-Kanal habe ich mir das nächtliche Zander Wobbeln letztlich selber beigebracht. Wenn man an Kanälen angelt, ist eine Struktur immer vorhanden und immer Standplatz für Fische: Die Steinpackung!
Dies ist "die" Fangzone am Kanal, der fischreichste Bereich in einer ewig langen, monotonen Wasserwüste, egal um welche Fischarten es geht.
Das Zanderspinnen ist hier jahreszeitlich auf die warmen Monate begrenzt, Schonzeitende bis Herbstbeginn. In dieser Zeit kommen sie abends in der Dämmerung die Steinpackung rauf und jagen bis zum Hellwerden, manchmal extrem Ufer nah mit nicht mal mehr 20cm Wasser unter dem Kiel.
Wichtig ist trotz der scheinbaren Eintönigkeit Gewässerkenntnis:
Die Zone, die man befischen will, sollte man näher kennen und verstehen.
- Wo ist ungefähr das Ende/der Fuß der Steinpackung am Grund?
- Wie tief ist es da?
- In welchem Winkel steigt die Packung bis zum Ufer an?
Man muss ein Gefühl dafür entwickeln, in welchem Bereich der Steinschüttung es ungefähr wie tief ist, für die Wahl des passenden Schwimmwobblers oder dafür, wie lange man den sinkenden Köder fallen lassen darf, bis man einholt (dazu später mehr).
Außerdem ist auch wichtig zu wissen: Wie ist die Uferbeschaffenheit?
Schließlich laufen wir in stockdusterer Nacht viel Ufer ab und sollten halbwegs über Bodenstruktur, Löcher und andere Stolperfallen Bescheid wissen. Du solltest die Strecke also mindestens 1x bei Tag besichtigt haben.
Strategie am Kanal: Werfen, Laufen, Werfen, Laufen
Die Angelzeit für Zander beginnt mit dem Einsetzen der Dämmerung. Theoretisch ist Beisszeit bis zum Sonnenaufgang, aber wer hält schon so lange durch. Eine „Best“-Zeit konnte ich nie ausmachen.
Ich werfe also ein gutes Stück in Laufrichtung raus, bis Höhe Packungsende, dann langsam einholen. 2ter Wurf sehr Ufer nah, 2-3m vom Ufer.
Damit ist dieser Standplatz bereits abgeklappert, weiter geht's.
Laufen bis zu dem Punkt, wo man zuvor hingeschmissen hat, hier wieder die 2 Würfe, und wieder weiter; das ist Strecke machen!
Und es ist im Prinzip her auch schon alles; Angeln für Doofe, das kann wirklich jeder.
„Langsam“ einholen heißt, wirklich langsam! Ödes Schneckentempo, so dass der Wobbler gerade noch Aktion zeigt. Dabei muss man sich wirklich beherrschen. Es bringt aber nix, wenn wir den Zandern den Köder aus dem Sichtfeld ziehen.
Bei der ufernahen Führung spürt man deutlich, wenn der Wobbler gegen Steine rappelt. Dann Rute höher halten und noch langsamer kurbeln, damit er so gerade darüber hinweg schwebt. Das klappt am besten, wenn man sich auf ein, zwei Ködermodelle einschießt, ihr Tauch-Verhalten genau kennt und diese „blind“ führen kann
Die meisten Bisse bekomme ich übrigens bei dem ufernahen Wurf.
Wenn sich irgendwo Kleinfische tummeln, etwas diese jagt und erst recht, wenn man einen der Wasser-Drachen fängt, natürlich an diesem Platz eine Zeit lang verweilen und es weiter versuchen. Zander sind Rudeljäger, wo einer ist, sind immer auch andere.
Der Vollständigkeit halber erwähne ich, dass es noch eine andere Methode gibt, einen flachlaufenden Wobbler über der Steinpackung zu präsentieren.
Uferschleppen mit der Bolo-Rute
Es funktioniert, keine Frage, vor allem weil man noch viel mehr Strecke macht als beim Werfen und so eher auf umherziehende Zander stösst. Diese Methode ist aber wirklich sehr beschwerlich, vor allem in der Dunkelheit!
Es gibt jedoch tatsächlich Kollegen, die das regelmässig praktizieren.
Fischgröße am Kanal? Realistisch bleiben!
Bevor ich zu den „großen Zanderflüssen“ komme und von dem dort deutlich besseren Bestand und der deutlich höheren Durchschnittsgröße im Vergleich zum Kanal schwärme, muss ich auf das Thema „Größe des Fangs“ eingehen. Der Zander ist bei den Raubfischen für mich eine Besonderheit.
Denn anders als bei Barsch und Hecht kann man beim Zander die Zielgröße kaum durch Strategie und Köder beeinflussen. Wie bei der Schleie bei den Friedfischen.
So gesehen ist jeder Fangerfolg gleichwertig. Die Bestätigung des Anglers ist der Fang selbst, nicht seine Größe.
Zanderangeln mit Wobbler am Fluss
Die Zanderbestände an Rhein, Elbe, Ijssel sind um ein vielfaches besser als im NRW-Kanalnetz; sowohl von der Bestandsdichte als auch von der Durchschnittsgröße her.
Schneidertage sind an meinem Hausgewässer DEK eher Alltag, die Standart-Größe liegt bei 40/45cm, ein ü60-Fisch ist bereits ein richtig guter Ausnahme-Fang.
Da können die großen, namhaften Flüsse deutlich mehr.
Und natürlich hat auch an den bekannten Zander-Flüssen das Angeln mit Flachläufern einen unglaublichen Boom erlebt.
Noch zwei Pluspunkte für die Ströme: Erstens, die Saison läuft dort deutlich länger. Wenn im DEK die Zander Anfang Oktober wortwörtlich abtauchen und nicht mehr bis hoch auf die Steinpackung kommen, geht es an den großen Flüssen erst so richtig los und die Fangzeit zieht sich bis in den Dezember rein. Und Zweitens sind die Chancen, in dem doch oft trüberen Flusswasser auch im Tageslicht einen zu erwischen, wesentlich besser als am Kanal.
Trotzdem ist auch am großen Strom die Dämmerung und die Nacht die eigentliche Fangzeit. Das allermeiste an bisher Gesagtem zum Wobblerangeln auf Zander gilt auch für diese Reviere.
Mit einer großen Ausnahme: Strecke machen braucht man dort nicht, ist evtl. sogar ein Fehler.
Zander an den Buhnen suchen
Überall gilt: Zander sind Schwarmfische. Sie haben zwar Plätze, an denen sie ruhen, die sie besonders ansprechen, sind aber i.d.R. zur Jagd im Verband über größere Strecken unterwegs.
Am Kanal ist der Bestand so dünn, dass man suchen sollte, ja sogar muss. Der Ansitzer mit der Stellfischrute kann gemütlich warten, bis ein Trupp vorbei zieht, der aktive Werfer nicht, weil er so lange kaum durchhält den Köder zu präsentieren.
Wenn man am Fluß einen Spot, eine gute Buhne hat, von der man weiß, dass dort öfter Zander gefangen werden, dann sollte man dort bleiben, denn sie werden schon irgendwann kommen. Wer hier Strecke macht, läuft evtl. an den Fischen vorbei oder gibt seinen eigentlich guten Platz dem nächsten Angler her.
An der Buhne gilt: man sucht den Zander nicht, er kommt zu einem.
Ich wechsele nur den Wurfplatz an der Buhne und fächere die Umgebung ab, mal suche auch stromauf, überwiegend aber stromab, in der Strömung, die in die Buhne gedrückt wird, und bevorzugt um den Buhnenkopf herum. Die Führung mit der Strömung ist schwierig, da der Köder dann zu schnell läuft. Trotzdem hab ich den einen oder anderen Zetti auch schon so gefangen. Natürlich jagen die Fische potentiell überall innerhalb des Buhnenkessels, aber auch hier kommen die meisten Bisse nah an den Steinen, sehr oft direkt vor den Füssen.
Übrigens sind nicht nur die Buhnen gute Reviere, sondern z.B. auch die langgezogenen Steinschüttungen an den Aussenkurven. Sehr gut sind generell alle Bereiche, in denen die Strömung bricht, sich Kehrwasser bilden und dort, wo das Wasser fast steht.
Zanderangeln mit Wobbler in Seen und Teichen
Noch etwas weniger Beachtung findet bislang das nächtliche Zanderangeln mit Wobbler an Stillgewässern. Klar, wer am See nachts auf Zander geht, nimmt klassischerweise einen Köderfisch. Doch auch hier kann man mit dem Wobbler erfolgreich sein.
Die Grundregel fürs Nacht-Spinnfischen mit Wobbler lautet: Flachbereiche suchen. Auch im See ziehen die Zander nachts in sehr flaches Wasser um Beutefische zu jagen. Absolut ideal sind flache Buchten die direkt an tieferes Wasser grenzen, hier ist der Weg für den Zander nicht weit. Im Vergleich zum Kanal und zum Fluss haben wir in stehenden Gewässern auch die Möglichkeit in flachen Buchten relativ gefahrlos mit der Wathose zu agieren und unseren Aktionsradius so nocheinmal zu erweitern.
Das Nachtangeln auf Zander muss sich übrigens nicht nur auf die Abendstunden erstrecken. Eine gute Taktik im Winterhalbjahr kann es sein, am frühen Morgen wenn es noch dunkel ist auch mal einen Wobbler zu montieren und durch die flache Bucht zu ziehen. Erst beim Hellwerden wechselt man dann auf Gummifisch und versucht es eine Etage tiefer.
Biss, Anhieb, Drill und Landung beim Zanderangeln mit Wobbler
Beim Angeln mit Gummifisch gilt der Biss als das Highlight; das Tock, der berühmte Stromschlag.
Beim Wobbeln sind die Bisse weit vielfältiger.
Ein Klassiker: der Zander hängt sich an dem Köder einfach am Enddrilling ein; plötzlich wird das Einleiern schwerer, so als wenn du etwas Kraut erwischt hast. Das erlebst du oft? Dann wirst du es nicht gern hören: Da wurde meist der Köder zu schnell geführt!
Manchmal touchieren Zander ihre Beute nur, also ein Bodycheck mit dem Körper. Oder sie wollen Futterfische nach unten drücken. Das sind die Momente, wo der/die Haken irgendwo am Körper stecken.
Ich konnte mal ein Rudel Zander beobachten, welches im flachen Wasser in einen Schwarm Kleinfische fuhr. Sie schlugen wild um sich und sammelten danach die verwirrten und getroffenen Fischchen einsaugend ein.
Drei von ihnen konnte ich in wenigen Minuten nacheinander fangen.
Ebenso gibt es immer wieder den Fall, dass die Jäger den Wobbler wirklich wortwörtlich bis vor die Füße verfolgen und erst beim raus heben attackieren. Ich hatte Bisse, als der Wobbler schon aus dem Wasser war, der Zander streckte manchmal sogar noch den Kopf raus um ihn zu kriegen. Leider entstehen auch so viele Fehlbisse, weil man einfach zu schnell handelt. Zwing dich nicht nur zu einer wirklich langsamen Führung, sondern heb auch den Wobbler laaaangsam raus.
Am Schönsten sind aber natürlich brutale Attacken mit enormem Einschlag. Von denen bekommst du mehr, je mehr du den Rat mit dem Rentner-Tempo umsetzt.
So vielfältig die Bisse sind, so flexibel muss der Angler anschlagen.
Wichtig ist zunächst, dass die Rute immer in einem Winkel zur Schnur steht; die Rute muss den Biss melden, nicht das Schnurlaufröllchen!
Und auch nur so kann man vernünftig anschlagen.
Du hast eine weiche Rute, evtl. auch ein paar Meter Mono mit Dehnung, also sei nicht zu zaghaft, der Busche hat ein hartes Maul.
Bei vernünftigen Bissen hängen die Fische aber oft schon von selbst und den Rest macht der scharfe Haken plus der Druck im Drill.
Und bei diesen Bissen direkt vor dir… was soll ich da Kluges schreiben?
Das sind solche Schreckmomente, da ist überlegtes Handeln kaum noch möglich. Ich wünsche dir einfach nur viel Glück in so einem Moment.
Zander sind Waschlappen im Drill, heißt es. Ja, das stimmt auch zum Teil, wenn man sie z.B. mit einem Hecht vergleicht. Er springt nicht, schüttelt sich nicht so wie dieser. Trotzdem drillt man einen Zander immer mit durchgehendem(!) Druck, denn sonst macht er eine Art schlängelnde Bewegung vom Schwanz ausgehend, entlädt diese Körperspannung mit einem Schlag und kann so den Köder aus dem Maul katapultieren.
Bei der Landung mit dem Kescher muss man gut auf die noch frei hängenden Haken des Wobblers achten. Verhaken sich diese schon am Rand des Keschers, während der Fisch „noch draussen“ ist, wird es verdammt eng. Man führt ihn also über den untergetauchten Kescher und hebt ihn erst an, wenn er mittig darüber steht. Und wer einmal einen Zander + Wobbler mit 2 noch frei hängenden Drillingen im Dunkeln aus einem nicht-gummierten Kescher rausgepopelt hat, weiß warum ich eine Gummierung als zwingend ansehe.
Ansonsten ist die Steinpackung immer für eine Handlandung gut, denn wo will der Fisch denn hin flüchten?
Los geht's
Probier’s mal aus. Ich behaupte nicht, dass man so zwingend mehr fängt, als durch Jiggen und Faulenzen, aber zumindest ist das Angeln mit Flachläufern viel einfacher und auch noch viel günstiger. Man muss nicht hochkonzentriert und Hänger trächtig am Gewässergrund rumzupfen um Tick oder Tock zu finden, mit Edelruten jeden Pickel am Boden erfühlen & ein Diplom in Gummifischformen & -farben machen, um Zander zu fangen.
Noch ein letzter Tipp: fang vor der Dämmerung an, dann ist Zeit die passenden Wobbler zu wählen, ihren Lauf zu erkunden, sich an die Abläufe und das Gelände zu gewöhnen, so dass alles auch in tiefer Dunkelheit problemlos klappt.
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