Den Zander im Winter finden
Während die Zander im Sommer sehr aktiv sind, und weite Strecke zurücklegen schränken sie im Winter ihren Aktionsradius doch deutlich ein. Deshalb ist es jetzt im Winter noch entscheidender die Zander zu finden. Denn: Wo keine Zander sind kann man auch keine fangen.
Winterstandplätze der Zander im See
Im Winter stehen die Zander im See tief! Doch warum ist das so und stimmt das überhaupt?
Die Theorie dahinter, lässt sich leicht erklären wenn man sich die physikalischen Eigenschaften von Wasser ansieht und dessen Auswirkungen auf einen See.
Praktische Erfahrungen beim Zanderangeln im Winter in stehenden Gewässern
Das klingt soweit erstmal alles einleuchtend, doch ist es in der Praxis tatsächlich so?
Hier ist tieferes Wasser meist in Wurfweite erreichbar. Ideal sind natürlich Angelstellen an denen sich ein Übergang von flacherem Wasser in tiefes Wasser abzeichnet. Man hat dort dann die Möglichkeit verschiedene Gewässertiefen abzuangeln.
Barotrauma bzw. Trommelsucht bei Zandern aus großer Tiefe:
Zander haben wie andere Barschartige eine geschlossene Schwimmblase ohne Verbindung (Luftgang) zum Darmsystem. Das bedeutet, sie können Druckunterschiede nur sehr langsam ausgleichen. Ein Drill aus größerer Tiefe verursacht bei Zandern daher mitunter ein sogenanntes Barotrauma. Neben den hervortretenden Augen (Glubschaugen) ist für den Zander vorallem die sich beim hochholen vergrößernde Schwimmblase problematisch. Der Zander kann mitunter nichtmehr abtauchen und würde zur leichten Beute für Wasservögel. Ein Zurücksetzen von sehr tief gefangenen Zandern ist daher problematisch. Bis zu welcher Tiefe man angelt muss jeder Angler für sich entscheiden. Als Richtwert sei angemerkt, dass viele Vertikalangler ihre Zanderköder nicht tiefer als 10m anbieten.
Winterstandplätze der Zander im Fluss
Lassen sich die Erfahrungen aus dem See nun auch einfach auf das Zanderangeln im Fluss übertragen? Ja und Nein.
Grundsätzlich ist man im Winter auch im Fluss in tieferen Bereichen oft nicht falsch, wenn man es auf Zander probieren möchte und dennoch verhalten sich Zander in Flüssen anders als in Seen.
In Flüssen herrscht Strömung, dadurch wird der Wasserkörper ständig durchgemischt – eine stabile Temperaturschichtung wie im See findet man hier nicht vor. Es gibt also hier im Fluss nicht so einen ausgeprägten Temperaturunterschied zwischen Wasseroberfläche und Gewässergrund wie an einem See. Es sind hier andere Faktoren an denen sich der Zander orientiert – die ihn aber dennoch öfter in die tieferen Bereich locken.
- Lichteinfall
- Strömung & Sauerstoff
- Dem Futter hinterher
Natürlich müssen Zander auch im Winter fressen und sind daher zwangsläufig auch immerwieder dort zu finden wo sich die jeweils typischen Beutefische aufhalten. Gerade wenn es schon richtig kalt ist, ziehen Weissfische häufig in Häfen um dort in dichten Schwärmen zu stehen. Wer solche Stellen findet hat einen absoluten Hotspot zum Zanderangeln im Winter entdeckt.
Den Zander im Winter beangeln
Wenn man sich also Gedanken über mögliche Standplätze von Zandern gemacht hat, kann es jetzt endlich an das gezielte Beangeln der Stachelritter gehen. Je nach Möglichkeit kann man den Glasaugen entweder vom Boot oder vom Ufer aus auf die Schuppen rücken.
Zanderangeln im Winter vom Ufer
Gummifische und Faulenzer-Technik: Der Klassiker beim Zanderangeln im Winter!
In den letzten Jahren hat sich bei Uferanglern gerade in der kalten Jahreszeit das sogenannte Faulenzen durchgesetzt. Dabei wir der Gummifisch durch gemäßigtes ankurbeln vom Grund gestartet und taumelt dann wieder langsam in Richtung Grund. Da wir meist in tieferem Wasser unterwegs sind, reicht hier oft schon eine Kurbelumdrehung um eine Absinkphase von etwa 2 Sekunden zu erzeugen. Nach meiner Erfahrung ist man damit an den meisten Wintertagen ganz gut beraten. Je leichter man die Jigköpfe wählt desto besser gelingt das langsame Faulenzen. Dem entgegen steht, dass man gerade vom Ufer aus öfter auf weite Würfe angewiesen ist, um überhaupt die tieferen Bereiche zu erreichen. Hier muss man einen passenden Kompromiss finden. In den Stauseen die ich im Winter gerne vom Ufer aus beangle komme ich mit 5-10g Jigköpfen meistens sehr gut zurecht.
Passende Gummifische für den Zander im Winter
Mein Netzwerker Kollege Jean hingegen geht die Sache gelegentlich auch anders an, und angelt über einen längeren Zeitraum konsequent 20cm Gummifische, gezielt auf Zander wohlgemerkt. Seine Fangbilder zeigen immer wieder, dass Zander gerade im Winter überhaupt kein Problem mit richtig großen Ködern haben. Auch hier gilt wie so oft beim Angeln, ausprobieren und seinen eigenen Weg finden.
Bei der Köderform von Gummifischen für Zander unterscheidet man Gummifische nach ihrem Laufverhalten und den Druckwellen die sie aussenden. Bei Zanderanglern sind schlankere Gummifische mit etwas kleineren Schwanztellern recht beliebt. Ich benutze sie auch gerne, aber auch typische Hechtgummifische mit einem flankenden Lauf bringen mir im Winter regelmäßig Zander. Es funktioiert also beides. Die dritte Kategorie, die No-Action Shads können im Winter manchmal auch eine sehr gute Alternative sein. Gerade an Tagen an denen sich die Zander nicht sehr beissfreudig zeigen kann man auch damit sein Glück versuchen.
Da ich oft nach konkreten Modellen gefragt werde, hier einfach einige Gummifischmodelle die man zum Zanderangeln im verwenden könnte:
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Hersteller | Modell(e) | |
Royber | Abroymer | |
Balzer Shirasu | Z-Shad | |
STORM | Tock Minnow | |
Keitech | Easy Shiner | |
Lunker City | Shaker |
Welche Köderfarben fangen im Winter?
Das ist dann meistens die nächste Frage, und meine Antwort fällt da ehrlich gesagt sehr kurz aus: Alle!
Wer unter Anglern ein abendfüllendes Thema braucht, der sollte nach Erfahrungen mit Köderfarben beim Zanderanglern fragen. Zehn Angler, elf Meinungen trifft es da ganz gut.
Natürlich wurde auch schon versucht sich dem Thema Köderfarben wissenschaftlich zu nähern. Mit einem für uns Angler allerdings durchaus etwas ernüchternden Ergebnis. Sowohl eine Studie mit Barschen, als auch ein recht komplex aufgezogener Versuch von Walleye-Anglern in den USA zeigten, dass die Köderfarbe keinen so eklatanten Einfluss auf die Fänge hat, wie wir als Angler uns das oft ausmalen. In Zahlen ausgedrückt, lag der Unterschied zwischen der besten Köderfarbe und der schlechtesten bei den Walleye-Experimenten bei gerade einmal sieben Prozent.
Wer das im Detail mal nachlesen möchte, findet einen entsprechenden Artikel dazu im Angelmazin in-fisherman.com
Nichtsdestotrotz gibt es recht komplexe Theorien zu Köderfarben. Hier einmal zwei ganz simple Ansätze:
- Maximaler Kontrast:
Eine relativ einfach Theorie geht davon aus, dass man dem Zander einfach einen Köder mit maximalen Kontrast zur Umgebung anbieten muss. Bei hellen Gewässergrund wie etwa Sand oder Kies, setzt man auf dunkle Köder. Bei trüben Wasser setzt man hingegen Schockfarben ein damit der Köder möglichst gut gesehen werden kann.
- Naturgetreue Kopie:
Ein ebenfalls sehr pragmatischer Ansatz basiert darauf, dass echte Beutefische ihre Farben nicht wechseln – und der Zander sie immer fressen muss. Egal ob Frühjahr oder Herbst, egal ob Tag oder Nacht. Wenn man einen Köder anbietet der möglichst detailgetreu so aussieht, wie die natürliche Nahrung in einem Gewässer kann man nach dieser Theorie nicht viel falsch machen.
Die Frage nach der besten Köderfarbe für Zander im Winter kann ich also auch nicht abschließend beantworten – das Problem ist, dass man nie weiß ob ein Fisch den man gerade gefangen hat, nicht auch auf einen anderen Köder gebissen hätte. Aber eines ist gewiss: In der Zeit, in der man in der Köderkiste kramt, kann man schonmal keine Zander fangen.
Dennoch schleppe ich, wie fast alle anderen Zanderangler auch, Unmengen von verschiedenen Gummiködern mit ans Wasser. Ich wechsle den Köder vor allem für mich selbst – d.h. wenn ich 40 oder 50 Würfe gemacht habe, und keinen Kontakt hatte wechsel ich mal den Köder um wieder neue Hoffnung und Motivation zum „weitermachen“ zu schöpfen.
Ein weiterer Grund, warum zumindest ich hunderte Gummifische im Angelkeller liegen habe ist die Tatsache, dass Gummifische einfach schön sind und ich mir gerne welche kaufe.
Gummifische mit Geschmack - Sinn und Unsinn von Lockstoffen bei Gummiködern
Ein einigermaßen neuer Trend ist der Gummifisch mit Geschmack. Viele Köder werden mittlerweile bereits aromatisiert ausgeliefert. Dabei gibt es die verschiedensten Flavours die zum Einsatz kommen. Einige Gummiköder werden mit "salted" beworben, sprich sie sind gesalzen. Andere sind in Fischöl eingelegt oder werden mit Knoblauch aromatisiert. Selbstverständlich werden auch entsprechende Lockstoffe in Form von Gels oder Sprays verkauft, die man nachträglich auftragen kann. Wer jetzt seine Hoffnungen darauf setzt, dass der Zander den "Duft" wahrnimmt und dann sofort zum Köder schwimmt und ihn fressen möchte, den muss ich leider enttäuschen.
Der Zander bemerkt dann jedoch recht schnell, dass es sich nicht um einen echten Fisch handelt und spuckt den Köder wieder aus. Dieser Vorgang dauert maximal 2 Sekunden - und genau diese 2 Sekunden haben wir Zeit, um einen kräftigen Anhieb zu setzen und den Zander sicher zu haken. Die Theorie hinter aromatisierten Ködern besagt nun, dass der Zander bei Ködern mit Geschmack nicht so schnell bemerkt dass es sich nicht um einen Fisch handelt und den Köder nicht so schnell wieder ausspuckt. Dadurch verlängert sich theoretisch die Zeit in der man einen erfolgreichen Anhieb setzen kann. Persönlich achte ich bei Ködern ncht darauf ob sie aromatisiert sind oder nicht. Einige in meiner Box sind es, einige nicht. Einen wirklichen Unterschied konnte ich bislang nicht feststellen. Allerdings, und das gibt mir schon etwas zu denken, sehen das andere Angler doch deutlich anders, wie sich in unserem Artikel über geflavourte Köder nachlesen lässt. Es ist wie so oft beim Angeln, wahr und falsch gibt es wohl nicht. Das einzige was dann bleibt: Selber ausprobieren und eine eigene Meinung dazu bilden.
Angsthaken: Ja oder Nein?
Wer noch mehr zum Angeln auf Stillwasser-Zander im Winter erfahren möchte, kann sich auch unseren Film zum Thema ansehen:
Alles Gummi? Fängt im Winter nur der Gummifisch Zander?
Zanderangeln im Winter vom Boot
Grundsätzliches zum Zanderangeln in Mecklenburg-Vorpommern hat David übrigens in einem tollen Artikel hier bei Netzwerk Angeln zusammengefasst.
Vertikalangeln
Wer ein Boot zur Verfügung hat, hat es im Winter manchmal leichter an die interessanten, tiefen Bereiche zu kommen und hat außerdem den Vorteil, dass er direkt über dem vermuteten Hotspot stehen kann. Man kann somit den Köder ganz gezielt und sehr präzise im fängigen Bereich anbieten und Meter für Meter nach Fischen absuchen. Wer noch dazu ein hochauflösendes Echolot an Bord hat, kann dem Glück schon deutlich nachhelfen. Die Angeltechnik an sich, ist beim Vertikalangeln relativ einfach. Man lässt den Köder zum Grund ab, hebt ihn ca. 20cm an, hält den Köder für einige Sekunden in dieser Position und lässt ihn dann wieder ab. Den Rest, nämlich die Bewegung auf dem Wasser übernimmt dann das driftende oder vom E-Motor gezogene Boot.
Da man keine langen Absinkphasen hat, verden beim Vertikalangeln gerne Köder verwendet die ihre Aktion bereits bei geringster Geschwindigkeit entfalten. Häufig sind das Fransenköder oder eben auch No-Action Shads.
Angeln mit dem Fireball Jig
Eine besondere Form des Vertikalangelns ist das Angeln mit dem sogenannten Fireball-Jig. Diese ursprünglich in den Niederlanden entwickelte Methode erlaubt es, beim Vertikalangeln einen echten Köderfisch zentimetergenau anzubieten.
Faulenzen vom Boot im Winter
Selbstverständlich kann man beim Zanderangeln im Winter vom Boot aus auch werfen und die Köder ähnlich wie beim Uferangeln faulenzen. Insbesondere wenn man nicht genau weiß wo sich die Zander aufhalten kann man so deutlich größere Strecken absuchen als beim Vertikalangeln.
Herausforderungen beim Zanderangeln im Winter
Wer im Winter am Wasser unterwegs ist um Zander zu fangen wird vielerorts auf verhältnismäßig wenig andere Angler treffen. Das hat natürlich einen Grund, es gibt durchaus gemütlichere Angelegenheiten, als sich im Winter auf Zanderjagd zu begeben.
Kälte & Einfrierende Ringe
Sobald man bei Minusgraden unterwegs ist, hat man es beim praktischen Angeln außerdem mit einfrierenden Rutenringen zu tun. Die Geflochtene Schnur transportiert stetig geringe Mengen Wasser durch die Ringe, dort bilden sich dann Eiskristalle. Das ist nicht nur nervig, sondern auch nicht gerade schonend für die Schnur.
Um dem entgegen zu wirken, sollte man möglichst glatte Schnüre verwenden. Je glatter die Schnur, desto weniger Wasser transportiert sie. Ideal wäre da eigentlich eine Monofilschnur, diese kommt aber aufgrund ihrer Dehnung beim Spinnfischen auf Zander nicht infrage.
Die mittlerweile erhältlichen, modernen 8-fach geflochtenen Schnüre (siehe gesonderter Artikel: Geflochtene Schnur - Fakten und Mythen) sind mittlerweile aber auch sehr glatt und nehmen bei weitem nicht mehr so viel Wasser auf wie geflochtene Schnüre aus früheren Zeiten. Wenn man dann die Rutenringe während des Angelns gelegentlich noch mit etwas Glycerin benetzt (eine kleine Sprühfasche ist dafür sehr praktisch) kann man auch bei Minusgraden einigermaßen praktikabel Spinnfischen.
Beisszeiten
Wer im Winter auf Zander unterwegs ist, muss sich auf eine recht zähe Angelei einstellen. Da es sich bei Fischen um wechselwarme Tiere handelt, fahren sie bei niedrigen Wassertemperaturen ihren Stoffwechsel zurück und sind daher nicht so aktiv wie im Sommer.
Zanderangeln ist keine Mathematik!
Wenn du bis hierher gelesen hast, weißt du jetzt wie das mit dem Zanderangeln im Winter an verschiedensten Gewässern funktioniert. Dennoch hat man als Winterangler auch immerwieder Erlebnisse die scheinbar die Regeln auf den Kopf stellen. Einen meiner besten Winterangeltage auf Zander hatte ich mit meinem Netzwerker Kollegen Jean Fertig. Wir waren vom Boot aus auf einem Fluss unterwegs. Während die ruhigen, tiefen Bereiche keinerlei Bisse brachten waren die Zander an diesem Tag genau dort unterwegs, wo man sie eher nicht vermuten würde: Sie standen in sehr starker Strömung im Flachwasser - und sie hatten richtig Hunger!
An diesem Tag hatte sich wieder einmal gezeigt: Jedes Gewässer und letzlich auch jeder Angeltag sind anders. Sich als Angler an jedem Angeltag aufs Neue der Herausforderung zu stellen und die Fische zu finden und sie zum beißen zu animieren ist letztlich das was das Angeln niemals langweilig werden lässt und uns auch nach einem Schneidertag doch wieder hinaustreibt ans Wasser. Wer sich durchbeißt, dranbleibt und ausdauernd angelt wird früher oder später mit einem tollen Winterzander belohnt. Versprochen.
Viel Durchaltevermögen und tolle Fänge beim Zanderangeln wünscht
Franz Hollweck
Kommentare
Und nicht nur auf grösser ,schneller weiter,danke dafür
Jeder Tag ist anders.
Schöne Zeit