baglimitdorsch2019


  Hinweis

Am 15.10.2019 hat der Ministerrat der Europäischen Union das Baglimit für 2020 beschlossen. Alle Informationen dazu findest du im Artikel: Baglimit 2020 für Dorsch in der Ostsee.


Nach Informationen die Netzwerk Angeln aus Brüssel erhalten hat, hat der „Ministerrat“ (AGRIFISH) am 15.10.2018  auch für das Jahr 2019 ein Baglimit für Dorschangler in der westlichen Ostsee beschlossen. 

In der offiziellen Verlautbarung der EU werden KEINE Zahlen zum Baglimit genannt oder wir haben sie nicht gefunden.

Über unsere für gewöhnlich zuverlässigen Quellen konnten wir aber in Erfahrung bringen, dass es für 2019 eine Anzahl von7 Dorschen pro Angler sein wird.

Baglimit Dorsch 2019 für Angler in der Ostsee, Gebiete ICES 22 – 24

Ein Angler darf im Jahr 2019 in der westlichen Ostsee (ICES 22 - 24) pro Tag 7 Dorsche entnehmen.

Das bedeutet, das Baglimit wurde erneut nicht abgeschafft, wie es faktisch und politisch geboten wäre.

Es gab nur eine minimale Erhöhung für Angler, die für den Angeltourismus zu viel zum sterben und zu wenig zum leben bedeuten dürfte.

Die bisher geltende Schonzeit für die Berufsfischerei wurde im Gegensatz zum Baglimit gestrichen.

Die Quote für die EU-Fischerei stieg um 70 %.


Hintergründe und Institutionen zum Baglimit Dorsch für Angler in der Ostsee, Gebiete ICES 22 – 24

Um zu verstehen, um was genau es beim Baglimit für Angler beim Dorschangeln geht, wieso Angler wie auch Vertreter des Angeltourismus sich gegenüber der EU-Berufsfischerei zurückgesetzt fühlen und wie die Politik in Europa und der EU agiert, muss man zuerst einmal die die beteiligten Institutionen sowie das Gebiet um das es geht kennen.

ices22 24 karteSkizze des ICES Gebiet 22-24: Hier gilt das Baglimit für Angler

Das ICES Gebiet 22-24 ist für deutsche Meeresangler deshalb so relevant, weil es viele der beliebtesten Angelplätze der deutschen Meeresangler beinhaltet.
Bekannte Fanggebiete in denen das Baglimit somit gültig ist sind beispielsweise:

  • Heiligenhafen
  • Fehmarn
  • Rügen
  • Kieler Bucht
  • Als
  • Fünen
  • Kleiner Belt
  • Kadettrinne
  • Öresund
  • Langeland
  • Eckernförder Bucht
  • Flensburger Bucht,
  • usw.

Wissenschaftliche Beratung

Die wissenschaftliche Beratung für das Management der wirtschaftlichen genutzten Fischbestände in den Meeren der EU nimmt für die EU der ICES (International Council for the Exploration of the Sea) wahr.

Für Deutschland arbeitet das beim Bundeslandwirtschaftsministerium angesiedelte und von diesem auch finanzierte „Johann Heinrich von Thünen-Institut Bundesforschungsinstitut für Ländliche Räume, Wald und Fischerei“, kurz meist einfach „ Thünen Institut“ genannt. ICES zu.


Politische und behördliche Institutionen


EU

Die EU-Kommission schlägt auf Basis der wissenschaftlichen Beratung dem Ministerrat (Rat für Landwirtschaft und Fischerei (AGRIFISH)) vor, welche Quoten und Limits für die Fischerei in den Meeren der gelten sollen.

Im „Ministerrat“ (AGRIFISH) wird dann mit einfacher Mehrheit beschlossen, welche Quoten für die verschiedenen Arten in den Meeren der EU gelten sollen oder weitere Einschränkungen bei unsicheren Beständen wie Schonzeiten für EU-Fischerei oder Baglimit für Angler beschliessen können.

Dies gilt dann per Verordnung direkt und unmittelbar in den jeweiligen Mitgliedsstaaten.

Für die Kontrolle und Sanktionierung sind die jeweiligen Organe der Mitgliedsstaaten zuständig

 

Deutschland

In Deutschland ist dies das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL), kurz auch Bundeslandwirtschaftsministerium genannt.

Ministerin Julia Klöckner oder die Beamten Ihres Hauses nehmen dann auch bei der EU im Ministerrat die Interessen Deutschlands wahr.

Mit welchen Punkten das BMEL die Interessen der angelnden Bürger vertreten hat, ist hier nachlesbar:
Baglimit Dorsch 2019 – Ministerium will für Erhöhung kämpfen

Das Bundeslandwirtschaftsministerium hat erst seit der Einbindung der Angler in die GFP/CFP (Gemeinsame Fischereipolitik / Common Fisheries Policy) etwas mit Anglern zu tun, da für Angler und Angeln vorher die Bundesländer zuständig waren. Die Einbeziehung der Angler zur Berufsfischerei wird von vielen Insidern auch so gesehen, dass hier Angler und deren Fänge für BMEL, Fischereiwissenschaft und EU als  „Verfügungsmasse“ zur Quotenerhöhung für die EU-Fischerei dienen sollten und nach wie vor sollen.

Zur Geschichte des Baglimits Dorsch für Angler in der Ostsee, Gebiete ICES 22 – 24

Für 2017 wurde beschlossen, dass die Angler in der westlichen Ostsee in den ICES-Gebieten 22 – 24 nur noch 5 Dorsche pro Angeltag fangen dürfen. Während der Schonzeit für die EU-Fischerei sogar nur 3 Dorsche. Dies wurde für 2018 fortgeschrieben. Beide Instrumente (Schonzeit für Berufsfischerei und Baglimit Angler) sind kein übliches Instrument zum Management der Fischbestände, sondern können zum Einsatz kommen, wenn ein von der EU bewirtschafteter Bestand nicht mehr in sicheren Grenzen ist.

Laut wissenschaftlicher Beratung der EU (ICES) ist der Bestand des Dorsches in der westlichen Ostsee ab 2019 wieder in sicheren Grenzen, so dass sowohl Schonzeit für die EU-Fischerei wie auch das Baglimit für Angler eigentlich wegfallen müssten.

Der Rat für Landwirtschaft und Fischerei (AGRIFISH), umgangssprachlich auch „Ministerrat“ genannt, hat aber nur die Schonzeit für die EU-Fischerei abgeschafft, nicht folgerichtig dann auch das Baglimit für Angler.


> Der sogenannte "sichere Bereich" an Laichdorschen (Blim) liegt bei 27.400 t

> Der „Vorsorgeansatz“(Bpa), also statistische Fehler und Unwägbarkeiten eingerechnet liegt bei 38.400 t

> Der Bestand an Laichdorschen (SSB) liegt laut Wissenschaft 2019 wie 2020 weit über den Zahlen des Bpa (Vorsorgeansatzes)
blimbpassb

Das Management der Angler in den Meeren der EU unterlag bis zur Einführung des Baglimits bei Wolfsbarsch und Dorsch den jeweiligen Mitgliedsländern der EU.

Nach Baglimit für Wolfsbarsch und Dorsch beschloss die EU dann auch zusätzlich, die Angler zusammen mit der Berufsfischerei zu „managen“ und so den Anglern über Verordnungen auch direkt und unmittelbar geltende Einschränkungen auferlegen zu können.

So wurden die Angler einbezogen zur GFP/CFP (Gemeinsame Fischereipolitik/Common Fisheries Policy) und unterliegen seitdem den für die EU-Fischerei geltenden Verordnungen (Stichwort Rückwurfverbot für untermaßige Fische (EU-Verordnung Art. 15 der VO 1380/2013), betrifft gerade auch Dorsch und Wolfsbarsch, wir berichten: Wir fragen die EU-Direktorin: Rückwurfverbot für untermaßige Fische im Meer (z. B. Dorsch in der Ostsee)).

Ebenso wurde damit dann auch die systematische Grundlage für direkte Einschränkungen und Verbote für Angler durch die EU geschaffen.

 
Dorschquote Fischerei und Baglimit Angler – der Unterschied

Dorschquote

Als Dorschquote wird umgangssprachlich die Menge an fangfähigen Dorschen bezeichnet, welche die EU-Fischerei der einzelnen Mitgliedsländer in den jeweiligen Meeresgebieten (ICES-Gebiete) fangen darf. Diese wird im Normalfall auch zu 100% ausgefischt.

Das wird TAC genannt (total allowable catch)

Die jeweiligen Mitgliedsländer verteilen dann diese von der EU zugeteilte Quote in eigener Verantwortung auf ihre Fischereibetriebe / Reedereien


Baglimit

Die Zahl der Fischereibetriebe einfach zu ermitteln ist, kann die Dorschquote in nationaler Verantwortung daher zielgenau auf die einzelnen Betriebe umgelegt werden. So kommt es auch, dass die Dorschquote von der EU-Fischerei fast immer zu 100 % real ausgefangen wird.

Im Gegensatz dazu steht das Baglimit.

Es gibt keinerlei wirklich seriöse und nachvollziehbare Zahlen, wie viele Angler in den Meeren der EU angeln und wie viele Fische wirtschaftlich genutzter Arten (z.B. Dorsch / Kabeljau) sie entnehmen.

Die vorhandenen Zahlen wurden über Umfragen und Hochrechnungen ermittelt und geschätzt. Es gibt dazu kein standardisiertes Verfahren für alle Länder der EU.

Das Thünen Institut ermittelte diese Zahlen für Deutschland. Sie werden von vielen Menschen, die sich mit der Thematik beschäftigen, auf Grund der Art der Erhebung und der Nähe des Institutes zur EU-Fischerei angezweifelt oder für nicht übermäßig seriös gehalten,

Auf dieser Grundlage wurde dann aber die Zahl der Angler und ihrer Fänge geschätzt.

Vom TAC (also der Dorschquote für die Fischerei) wurde dann den Anglern ein solcher rein rechnerischer Teil zugeordnet und auf Grund der geschätzten Zahl der Angler dann das Baglimit pro Angler und Angeltag festgelegt.

Das dies ein rein theoretischer, NICHT REALER Wert ist, während die EU-Fischerei ihre Quote komplett ausfischt, zeigen die Unterschiede bei den Zahlen:
Statt eigentlich „erlaubter“, nur geschätzter und hochgerechneter Fänge laut Wissenschaft für  2017 von ca. 1.754 t erreichten die Angler real nur 932 Tonnen.

Während also Anglern ein rein theoretischer Wert viel zu hoch an Fängen von der EU und ICES/Thünen veranlagt wurde, wurde auf dieser Grundlage der EU-Fischerei mehr Quote zugestanden. Die dann auch komplett ausgefischt wurde.

Fazit Dorschquote – Baglimit

Ursprünglich wollte die Kommission KEIN Baglimit für Angler und eine Reduzierung der Dorschquote für die EU-Fischerei um 88%.

Dann kam statt dessen das Baglimit für Angler und für die EU-Fischerei nur eine Senkung der Quote auf 56% statt 88%.

Ausgehend von den ICES-Zahlen 2016 (ICES Gebiet 22-24, Fang Fischer ca. 7373t) hätte eine Reduzierung für die EU-Fischerei um 88%  eine totale Fangmenge(TAC)  für 2017 von ca. 890 t für die gesamte Fischerei bedeutet.

Die durch das Baglimit für Angler ins Spiel gebrachte Reduzierung von 88% auf 56% weniger Fang ( also 44% von den 7373 t), ergibt dann einen Fang der Fischerei von ca. 3.244t.

Nach den Berechnungen des Thünen Institutes sollte ein Baglimit von 5 Fischen Angler (BERECHNET, nicht real) Minderfänge von ca. 900t ergeben.

Weil also Angler auf ca. 900 t verzichten, durften Fischer nun statt knapp 1.790 t (890 t bei 88% plus 900 t Minderfang der Angler) nun 3.244 t fangen, ausgehend von den 2016er Zahlen von ICES und Thünen...

Es kommt also dadurch deutlich mehr Fisch raus, als wenn Angler nicht beschränkt worden wären und der ursprüngliche Vorschlag gezogen hätte.

Das rein theoretisch ermittelte und zwangsweise verordnete Baglimit für Angler führte also dazu, dass der EU-Fischerei ein mehrfaches des theoretischen Anglerverzichtes gegenüber den ursprünglichen Vorschlägen der EU - Kommission REAL ausgefangen hat.

Damit wurde also nicht nur dem Dorschbestand, sondern auch dem Angeltourismus als Wirtschaftsfaktor in strukturschwachen Gebieten wie auch den einzelnen Anglern von der EU massiv geschadet.

 

Weitere Informationen zum Thema Baglimit auf Dorschen

Es gibt viele Zahlen und Informationen rund um da Baglimit, auf die wir gerne hinweisen. In Kooperation mit Lars Wernicke haben wir dazu viel Material gesammelt.

 

Video von Anglerdemo zum Baglimit

 

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Baglimit Dorsch 2019 – Ministerium will für Erhöhung kämpfen

Netzwerk Angeln wird weiterhin über das Thema berichten, bei Politik, Politikern, Behörden und Ministerien nachhaken und alle Angler auf dem Laufenden halten.

Kommmentar

Schon damit, dass das BMEL nicht für die Abschaffung des Baglimits kämpfen wollte, sondern nur für eine Anhebung, wurde der Grundstein dafür gelegt, dass die EU die Meeresangler wieder deutlich benachteiligt und die nachhaltige Wirtschaftskraft des Angeltourismus torpediert hat.

KEIN Angler hat etwas dagegen, wenn er keinen Fisch fängt, weil er einen schlechten Angeltag erwischt.


Aber an guten Tagen unter Umständen nach eine halben Stunde auf dem Angelkutter das Angeln wegen erreichen des Baglimits einstellen zu müssen, das ist nicht einsehbar .

Und das wird zu weiteren Rückgängen des Angeltourismus führen.

Hier fehlte dem BMEL auf Grund seiner Expertise für die EU-Fischerei und dem fehlenden Einblick bei Anglern und Angeltourismus schlicht Einsicht in Notwendigkeiten wie auch daraus resultierend die Durchsetzungskraft in Brüssel bei der EU.

Thomas Finkbeiner


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Kommentare  

Liebe Netzwerke, was ihr mit diesem Artikel erreicht habt ist eine absolute Klarstellung des Sachverhaltes zumThema Fangbeschränkung. Das sollte eigentlich, Aufgabe der Presse und den Medien der verantwortlichen Verbände sein. Was andere nicht schaffen, erreicht ihr! Macht bitte weiter so zum Wohle der Angelei. Eure Arbeit ist phantastisch!
Lieber Claus Hartwig, gerade von Dir als Praktiker von vor Ort, der wirklich hautnah mitbekommt, um was es geht, freut uns ein solches Lob sehr. Danke dafür!
Moin moin Ich bin Lübecker Angler und wir sind vom baglimit verschont da es lübecks Gewässer sind unser Mindestmaß beträgt 35cm also binnenmaß Mann sollte das auf 45cm erhöhen da 35cm zu klein ist damit schont man die Dorsche auch
Das Dorschmanagement bleibt somit was es seit Beginn war-reiner Alibiaktionismus dessen eigentlichen Ziele(und Begünstige) jedem erkennbar sind, der 1 und 1 addieren kann..

All das, wovor die Kritiker des Baglimits in zig Beiträgen gewarnt haben, nimmt jetzt Stück für Stück Realität an.

Es ist einfach nur noch zum koxxen,wie Fakten durch Politik und die angeblichen Vertreter der Angler dermaßen ignoriert werden.

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