„Noch ein neuer Gummiköder, den niemand braucht, weil es Barschköder sowieso im Überfluss gibt“, wirst du vielleicht denken. Lass dich überraschen, diese eher schlicht aussehenden Gummis können doch mehr, als man ihnen auf den ersten Blick ansieht. Sie ermöglichen Methoden, die so einfach sind, dass sie gerade für den „Normal-Angler“, der keinen intensiven Draht zum Gummifisch-Angeln bekommt, doch eine akzeptable Alternative darstellen können. Und auch der versierte Spinnfischer könnte erstaunt sein.
Angeln mit Tuben: Finesse, (B)Arsch-Wacky und mehr!
Tuben sind alles andere als neu. Es gibt sie seit der allererste „Mr. Twister“ unzählig viele, ganz verschiedene Nachkommen in die Köderboxen gebracht hat. Wie so viele Gummiköder wurden sie in den USA entwickelt, wo mit ihnen auf Musky, Walleye, Bass & Co. gefischt wird.
Im deutschen Markt haben sie allenfalls bei Spezialisten und Finesse-Fans einen Platz gefunden, im Angelladen sind sie nach wie vor selten bis gar nicht zu kriegen. Erst seit wenigen Jahren finden gerade die kleinen, für Barsche idealen Modelle, mehr Interessenten. Das hat Gründe!
Was ist eine Tube?
Die schlichte Antwort: ein hohler Fransenköder, eine Seite geschlossen, meist schwimmend. Häufig bereits vom Hersteller aromatisiert oder gesalzen, in letzterem Fall oft aus dem Grund, dass ins Gummi eingebettete Salze den Köder schwerer machen.
Was unterscheidet Tuben von anderen Gummiködern?
1.: Die meisten Raubfische „beißen“ nicht auf ihre Beute, sondern saugen sie ein, so auch Barsche. Je leichter, weicher und weniger ‚sperrig‘ ein Köder ist, umso besser gelingt es dem Barsch, diesen zu inhalieren.
2.: Durch die schwimmende Struktur spielen die leichten Fransen in der Strömung, bzw. bei leichtesten Bewegungen auch im Stillwasser verführerisch. Je nach Bewegung legen sie sich zusammen oder blähen sich auf, hauchen dem Kunstköder so visuell „Leben“ ein.
3.: Die besondere Bauart verleiht diesem Gummiköder eine Vielfalt an Verwendungen, die kaum ein anderer mitbringt. Ganz normales Jiggen/Faulenzen ist möglich, plus all die Finesse-Methoden, plus noch ganz spezielle Montagen, die uns erst dazu gebracht haben, ihm einen eigenen Artikel zu widmen.
4.: Man sagt gerade den großen Barschen, die mit vielen Jahren auf den Buckel, nach, dass sie schon jeden Köder kennen. Hier wird ihnen etwas geboten, dass sie bestimmt noch nicht gesehen haben.
Wie angelt man mit Tuben?
Wir wollen Licht in die Angelei mit Tuben bringen, werden dabei allgemeine Erklärungen zu Methoden und Techniken vernachlässigen, die für alle Gummi-Köder gelten, dafür die besonderen Eigenschaften und Vorteile herausarbeiten. Dazu konzentrieren wir uns, wie schon der Titel des Artikels sagt, auf den Zielfisch Barsch, lassen also große, wuchtige Tuben beiseite, wenden uns ausschließlich den kleineren Modellen und besonders geeigneten Finesse-Methoden zu.
Gleich zu Anfang schreddern wir schnell noch zwei Mythen, die immer wieder mit Tuben in Verbindung gebracht werden:
- Man fängt mit Tuben selbstverständlich auch in Gewässern, in denen keine Krebse vorkommen.
Tubes haben mit dem berühmt-berüchtigtem ‚Flying Lure‘ eigentlich wenig zu tun, außer, dass auch dieser eine Tube ist. Es geht bei uns um ganz andere Angeltechniken. Wobei man auch mit unseren Tubes… dazu später mehr.
Dafür, dass man diese Köder quasi nie am Wasser oder im Angelladen sieht, gibt es erstaunlich viele Anbieter: Shirasu, LMAB, Keitech, Relax, Reins, Berkley und noch mehr.
Für diesen Artikel habe ich 3 Produkte, die ich für empfehlenswert halte, näher betrachtet.
Lohmöllers Tube
- Farben: 10 + (?)
- Köderlänge: 6,5 cm
- Ködergewicht: 4 g
- Auftreibend
- Teilweise UV reaktiv
- Keine Aromatisierung
- Empfohlene Haken: Jigkopf & Widegap Gr. 1 - 2/0, Einzelhaken Gr. 4 - 2
Die sauber geschnittenen Fransen machen rund ein Drittel des Körpers aus. Wie alle Moby Softbaits-Gummiköder sollen auch die Tuben nicht mit Gummis anderer Hersteller zusammen gelagert werden, da sich die Gummi-Mischungen nicht vertragen.
Moby wirbt damit, dass ihre Produkte ‚ohne die üblichen Weichmacher Phthalate und PAK‘ hergestellt werden und deshalb ökologisch verträglicher sind. Ich bin kein Kunststoff-Experte, kann dies nicht beurteilen, sondern nur glauben oder nicht.
Die ebenfalls beworbene „höhere Haltbarkeit bei gleicher Weichheit gegenüber gewöhnlichen GuFis“ kann ich aber voll bestätigen, denn sie sind dickwandig, wirklich sehr reißfest und robust, trotzdem wunderbar weich.
Angegeben wird: „10 Farben“ …wobei es eindeutig mehr gibt.
Länge: 6,5 cm
Inhalt: 12 Stück
Für gezieltes Fischen auf Zander gibt es mittlerweile eine größere Version: „Tubi 2.0“. Wobei dicke Barsche vor diesem 9cm-Köder auch nicht zurück schrecken.
Tipp: Wem bei diesem Köder die Aromatisierung fehlt, wobei sie auch nicht nach Chemie o.ä. stinken, sondern einfach neutral riechen, der kann Aromen auch selbst hinzufügen.
Siehe das Video bei Netzwerk Angeln, "Gummifische entstinken und aromatisieren (mit Fischöl)"
Balzer Shirasu Hairy Tube
- Farben: 5
- Köderlänge: 4,5 cm
- Ködergewicht: 0,8 g
- Auftreibend
- Teilweise UV reaktiv
- Aroma: Tintenfisch
- Empfohlene Haken: Jigkopf Gr. 4 - 2, Einzelhaken Gr. 6 - 4
Da die Zwerge nicht hohl sind, sondern aus einem kleinen Voll-Körper + Fransen bestehen, sind es eigentlich gar keine richtigen Tuben, sondern Fransenköder. Diese Struktur hat jedoch seinen Grund, denn sie sind sehr weich, halten durch eben diesen Voll-Körper trotzdem noch gut am Haken. Das würde bei einem so weichen Hohlkörper nur noch schlecht funktionieren.
Es gibt sie in Blistern zu 6 Stück pro Farb-Variante;
2 verschiedene Brauntöne, 2 unterschiedliche Grüne, 1x “Whitefish“.
Aufpassen: direkt aus der Packung kleben die Fransen gern aneinander. Unbedingt vor dem Erst-Einsatz kurz auseinander ziehen.
0,8 g
schwimmend
Die Kürze, das geringe Gewicht und die vielfältigen Einsatzmöglichkeiten machen sie zu Top-Ködern für UL-Angler!
Dazu kann ich sie mir auch gut für zickige Forellen vorstellen.
Und wenn sie auch noch so klein sind, stinken tun sie wie ganz Große!
Das Tintenfisch-Aroma ist recht dominant.
Balzer bietet nicht nur die passenden Ned-Rig-Jigköpfe an (zu denen später mehr), sondern unter dem Label „Shirasu Street“ gleich die gesamte UL-Ausrüstung.
Z-Man TRD Tubez
- Farben: 9
- Köderlänge: 2,75 inch (7 cm)
- Ködergewicht: 3 g
- Auftreibend
- Teilweise UV reaktiv
- Aroma: Gesalzen
- Empfohlene Haken: Jigkopf Gr. 1 - 2/0, Einzelhaken Gr. 2 - 4
Es war nicht einfach, noch eine dritte Tuben-Variante im stationären Fachhandel der Umgebung zu finden (darum zunächst auch nur eine Packung/Sorte in den Bildern, mehr war nicht da), aber im Netz bekommt man die in den USA sehr beliebten Z-Mans ohne Probleme auch bei inländischen Online-Shops, wie z.B. bei Camo-Tackle. Die sind spezialisiert auf Finesse-Methoden und bieten wirklich alles dazu an.
Wie bei den vergleichbaren Lohmöller-Tuben sind auch diese Tuben dickwandig, sehr dehnbar und enorm reißfest! Der Kopfbereich ist etwas dicker als bei Erstgenannten; perfekt für ‚Nose Hooking‘ beim Drop Shot.
Ebenso sollen sie ungiftig und frei von PVC, Plastisol oder Phtalaten‘ sein (es gilt dieselbe pers. Einschätzung zum Thema wie zuvor) und dürfen nicht mit anderen Ködern gelagert werden.
Man kann ihnen durch Auswaschen samt Kneten etwas von dem Salz entziehen und so ein wenig mehr Auftrieb verpassen, wenn gewünscht. Die 9 verfügbaren Farben liegen alle im dunkleren Spektrum, was wohl daran liegt, dass die Amis sie bevorzugt per Ned-Rig als Krebsimitat anbieten.
Man erhält 6 Stk. pro Packung.
Größere Versionen sind unter der Bezeichnung ‚EZ‘ erhältlich.
Finesse-Angelmethoden, Montagen, Führung
Finesse-Rigs… Karpfenangler werden oft belächelt, wenn sie über diverse „Rigs“ sprechen.
Im Finesse-Bereich ist es genauso schlimm. Man gewinnt vermutlich einen 5stelligen Betrag, wenn man alle „Rig-Namen“ auswendig aufsagen kann; es ist ein Graus. Wir stellen die für Tuben wichtigsten Montagen, „Rigs“ genannt, vor allem ihren Sinn, verständlich dar.
Zuvor Definitionen - was ist was?
Klassisches US-Tube-Fishing mit innen liegendem Bleigewicht
Wie eingangs erwähnt, wird in den Staaten mit Tuben auf Muskie, Walleye und Bass geangelt. Bei allen, vor allem aber bei den größeren, ersten beiden Arten, werden dort richtig große Tuben genutzt, bis über 20cm. Dazu wird in diese ein speziell dafür gedachter „Tube Jighead“ in die Tube gesteckt, die Haken Öse durch das Gummi gedrückt. Die Tube muss gerade sitzen und der Haken zwischen den Fransen heraus schauen.
Durch die besondere Gewichtsverteilung läuft so ein Köder anders, als wenn man einen normalen Gummi am Jigkopf fischt. Man kann den Köder am Grund jiggen, ja, seine wahre Stärke zeigt er aber, wenn er zackig im Freiwasser geführt wird!
Er bricht zu den Seiten aus und im Gleitflug nach unten. Eine spannende Sache für diejenigen, wie mich, denen die meisten Finesse-Methoden zu langsam und zu langweilig sind.
Auch für mich ist das recht neu, kann nicht aus reichhaltiger Erfahrung berichten, sehe jedoch gleichzeitig noch weitere, neue Spielwiesen damit, bei z.B. Rapfen, Forellen oder Hechten. Meeres-Angler kennen solche Köder und Montagen. Fox Rage hatte recht große, vorbebleite Tuben für Hecht & Zander mal im Programm, da sind sie aber raus. Wohl nicht, weil diese Köder nichts taugen, die deutschen Angler sind nur nicht darauf angesprungen. Kein Mensch angelt so an deinem Gewässer! Und den Barschen ist so etwas auch noch nicht untergekommen.
Das Ned-Rig
Wenn von Tuben die Rede ist, fällt immer auch der Name dieser Montage. Natürlich kann man Tuben auf normale Jighaken ziehen und klassisch am Grund jiggen/faulenzen. Aber das macht nicht viel Sinn! Dafür gibt es Gummifische, die dabei mehr Aktion zeigen und viel besser geeignet sind. Ein Ned-Rig-Jighead sieht auf den ersten Blick zunächst nur klotziger aus. Dann wird klar, dass es ein Steh-auf-Männchen ist, der den Gummiköder aufrecht am Grund stehen lässt und im Fall einer auftreibenden Tube können die Fransen dann verführerisch spielen. Wir sehen darin ein Krebsimitat. Ob die Barsche das auch so sehen, weiß kein Mensch, aber viele Promi-Angler hauen das einfach mal so als „gesicherte Erkenntnis“ raus. Fakt ist zumindest: Barsche mögen diese Präsentation auf jeden Fall, woran es auch immer liegt.
Wichtig: Hier geht es nicht um einen besonderen Jigkopf. Das Ned-Rig bedarf vor allem einer speziellen Führung!
Dieser Kopf wird gaaanz langsam über den Boden geschleift, wirbelt dabei etwas Mulm auf und zieht so die Fische an. Mach damit allenfalls kleine Mini-Sprünge zwischendurch.
Klingt langweilig, ist es meiner Meinung nach auch. Trotzdem funktioniert es gut, besonders natürlich im Winter, wenn die Räuber sowieso träge sind.
Dass diese Technik sehr hängerlastig ist, kann man sich denken.
Es gibt die Ned-Rig-Jigköpfe auch mit Krautschutz, die helfen dabei, dass es nicht ganz so verlustreich wird.
Tuben an der Drop-Shot-Montage
Von allen Finesse-Methoden ist diese wohl diejenige, die sich am meisten in Deutschland durchgesetzt hat.
Und über keine andere gibt es so viele Artikel über den Aufbau, wobei die viel wichtigere Führung selten vernünftig beschrieben wird.
Netzwerk Angeln-Autor Jörg Heldt hat gezeigt, dass dies auch besser geht.
Deswegen verweise ich auf seinen Artikel "Finesse Angeln: Die Drop-Shot Montrage (Anleitung)"
An dieser Stelle ergänze ich nur die hervorragende Eignung sowohl der kleinen Balzer-, wie der größeren Tuben von Lohmöller und Z-Man für alle 3 von Jörg empfohlenen Führungsmethoden des DS-Systems. Probiere es im Flachwasser aus und schau dir an, wie das Ganze bei welcher Bewegung reagiert.
Grad die kleinen Balzer-Tuben bieten sich für DS an und stellen eine hohe Bissfrequenz in Aussicht.
Texas- & Carolina-Rig
Ich muss zugeben, diese beiden Finesse-Methoden, die ich als eine einzige Methode mit leicht unterschiedlicher Variation sehe, sind nicht so meins. Demgegenüber bevorzuge das normale Jiggen, einfach weil es eine ganze Nummer flotter vollzogen wird und die Bisserkennung besser ist. Trotzdem erkenne ich die Vorteile: die viel längere Absinkphase, die Eignung im Kraut, mit Offset-Haken sogar in Seerosenfeldern, bis zum lockenden Geräusch durch Patronen-Blei & Perle. Ebenso ist mir bewusst, dass man das Texas-Rig auch schnell führen kann. Manchmal geht Vorliebe oder Abneigung nun mal nicht nur mit sachlichen Gründen einher.
Für diejenigen, die gern so angeln, eignen sich sowohl die kleinen Balzer-Tuben, die aufgrund der Weichheit besser ganz aufgezogen werden, als auch die Lohmöller- & Z-Man-Tuben. Letztere beiden können, wie beim Drop-Shot, sowohl „Nose hooked“ als auch krautfähig „Weedless“ angeködert werden. Alle drei bringen die generellen Tuben-Eigenschaften -schwimmender Körper, lockende Fransen- in dieses Finesse-System ein.
Das Kick-Back-Rig
Auch über diese Finesse-Montage muss ich nicht viel sagen, denn der Kollege Franz Hollweck hat sie bereits ausführlich dargestellt.
Unbedingt lesenswert bei Netzwerk Angeln "Cheburashka und Kickback Rig mit Tauwurm: Wachmacher für müde Barsche!".
Und für die, die nach so viel Text von mir nun gern ein paar bewegte Bilder bevorzugen, hat Franz auch ein Video auf dem Youtubekanal von Netzwerk Angeln parat "CHEBURASHKA und KICKBACK-RIG: Mit Tauwurm auf BARSCH!":
Wenn Artikel und Video sich auch auf das Angeln mit Tauwurm konzentrieren, so wird dir die Modifikation zum Köder Tube nicht schwerfallen.
Als Softjerk unter der Oberfläche
Verlassen wir den Grund des Gewässers und schauen kurz was im obersten Stockwerk zu machen ist. Dicht unter der Oberfläche, wo Barsche gern Kleinfische jagen oder zwischen hoch ragenden Wasserpflanzen stehen und auf Beute lauern. Wir brauchen dort Köder, die zwar ein Wurf-fähiges Gewicht mitbringen, aber nur langsam sinken und sich nicht sofort im Gemüse vertüdeln, wenn sie darin abtauchen. Softjerks sind die Wahl des Finesse-Anglers. Auch dazu sind Tuben geeignet.
Einen solchen Köder „jerkt“ man, früher nannte man das zupfen. Das kann langsam geschehen oder mit kräftigeren Schlägen. Dann schießt er hin und her. Zwischendurch lässt man ihn stehen & langsam sinken.
Eine andere Form: man lässt den Softjerk in Krautlöcher oder auch zwischen versunkenes Geäst tauchen, zupft ihn Stückchenweise wieder heraus und sucht so Top-Standplätze von Sommer-Barschen ab.
Der ganz besondere Knaller: (B)Arsch-Wacky
Nun kommen wir zu der Methode, die Tuben so richtig interessant macht! „Erfunden“ hat sie samt Namen vor einiger Zeit der Angelprofi Jochen Diekmann. Seit Lohmöller seine Tube auf den Markt brachte und Diekmann mit dem Kollegen Johannes Dietel von Barsch-Alarm mit den Lohmöller-Ködern zu speziell dieser Technik ein Video veröffentlichte, finden Tuben immer mehr Fans. Trotzdem ist es weiter eine Nische, die nur wenige kennen und noch weniger praktizieren.
Die Führung
Wenn ich nun sage, „alles geht“, hilft dir das kein Stück, aber es ist schon so. Man kann z.B. ganz normal jiggen, sogar faulenzen. So gut, so unspektakulär. Mehr Aktion -und mehr Erfolg- kommt, wenn man den Köder nicht nur aus dem Handgelenk heraus, sondern mit dem ganzen Unterarm ein ordentliches Stück anzieht, danach noch 1-2 Kurbelumdrehungen macht und ihn dann in die Absinkphase gehen lässt.
Je kälter das Wasser, je trüber und je dunkler die Lichtverhältnisse, desto langsamer das Ganze und umgekehrt. Der Barsch ist ein Augenjäger, er muss den Köder schon optisch verfolgen können, wenn er ihn angreifen soll. Ein Zander jagt ungern einer Beute nach, die unberechenbar und schnell aus seinem Blickfeld verschwindet. Barsche jedoch lieben die Hatz, von daher darf der Köder ruhig hoch springen, aber er muss sichtbar bleiben. Durch die Montage brechen die Gummis dann beim Absinken aus, fallen also nicht senkrecht, sondern schräg, manchmal sogar in Spiralen, dabei legen sich die Fransen an. Das ähnelt total einer nach unten fliehenden Beute. Barsche lieben das!
Man kann das Rig auch durchs Mittelwasser ziehen und dabei richtig Radau machen. Ich habe vom Boot einen total verkrauteten See beangelt. Immer wieder spürte ich die Pflanzen, bekam beim vertikalem Auf und Ab aber keine Fischkontakte. Genervt hab ich rumprobiert. Den Köder gefühlt zum Kraut sinken, aber nur wenig darin eintauchen lassen. Ihn dann mit dem ganzen Arm aus der Schulter heraus samt Rute mindestens 2m möglichst waagerecht durchs Wasser gezogen, schnell noch paar Kurbelumdrehungen hinterher gesetzt und den dann sinkenden Köder mit der Rute verfolgt. Die Schnur erschlaffte trotzdem beim Sinken, also etwas, was man normalerweise unbedingt vermeidet. Es muss unglaublich bescheuert ausgesehen haben, quasi wie waagerechtes Pilken. Exakt das war aber der Schlüssel, endlich kamen die Bisse!
Einen Tipp zum Schluss hat Jochen Diekmann noch für uns:
Manche Tuben sind dünnwandiger und weicher, da reisst ein so wie beschrieben montierter Haken ganz schnell aus. Man kann an solchen Tuben Punkte aus Gummikleber anbringen, durch die dann nach Trocknung der Haken gestochen werden kann.
Ich wiederum möchte nochmals betonen: So angelt sonst niemand! Alles, was anders ist als das, was alle Anderen machen, ist an unseren überfischten Gewässern ein absoluter Joker! Spiel ihn aus.
Flying-Lure-Style, das Backslide-Rig
Versprochen: das ist der letzte englische Montage-Name, den ich dir heute um die Ohren haue. Die einfache Übersetzung sagt bereits, worum es geht: der Köder soll „zurück gleiten“, wobei „zurück“ bedeutet, „vom Angler weg, auf den Fisch zu“. Ja, das ist die alte Flying-Lure-Idee, die mit dem Quantum Joker wiederaufgelebt und verbessert wurde. Aber auch um den ist es schnell wieder ruhig geworden. Die Köder-Führung und Biss-Erkennung empfanden die meisten Angler als gruselig schlecht.
Das ist beim Backslide-Rig nicht viel anders, der Vollständigkeit halber möchten wir die Montage aber mit aufführen und kurz erläutern. Man braucht einen Köder, der etwas Eigen-Gewicht mitbringt, welches ungleich verteilt ist, und wo der (Offset-)Haken-Bogen genug Halt findet. Da klingelt es doch sofort: die Tube kann auch das.
Bitte keine Wunder erwarten. Man kann den Köder so zwar unter Büsche, Schiffe, etc. flutschen lassen, aber die bereits genannten Nachteile bleiben und den eigentlichen Effekt, das „vorwärts schwimmen“, erzielt der Joker, als Weiterentwicklung des Flying Lures, dann doch ein Stück besser. Aber falls du mal in so eine Situation kommst, z.B. einen dicken Barsch unter einem Steg siehst, der einfach nicht rauskommen will…
Eine Tube hast du nun ab jetzt ja immer dabei, nicht wahr?