... oder wie mir eine uralte Angelmethode einen super Hecht bescherte.
Dieser Herbst lief was das Hechtangeln anging wirklich katastrophal.
Seit Wochen hatte ich keinen einzigen Hecht gefangen - und das obwohl ich wirklich jeden meiner Hecht-Gummifische ausgiebig durch unser kleines Flüsschen gezogen hatte.
Nach dem siebten oder achten erfolglosen Versuch gab ich es schließlich auf und wechselte auf andere Gewässer. Die Baggerseen und Stauseen in meiner oberpfälzer Heimat meinten es aber auch nicht gut mit mir - auch hier blieb ich ohne Hecht.
Das kanns doch nicht geben. Ich habe an der Vils, dem kleinen Flüsschen vor meiner Haustüre schon hunderte Hechte gefangen, und jetzt lässt mich der Fluss im Stich?
Der Verzweiflung nahe durchkramte ich abermals meine Köderboxen auf der Suche nach einem Heilsbringer. Dabei fiel mir etwas in die Hände, das mich auf eine Idee brachte.
Ein gutes altes Tom-Hawk System.
Ich hatte vor Jahren damit schon ganz gut Hechte in der Vils gefangen. Leider war das einzige System dass ich noch hatte mit einem zu schweren Bleikopf ausgestattet, ich hatte es mir wohl mal für das Angeln in den Stauseen gekauft.
Hechtangeln wie früher
Aber halt so wild, der Plan war geboren. Ein Köderfisch am System sollte es richten. Und da ich es beim Angeln sehr gerne, sehr einfach halte baute ich mir ein ganz einfaches, simples Hecht System für den Fluss zusammen.
Schon mein erster Ausflug mit dem völlig einfachen System brachte den ersehnten Herbst-Hecht und einen schönen noch dazu.
Das Hecht-System zum Angeln in kleinen Flüssen
Nachfolgend möchte ich euch mein Hechtsystem das mich zum Erfolg brachte mal im Detail vorstellen. Wobei "System" da eigentlich schon übertrieben ist.
Denn es ist so einfach, dass es eigentlich keiner großen Erklärung bedarf:
Anleitung zum Bau des Köderfisch-Systems für Hecht
- Schritt: An die geflochtene Hauptschnur wird ein Wibel mit Karabiner gebunden.
- Schritt: In den Wirbel wird dann ein ca. 50cm langes Stahlvorfach mit einem Drilling am Ende eingehängt.
- Schritt: Abschließend wird der Köderfisch auf den Drilling gesteckt und fertig.
Details zum Zupf-System für Hechte
Auch wenn das System wirklich einfach ist gibt es doch ein paar Details die man beachten sollte.
- Beim Einstechen des Köderfisches sollte man darauf achten, dass man den Drilling durch den harten Kopfbereich des Köderfischchens sticht - dann hält der Drilling länger und besser.
- Zur Sicherung des Köderfischchens kann man ein Stückchen Weckgummi über den Drilling stecken - der Köderfisch kann dann nicht herunterrutschen. Wem das zu uncool ist, der kann auch eine sogenannte Baitflag nehmen.
- Wenn man in tieferen Bereichen angeln möchte, oder mit Strömung zu tun hat, kann man einfach ein Bleischrot auf die Hauptschnur oder den Überstand des Knotens klemmen und so etwas Gewicht auf die Montage bekommen. Selbstverständlich kann man auch Bleikugeln auf die Schnur fädeln, das Klemmblei hat aber den Vorteil, dass es in Sekundenschnelle austauschbaur ist. Gerade an Strukturreichen Gewässern mit vielen unterschiedlichen Angelstellen, die man unterschiedlich beangeln muss, ein Vorteil, den man bald schätzen wird.
Der richtige Köderfisch zum Hechtangeln am System
Auch bei der Auswahl der Köderfische gibt es ein paar praktische Tipps die das Angeln leichter machen. Als Arten sind es vor allem Rotaugen, Rotfeder und Barsche die ganz hervorragend geeignet sind. Diese Fischarten kommen in nahezu jedem Gewässer vor, und passen an den allermeisten Gewässern sehr gut ins Beutespektrum der Hechte.
Nicht zu große Köderfische nehmen
Bei der Größe der Köderfische sollte man es nicht übertreiben. Da wir nur mit einer Anbissstelle, nämlich dem Drilling im Kopf des Köderfisches arbeiten haben wir relativ viel unbehakte Fläche. Bei knapp handlangen Köderfischen funktioniert das hervorragend und man hat wenig Fehlbisse. Im Idealfall attackiert der Hecht den Köder im Kopfbereich – dann ist die Größe des Köderfisches relativ egal – wir können den Fisch fast immer sicher haken. Anders sieht es allerdings aus, wenn der Hecht von der Seite oder von hinten zupackt - dann spielt ein kleinerer Köderfisch seine Vorteile aus und ist eindeutig die bessere Wahl. Die Wahrscheinlichkeit, dass der Haken beim Anhieb dann im Hechtmaul greift ist einfach größer.
Gefrorene Köderfische haben Vorteile
Grundsätzlich greife ich beim Angeln mit Köderfisch wenn es irgendwie geht, immer auf möglichst frische Köderfische zurück. Gerade beim Angeln auf Zander oder Aal bilde ich mir ein, dass frische Köfis besser fangen. Beim zupfen mit dem Köderfisch haben aber eingefrorene Köderfisch durchaus ihre Berechtigung und bieten sogar einige Vorteile:
- Gefrorene Köderfische sind immer verfügbar, gerade für spontane Angelausflüge oder wenn Köderfische schwierig zu beschaffen sind ist das sehr hilfreich.
- Gefrorene Köderfische haben keine Totenstarre mehr, das heißt sie sind sehr flexibel und arbeiten besser als frische Köderfische bei denen nach einiger Zeit die Totenstarre eintritt.
Der Nachteil gefrorener Köderfische ist dass sie von der Konsistenz her deutlich weicher sind und weniger Würfe überstehen.
So angelt man mit dem Köderfisch-System
In einem kleinen Fluß habe ich die besten Erfahrungen gemacht wenn man den Köderfisch gegen die Strömung auswirft und in großen Sprüngen mit der Strömung zu sich heranholt. Das funktioniert sehr einfach. Man beschleunigt den Köderfisch zunächst über die Rute in Richtung Wasseroberfläche und lässt ihn dann mit der Strömung wieder langsam zum Grund abtaumeln. Dieses abtaumeln ist die heiße Phase – ein totes oder sterbendes Fischchen würde sich im Fluss exakt so verhalten. Mit so einem Hecht-System können wir das absolut perfekt imitieren. Ich denke, dass die enorme Fängigkeit von gezupften Köderfischen auch damit zusammehängt.
Wer dem Köderfisch in der Absinkphase noch etwas Leben einhauchen möchte braucht etwas Gefühl, und eine Spinnrute die nicht zu hart ist. Mit einer sensiblen Rutenspitze lassen sich während der Absinphase gefühlvolle, kleine Rucke auf den Köder übertragen, die das Fischchen etwas ausbrechen lassen. Gerade in strömungsberuhigten Bereichen oder auch an Seen kann das nochmal ein Zusatzreiz sein. Richtig spannend wird das gezielte Zupfen wenn man im Sommer über Krautfeldern angelt, hier gilt es das Fischchen immer genau so zu führen dass es nicht im Kraut hängen bleibt und doch ständig knapp über dem Kraut hin und her zuckt. Wie bereits erwähnt, man braucht dafür etwas Gefühl – wer den Dreh aber mal raus hat, kann dabei ein Hechtangeln erleben, das spannender kaum sein könnte!
Gerade an kleineren Fließgewässern gibt es oft Angelstellen wie etwa kleine Kehrströmungen die nur wenige Quadratmeter groß sind, einen Wobbler oder Gummifisch kann man dort nur schwer wirklich gut präsentieren da man den Köder oftmals viel zu schnell wieder aus dem fängigen Bereich herauszieht. Hier kommt der aus meiner Sicht ganz wesentlich Vorteil eines Köderfisches ins Spiel. Ein Köderfisch ist immer fängig. Von dem Moment an dem er auf die Wasseroberfläche auftritt, bis wir ihn wieder herausgeben. Zu jeder Sekunde die der Köderfisch im Wasser ist, kann er fangen. Er braucht im Vergleich zu Kunstködern keine bestimmte Einholgeschwindigkeit oder ähnliches.
Geduld beim Anhieb
Man braucht nicht nur bei der Köderführung etwas Gefühl, auch die Bisserkennung erfordert etwas Erfahrung. Die Bisse kommen sehr oft, wenn der Köderfisch abtaumelt - zu diesem Zeitpunkt haben wir keine direkten Köderkontakt, das heißt die Bisse erfolgen bei "schlaffer" Schnur. Man braucht also etwas Gespür um die Bisse mitzukriegen. Wenn es gebissen hat, sollte man dem Hecht auch einige Sekunden Zeit geben, den Köderfisch richtig zu packen. Das ist beim angeln mit einem Köderfisch am System problemlos möglich - der Hecht lässt den Köderfisch im Vergelich zu einem Kunstköder im Normalfall nicht mehr los. Schlägt man nun direkt beim ersten Kontakt an, kann es sein, dass man den Köder dem Hecht wieder aus dem Maul zieht ohne dass der Haken greifen kann, wartet man zu lange kann es sein, dass der Hecht den Köder bereits geschluckt hat. beides möchte man als Angler vermeiden. Persönlich habe ich mit der 5 Sekunden-Regel ganz gute Erfahrungen gemacht - sobald ich einen Biss mitbekomme, zähle ich von 5 Rückwärts und setze dann einen kräftigen Anhieb. In der Gesamtschau, brachte mir das in der Vergangenheit den besten Kompromiss zwischen Bissverwertung auf der einen Seite und einem sauberen Hakensitz im Maulbereich auf der anderen.
Ich hoffe ich konnte etwas Lust machen, auf das Zupfen mit Köderfisch am System. Wer es noch nicht ausprobiert hat, sollte das dringend einmal tun. Man hat nichts zu verlieren - es kostet nichts und fängt!
Franz Hollweck
Kommentare
Liebe das auch, mache nur viel zu selten; der Kunstköder ist halt so schnell & bequem zur Hand und auch wenn man eigentlich weiss, dass ein KöFi mehr bringt, sieht zu oft die Faulheit.
Eine Möglichkeit, wenn der KöFi tiefer/schneller runter soll:
Stein in den Fisch packen.
Entweder mehrere kleine, die man durchs Maul rein schiebt
aber da der Köfi bei durchs Maul eingeführten etwas größeren Steinchen schnell zerfleddert,
Loch in den Bauch machen, Stein rein, mit Garn zunähen;
geht mit etwas Übung ruckzuck.