Die erste Frage die einem beim betrachten des Rapala X-Rap Scoop in den Sinn kommt lautet: Was ist das überhaupt? Ein Blinker oder doch eher ein Wobbler oder vielleicht ein Jerkbait?
In die klassischen Köderkategorien lässt sich dieser Köder nicht so leicht einordnen - genau das machte ihn für mich interessant.
Angefixt vom neuen Köder
Ich gebe zu, in Sachen Angelgerät bin ich ein Konsumkind. Muss alles haben, gern in allen möglichen Varianten & Farben, schlimmer als ein Mädel im Schuhladen.
Gib ruhig zu, du bist genauso.
Werbung wirkt deshalb bei mir auch ganz gut. Als ich ein Video vom relativ neuen Kunstköder Rapala X-Rap Scoop sah, war klar: Den will ich haben!
Das Werbevideo zum Rapala X-Rap Scoop:
So waren also schnell 2 Farbvarianten des Rapala X-Rap Scoop bestellt.
Rapala X-Rap Scoop: Größen und Farben
Es gibt ihn nur in einer Größe: 14cm, 68gr., aber in 14 Farbvarianten.
Bei 11 Modellen ist das Design beider Seiten identisch - Achtung: bei 3en eben nicht!
S-förmiger Hartplastik-Body, bei den meisten Varianten ein naturähnlich-realistisches Design.
Die Lauftiefe ist mit 1,6m angegeben.
Der Preis liegt bei 12-16€.
Erster Eindruck des Rapala X-Rap Scoop
Für einen 14cm-Köder wirkt er sehr voluminös.
Der Körper ist nicht nur S-förmig, sondern auch unsymetrisch, hinten eine Seite ordentlich konkav ausgewölbt; ja, der wird ordentlich rumeiern, der kann gar nicht anders.
Tolle Lackierung, markante Augen, stabile Sprengringe & große, kräftige, schwarze, wirklich scharfe VMC-Haken; da gibt es nix zu meckern.
Außerdem hat innen Rasseln. Aber die sind recht dezent.
Die Verpackung ist soweit ok, enthält alle Infos (in englisch & französisch),
aber Aufpassen: bei den 3 Designs "Mirror Carp, Olive Green & Twilight Zone" sieht man nicht, dass die andere Seite andersfarbig ist (gilt auch bei manchen Verkaufsanzeigen).
Erster Sprung ins Wasser
68gr. ist eine Ansage, da ist eine filigrane Spinnrute fehl am Platz. Ich wähle meine Zanderkant 1.0, für Zander in meinen Gefilden sowieso etwas überdimensioniert, aber eine super Spinnrute für schwere Hechtköder.
Im Flachbereich eines Sees, an einer Steilkante, schau ich mir den Lauf an.
Bei langsamen Kurbeln trudelt er mit der ausgewölbten Seite nach unten hin und her, Bauch hoch und wieder runter. Sieht schön "krank" aus.
Wenn man einen Gang zulegt, dass kippt er wirklich weit aus und wenn man dann stoppt, trudelt er sofort in ausladenden Bewegungen nach unten.
Man rufe sich einen verreckenden Fisch in Erinnerung. Der kippelt genauso und manchmal, nach einem längeren Moment der Ruhe, schießt er in unregelmäßigen, ausladenden Bewegungen umher; mit der entsprechenden Führung kann man so etwas gut imitieren.
Das Dingens sinkt ganz schön schnell.
Manche Produktbeschreibungen erzählen auch so was wie, "...zusätzlich durch das rucken arbeitet er wie ein Jerk ohne Schaufel". Das ist m.M.n. Blödsinn, jerken verträgt er nicht, verheddert sich sehr schnell.
Das ist ein Crankbait! Schlichtes Einleiern mit häufigen Stopps (immer an gespannter Schnur!) ist das Richtige.
Erste Würfe zeigen, dass der Bursche nicht besonders aerodynamisch ist, er überschlägt sich im Flug und liefert ein (erwartetes) Problem: der Bauchdrilling verhakt sich gern im Vorfach. Nicht nur beim Wurf, auch bei Spinnstopps; er bricht eben auch beim Sinken sehr weit ausladend aus.
Ich versuche verschiedene Wurfstile, auch die Stopps anders auszuführen (Rute hoch, doch ganz langsam dabei weiterkurbeln, u.ä.), aber der Tüddel bleibt und geht mir zunehmend auf den Sack.
Nun habe ich ein weiches Flexonitvorfach dran, mag sein, dass das Problem mit einem steifen Stahlvorfach, dickem Fluoro, gar einer Spinnstange verschwindet oder sich zumindest vermindert.
Das will ich (hier) aber nicht davor haben.
Also kommt kurzerhand der erste Drilling ab! Ein Angreifer sollte auch so gehakt werden, denke ich (und irre ein gutes Stück, dazu gleich mehr).
Nach ein paar Minuten Quälerei, kaputten Fingernägeln und ein paar Stichwunden (die VMCs sind echt schauscharf!), kann es weitergehen und siehe da: kaum mehr Tüddel.
Vorteile wenn man den Rapala X-Rap Scoop mit nur einem Drilling angelt:
- da ich nicht mehr umsichtig werfen muss, kann ich nun voll durchziehen und komme deutlich weiter raus
- nur noch selten Tüddel - und wenn doch mal, bekommt man mit etwas Schütteln der Rute meist den absinkenden Köder frei und kann einholen
- er sammelt bei Grundkontakt weniger Dreck ein
- die Hängergefahr sinkt und
- das Hakenlösen wird sicherlich deutlich einfacher und das Verletzungsrisiko beim Fisch gesenkt
- man kann ihn so auch leicht jiggen/faulenzen
- er passt besser in enge Köderboxen
- und man hat quasi on Top 2 schöne Drillinge über zum Naturköder-Vorfachbau
Die angegebene Lauftiefe von 1,6m passt. Lässt man ihn auf den Grund sinken und macht regelmäßig Stopps, kann man ihn auch sehr tief führen.
Für ganz flache Gewässer ist er allerdings nix.
Damit ist das Grundlegende meiner Testerei durch, es fehlt nur noch ein Drill, den ich hier heute leider nicht bekomme, was für diesen See jedoch normal ist.
Hat die Sache einen Haken ...zu wenig?
Am nächsten Abend an einem anderen See steckt zunächst der Wurm drin. Der Scoop in ReFo-Design reisst mir sehr schnell bei einem total vergeigten Wurf ab.
Auf den im Weisfischdesign bekomme ich einen kurzen Anfasser, lasse den Köder sofort fallen, starte ihn mit zwei Umdrehungen und ein Räuber knallt voll drauf, steigt aber nach 2-3 Sekunden wieder aus.
Was hätte ich jetzt für den 2ten Drilling gegeben!
Nach noch 2 weiteren Anfassern an anderer Stelle muss ich aus zeitlichen Gründen abbrechen.
Herrjeh, das Ding ist doch nur 14cm groß, warum knallen die alle auf den Kopf und kriegen den verbliebenen Enddrilling nicht rein?
Statt eines Fangfotos gibt es nur das schlechte Selfie eines genervten Anglers.
Beim dritten Einsatz geht dann alles sehr schnell, direkt am ersten Spot zunächst wieder 2 Fehlbisse, den ersten kann ich mit anschauen, der Hecht stösst den Köder nur an und dreht sofort ab. Paar Würfe später knallt (derselbe?) Räuber drauf, hängt aber wieder nicht; das Adrenalin durchflutet mich.
An der nächsten Stelle endlich nach dem Einschlag ein Drill. Der gut 60er Hecht, sauber ganz vorn im Schnabel gehakt, darf sich im Wasser wieder frei schütteln.
Laufverhalten im Fluss
Der Vollständigkeit halber halte ich noch kurz an der Ems und mache ein paar Läufe im Nahbereich um zu schauen, wie sich der Scoop denn in fließendem Wasser schlägt.
Auf den ersten Blick sogar besser als im See; holt man ihn gegen die Strömung ein, kann man ihn wirklich sehr langsam führen und er schauspielert wunderschön den sterbenden Schwan ...Fisch, meinte ich natürlich.
Die paar Minuten im Fluss sind zwar nicht wirklich aussagekräftig, reichen mir aber für mein Gesamturteil.
Fazit zum Rapala X-Rap Scoop
Ein Kunstköder, der wortwörtlich aus der Rolle fällt.
Seine besondere Bewegung macht ihn sehr attraktiv, aber seine Eigenschaften bringen auch Probleme mit sich.
Entweder viel Ärger mit Verwicklungen oder miese Hakquote, dann aber dafür hohe Bissfrequenz.
Mir gefällt die Einsatzmöglichkeit in allen Tiefen, das naturidentische Design, die wirklich geile Imitation eines sehr angeschlagenen Beutefisches, die hohe Materialqualität.
Deswegen finde ich den Scoop trotz der Mankos gut.
Vielleicht bin ich aber auch nur zu doof, ihn ohne Verhedderungen zu werfen und zu führen. Ich bin gespannt auf weitere Berichte.
-Kati Kathmann-
Kommentare
Nimm ein Titanvorfach! Ich hatte das selbe Problem mit den Spig Jerks. Eine Scheuchwirkung durch "sichtbare" Vorfächer beim Hechtangeln ist möglich. aber meine Hechte habe ich damit noch immer gefangen. ;-)
Danke, hilfreicher Review.
Manche halten ansonsten bei der Stationärrolle den Finger in den Bereich der Spule und erzeugen damit einen streckenden Widerstand.
Beim Jerken lässt sich ein Einfangen des Vorfaches aber nicht völlig ausschließen.
Bisher hat sich nur einmal kurz ein Hecht zur optischen Köderkontrolle bewegen lassen.