Der Urlauberfischereischein ist eine der vielen Möglichkeiten in den verschiedenen Bundesländern ohne aufwändige Bürokratie und ohne Prüfung den Einstieg ins Angeln zu ermöglichen (siehe auch: Angeln ohne Angelschein - Ja, das geht!). Im Zuge einer geplanten "Harmonisierung des Fischereischeinwesens" fragte ich bei allen Landesministerien zu ihrer Sicht der Dinge nach. Die Antwort vom Ministerium in Schleswig-Holstein veranlasste mich zu einer Rückfrage bezüglich des Urlauberfischereischeines - die Antwort war klar.
Anfrage ans Ministerium in Schleswig-Holstein wegen der "Harmonisierung des Fischereischeinwesens"
Kaum jemand unter den Anglern und kaum ein Funktionär der Naturschutzverbände der organisierten Sport- und Angelfischer in und außerhalb des DAFV hatte scheinbar mitbekommen, dass die Bundesländer planen das Fischerscheinwesen zu "harmonisieren". Jedenfalls lässt die Abstimmung in der Netzwerk Angeln Gruppe auf Facebook das vermuten:
UMFRAGE Fischerprüfungen: Die sollen bundesweit komplizierter, teurer und bürokratischer werden - wer wurde schon von seinem Verband/Verein informiert/gefragt?
Meine Fragen stellte ich daher auch an das zuständige Ministerium für Landwirtschaft, ländliche Räume, Europa und Verbraucherschutz des Landes Schleswig-Holstein (MLLEV).
Unsere Fragen:
Wie stellt sich ihr Ministerium und Bundesland zu diesem Abschlussbericht der vom Ministerium für Landwirtschaft, ländliche Räume, Europa und Verbraucherschutz (MLLEV) aus Schleswig Holstein in Auftrag gegeben wurde?
Wird das Anliegen wie im Bericht vorgeschlagen von ihnen unterstützt oder abgelehnt?
Aufgrund der Antwort des Ministeriums war mir klar, das der Urlauberfischereischein beim Ministerium zur Disposition stehen muss. Denn dieser Absatz macht klar, das es dem Ministerium nicht zuerst um Fischerei und Angeln geht, sondern um Tierschutz.
Zitat
AnglerInnen gehen bei der Ausübung ihres Hobbys mit Wirbeltieren um, diese müssen tierschutzkonform behandelt sowie ggf. betäubt und getötet werden. Hierfür sind fundierte Kenntnisse erforderlich – der Erwerb des Fischereischeins bietet dazu einen geeigneten Rahmen.
Wenn also der Erwerb des Fischereischeins samt Prüfung und vorherigem Vorbereitungskurs einen geeigneten Rahmen bieten - was ist dann mit dem in Schleswig-Holstein aktuell verfügbarem Urlauberfischereischein - der ohne Prüfung einfach gekauft werden kann? Bietet dieser dann keinen geeigneten Rahmen?
Ich habe mich desbezüglich natürlich rückversichert und nochmal nachgehakt:
Erlauben Sie mir dazu eine Nachfrage:
Zitat
AnglerInnen gehen bei der Ausübung ihres Hobbys mit Wirbeltieren um, diese müssen tierschutzkonform behandelt sowie ggf. betäubt und getötet werden. Hierfür sind fundierte Kenntnisse erforderlich – der Erwerb des Fischereischeins bietet dazu einen geeigneten Rahmen.
Bedeutet das dann bei Harmonisierung oder grundsätzlich in der Zukunft dann auch die Abschaffung des Touristenangelscheines in Schleswig Holstein oder vergleichbarer Möglichkeiten in anderen Bundesländern?
Viele Grüße,
Thomas Finkbeiner
Die Antwort war deutlich:
Sehr geehrter Herr Finkbeiner,
anbei die Antwort auf Ihre Nachfrage:
Im Rahmen der geplanten Modernisierung des Fischereischeinwesen in Schleswig-Holstein wird auch der Urlauberfischereischein Gegenstand einer ganzheitlichen Überprüfung aller relevanten Regelungen sein.Mit freundlichen Grüßen
Der Urlauberfischereischein ist also "auch Gegenstand im Rahmen einer ganzheitlichen Überprüfung aller relevanten Regelungen".
Trotz jahrelanger Praxis und guten Erfahrungen stellt also das Ministerium den Urlauberfischereischein zur Diskussion. Dass damit wieder mehr statt weniger Bürokratie kommt, dass ein bewährter niederschwelliger Zugang zum Angeln abgebaut werden würde, dass dann Bürokratie und Kosten wieder zunehmen und dass auch dem Tourismus geschadet werden würde, scheint dabei keine Rolle zu spielen.
Das Aus für den Urlauberfischereischein in Schleswig Holstein?
Die Informationen aus dem Ministerium stehen nach unserer Berichterstattung nun der Öffentlichkeit zur Verfügung.
Man wird sehen ob die Naturschutzverbände der organisierten Sport- und Angelfischer in und außerhalb des DAFV nun rechtzeitig etwas unternehmen werden.
Oder ob ihnen ein unbürokratischer, niederschwelliger Einstieg ins Angeln und ein Zugpferd für den Tourismus an der Küste egal ist.
| Autor: | Thomas Finkbeiner |
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Vor allem das Kunstköder- und Meeresangeln hat es dem gelernten Koch und Küchenmeister Thomas Finkbeiner angetan. Seit fast 2 Jahrzehnten arbeitet Thomas Finkbeiner als Angeljournalist (nicht als Werbeikone, richtig journalistisch), seit Mai 2018 ist er Chefredakteur bei Netzwerk Angeln. Mehr Informationen zu Thomas findest du auf seiner Netzwerker Seite
Kommentare
Erst Brüssel, dann wenn es so kommen sollte Kiel.
Aber der Dänischen Tourismus wird sich freuen
hast du auch Infos zu Mecklenburg-Vorpommern?
Die bieten ja auch einen Urlaubsfischereischein/Touristenfischereischein an.
LG, Marc