Der April hat es in sich.  Bei meinen Angelkollegen und zugegeben auch bei mir kann man eine nervöse Vorfreude feststellen, die sich zunehmend steigert, je näher der 16. April rückt. Dieses Datum ist an meinem Hausgewässer der Start in die Forellensaison.

Die Vorfreude haben wir natürlich nicht ohne Grunde, denn nach der langen Schonzeit die uns Spinnfischern viel Leidensfähigkeit abverlangt beginnt die neue Saison meistens mit einem kleinen Fangfeuerwerk.

Die Forellen hatten lange Zeit ihre Ruhe und dementsprechend sind die ersten Tage meist sehr erfolgreich.

Dieses Jahr kam es aber irgendwie anders. Der Saisonstart steht vor der Tür, und mir fehlt an allen Ecken und Enden die Zeit, ans Wasser zu kommen. Nachdem mich die Kollegen den ganzen Tag über bereits mit Whatsapp-Fangmeldungen bombardiert hatten, schaffe ich es erst am Abend doch noch kurz vor der Dämmerung schnell mal ans Wasser zu kommen. Die Zeit ist knapp.

Da tagsüber die „guten Stellen“ relativ stark beangelt werden und die Forellen dann oft schon etwas verprellt sind muss ich meine Taktik ein bisschen umstellen.

Ich muss zu den entlegenen Angelstellen an unserem kleinen Flüsschen wandern. Am besten sollten sie sowohl schwer zugänglich und kompliziert zu beangeln sein, dann besteht die Chance dass die Kollegen hier noch nicht tätig waren.

Es ist selbst hier auf dem Land nicht so einfach solche Stellen zu finden. Der Stark in die Forellensaison lockt sie alle hinter dem Ofen hervor.
Aber gut, ich bin hier aufgewachsen und angel schon mein mein ganzes Leben an diesem Flüsschen, ich hab da schon eine Idee.
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Mit 2 Ruten, Angeltasche und Kescher bewaffnet gehe ich also los. Das erste Hindernis ist ein kleiner Graben. Als Kinder sind wir immer über den Graben gesprungen um den Weg zum Wasser abzukürzen. Denn: Der Steg der über diesen Graben führt, ist ca. 150m entfernt.

Drüberspringen? Hmm... mit 2 Angelruten und Kescher im Gepäck, dann vielleicht doch besser waten als springen.

Kein Problem – ich habe ja Gummistiefel an und die Wassertiefe beträgt vielleicht 25cm.
Ich setze den rechten Fuß vorsichtig in den Graben und ertaste den Untergrund am Ufer.

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Jawohl! - Das geht! Fester Untergrund das Wasser reicht nur bis zu den Knöcheln.

In Vorfreude auf die mich erwartenden Bachforellen ziehe ich mit Schwung den zweiten Fuß nach, und setze zu einem beherzten Schritt an. Als mein Fuß in der Mitte des Grabens aufsetzt, verliere ich plötzlich den Boden unter den Füßen. Ehe ich begreife was hier gerade passiert, stehe ich schon bis zum Nabel im Schlamm.

Als ich mich wieder etwas stabilisiert habe geht mein Griff zunächst instinktiv in meine Taschen:
Autoschlüssel? Ist noch da!
Geldbeutel? Patschnass – Aber ist noch da!
Handy? Es ist noch da, aber es tropft Wasser raus. Na Prima!
Angeltasche? „schwimmt neben mir“.

Ok, jetzt heißt es irgendwie wieder aus dem Schlammloch rauszukommen. Zum Glück sieht mich keiner.  

Von Kopf bis Fuß voll Schlamm, in den Stiefeln steht das Wasser, aus dem Handy tropft es unaufhörlich und dazu ein völlig durchnässter Geldbeutel. Besser kann ein Angelausflug nicht beginnen.

Ein vernunftbegabter Mensch schaut in so einer Situation dass er Land gewinnt und schnell ins trockene kommt. Ein Forellenangler, am ersten Tag der Saison hat damit allerdings nichts, wirklich gar nichts zu tun.
Ohne Zeit zu verlieren marschiere ich stramm an meine Angelstelle, montiere einen Spinner und werfe die ersten Hot-Spots ab.
An der dritten Angelstelle dann endlich der erste Nachläufer. Na warte...

Erneut taucht mein Spinner ins Wasser ein, dieses Mal kurble ich etwas langsamer und „Zack!“ - da tanzt die erste Bachforelle des Jahres an der Spinnrute.

Diese wilden Sprünge im Drill. Das Hoffen und Bangen, dass die Forelle sich nicht aushebelt und dann das erleichternde Gefühl wenn man die Bachforelle in den Kescher gleiten lässt! Ich liebe es! Das ist Forellenangeln! Das ist Adrenalin!

Normalerweise müsste man noch jetzt noch etwas Pathos in so einen Bericht bringen:

Dieser tolle Fische machte all die Strapazen vergessen.  

Leute: Nein, so ist es nicht! Denn ich stehe immernoch bei einer Schweinekälte von oben bis unten mit Schlamm besudelt und nassen Füßen irgendwo in der Pampa. Es ist einfach nur saukalt.

Deshalb geht es jetzt mit der Forelle im Gepäck im Laufschritt zum Auto.

Zuhause angekommen gibt es erstmal noch ein schönes Erinnerungsfoto mit mir und der Schlammforelle!

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Direkt im Anschluss hieß es: Sauber machen. Gartenschlauch an und „Wasser marsch“.

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Ein wahrlich beschwerlicher Start in die Forellensaison. Aber aufgeben zählt nicht!

Petri Heil und viel Erfolg beim Forellenangeln

 


Franz Hollweck

 


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