Ich muss zugeben, nicht einmal die Aussicht auf einen Angeltag konnte mich an diesem lausig kalten Januar-Morgen so recht davon überzeugen dass es eine gute Idee sei, mein warmes Bett mit der kalten „Außenwelt“ zu tauschen.
Aber es hilft nicht: Wir hatten den Angeltrip vor einigen Tagen vereinbart und jetzt wird es auch durchgezogen.
Einigermaßen unmotiviert schmeiße ich das Angelzeug in den Kofferraum und setze mich in das eisig kalte Auto. Einen Vorteil hat die Kälte, die Müdigkeit ist schnell überwunden und als das Auto nach einigen Kilometern endlich warme Luft aus den Lüftungsschlitzen bläst sieht die Welt doch schon wieder etwas anders aus.
10 Minuten früher als vereinbart treffe ich bei Thomas ein. Die Kälte treibt uns zur Eile, schnell sein Angelzeug ins Auto packen und ab auf die Piste in Richtung Tschechien. Ein halbe Stunde später überwinden wir den Bayerisch-Böhmischen Grenzkamm und überfahren die Grenze zu Tschechien.
Wie gemütlich es hier oben auf 720 Metern über Meereshöhe ist sieht man schon am vereisten Schild das und in der tschechischen Republik willkommen heißt.
Über schneebedeckte Straßen steuern wir den nahe des nächsten Dorfes gelegenen See an:
Seebesitzer Dirk erwartet uns schon. Dirk hat ein Herz für verfrorene Oberpfälzer und hat freundlicherweise die am Seeufer stehende Hütte bereits angeheizt.
Nachdem wir das Auto ausgeladen hatten, setzte Thomas schonmal einen Kaffee auf und wir machten uns langsam aber sicher „angelfertig“.
Als der wärmende Kaffee getrunken war, konnte uns aber nichts mehr vom Wasser ähmmm Eis fern halten. Mit Eisbohrer und Ruten bewaffnet stapften wir hinaus auf den See.
Glücklicherweise hatte ich den See im Sommer schon einmal mit dem Echolot abgefahren und kenne daher die Tiefenstrukturen des Gewässers ganz gut. Zunächst wollen wir unser Glück auf der Südseite des Sees versuchen. Die Tiefe beträgt hier etwa 2 Meter. Das gute an dieser Stelle: Wir können schnell in tiefere Abschnitte bis zu 3m angeln oder in flachere Bereich wechseln. Je nachdem ob wir unsere Eislöcher näher in Richtung des Ufers verlegen oder in Richtung Seemitte.
Mit dem Eisbohrer zu hantieren sieht übrigens viel schwerer aus als es ist. Mit einem ordentlichen Eisbohrer ist das blitzschnell erledigt.
Eisangeln ist nicht kompliziert!
Als die ersten Eislöcher angelegt sind heißt es: Köder ins Wasser bringen!
Wir angeln mit ganz einfachen Posenmontagen. Wenn man nicht zu tief angelt, empfhielt es sich mit Feststellposen zu arbeiten, Durchlaufposen sind relativ anfällig für „Vereisung“.
- Maden und Pinkies sind die Köder mit denen wir es zuerst versuchen – angeboten an einem 10er Haken.
- Auch bei den Angelruten und Rollen zum Eisangeln gilt: Es muss nichts besonderes sein!
Entweder man nimmt eine kurze, leichte Spinnrute oder kaut sich für ein paar Euro eine „Eisangel“. - Es empfiehlt sich, auf monofile Schnur zu setzen diese ist weniger anfällig gegen „Vereisung“ - wenn man etwas leidensfähig ist, geht es auch mit Geflechtschnur.
- Zu Beginn beangeln wir immer unterschiedliche Tiefen. Einer angelt grundnah, der andere eher im Mittelwasser. Man sieht dann schon, wo es besser (oder überhaupt) beißt.
Ihr seht: Man muss wirklich keine Wissenschaft aus dem Eisangeln auf Forellen machen.
Zurück ans Wasser, ähm Eis:
Zunächst tat sich allerdings nicht viel. Weder tat sich irgendwas an unseren Posen, noch konnten wir irgendeine Fischaktivität feststellen.
Thomas meint, beim bohren der Eislöcher sowie beim ausbringen der Montagen haben wir einigen Lärm verursacht und wir sollten uns vielleicht mal ein paar Meter abseits der Eislöcher platzieren um etwas Ruhe einkehren zu lassen.
Gut wenn man dann einen bequemen und vor allem warmen Stuhl zur Verfügung hat.
Das ist ein wirklich cooles Teil, dass sich Thomas da zusammengebaut hat. Eine „Sitzheizung“ fürs Auto, umfunktioniert zur Sitzheizung für den Angelstuhl.
Versorgt wird das Heizsystem ganz simpel über einen kleinen mobilen Akku.
Aus eigener Erfahrung kann ich bestätigen: Es ist ein gutes Gefühl wenn man bemerkt, wie die wohltuende Wärme in den Körper kriecht.
Dennoch, irgendwann muss man den warmen Angelstuhl wieder verlassen und die Eislöcher kontrollieren – diese frieren, gerade bei sehr kalten Temperaturen, nämlich schnell wieder ein.
Gerade als ich dabei war das erste Eisloch von den sich bildenden Eisklumpen zu befreien, sah ich im Augenwinkel einen Biss am anderen Eisloch.
„Biss“ hallte es durch die kalte und stille Winterlandschaft!
Thomas war sofort zur Stelle und setze einen Anhieb noch ehe ich das Eisloch erreichte. Da es eigentlich meine Angelrute war übergab er mir sofort den „Drill“.
Das hatte ich nicht erwartet: Der Fisch wehrte sich doch beachtlich und nahm sogar Schnur von der Rolle. Sicherlich etwas ungeschickt, aber letztlich doch erfolgreich drille ich den ersten Fisch des Tages und schon bald ziehen wir die erste Forelle aus dem Eisloch:
Das Abendessen war schonmal gesichert. Noch während ich den Fisch versorge taucht auch Thomas' Pose ab.
Jetzt holt auch er seine erste Forelle aus dem Eisloch.
So schnell kann es gehen. Wir haben tatsächlich schon 2 Forellen beim Eisangeln erwischt.
Der Fangerfolg freut uns riesig!
Da bereits die ersten Forellen gelandet sind, geht es jetzt ans ausprobieren.
Köderwechsel: Nun kommen auch Dendrobena-Würmer zum Einsatz.
Und siehe da, schon beim ersten abtaumeln des Wurms in Richtung Gewässergrund bekomme ich einen kurzen aber sehr vehementen Biss. Leider gelingt es mir nicht den Fisch zu haken.
Nächster Wurm – nächste Chance! Wieder ein Biss direkt im abtaumeln – wieder nicht erwischt.
Dieses Spiel sollte sich noch einige Male wiederholen. Sobald ich einen Dendrobena-Wurm zum Grund hinab ließ kamen Bisse die ich nicht verwerten konnte. Ließ ich den Wurm hingegen weg, kamen keine Bisse mehr. Zum Verrückt werden.
Da sich an allen anderen Eislöchern nichts tut, bitte ich Thomas sein Glück mal an meinem Eisloch zu probieren. Obwohl er eine noch etwas feiner Montage hat als ich, zeigt sich das gleiche Bild. Die Forellen attackieren den Denrobena – lassen sich aber nicht haken.
Also Methodenwechsel: Ein sogenannter Balance-Jig (ähnlich einer Mormyschka) garniert mit einem Stückchen Wurm soll es nun richten:
Zugegeben: Ich habe nicht wirklich Ahnung wie man „erfolgreich“ mit einer Mormyschka angelt, aber eine langsame Köderführung gepaart mit einem zittern aus dem Handgelenk wird’s schon richten.
Unter stetigen, leichten Zitterbewegungen taucht die Mormyschka nun in Zeitlupe in Richtung Gewässergrund.
Und tatsächlich, schon bald ist die kleine Eisangel krumm und die Bremse gibt kurz Schnur frei.
Ein Saibling hat sich den aktiv geführen Köder geschnappt.
Wir sehen uns erstaunt an, keiner von uns beiden hatte mit einem so schnellen Erfolg gerechnet.
Für mich ist der Tag gerettet. Ein Saibling auf einen Balance-Jig, wie geil!
Wintertage sind kurz, deshalb beginne ich schon einmal damit das nicht mehr benötigte Tackle ins Auto zu tragen, Thomas lassen die Forellen die wir auf Dendrobena nicht erwischen konnten aber scheinbar keine Ruhe. Er baut einen Kombiköder aus Made und Dendrobena und tatsächlich: Ruckzuck ist die Rute krumm, und er drillt eine Forelle.
Angefixt vom Erfolg, probiert er es direkt wieder und erwischt nun ebenfalls einen kleinen Saibling.
Damit soll es nun aber auch gut sein!
Insgesamt haben wir 6 Fische beim Eisangeln erwischt! 3 davon nehmen wir uns für die Pfanne mit:
Erstaunlich: 5 der 6 Fische wurden an nur einem einzigen Eisloch gefangen. Während 3 Meter weiter kein Fisch zum Vorschein kam.
Warum das so unterschiedlich ist?
Ich weiß es nicht – so ist halt angeln.
Wieder im auf dem Heimweg blicken wir zufrieden zurück:
Ein wunderbarer Tag auf dem Eis. Keine Menschenseele weit und breit. Nur wir, die verträumte Winterlandschaft und die tollen Fische. Das sind die Erlebnisse die uns immer wieder hinaustreiben ans Wasser!
Petri Heil und viel Erfolg beim Eisangeln auf Forellen!
Franz Hollweck
Kommentare
Dein Bericht inspiriert es doch mal wieder anzugehen, wenn denn der Winter bei uns entsprechend zuschlägt, anstatt auf dem Sofa unter einer Decke...
schade, dass es in unseren Breiten noch zu warm ist.
Toller Bericht, Franz!!! Mit der Erfahrung wär das doch auch mal was für ein Video ;-)