teaser livescope fake

In sozialen Medien und Foren wird auch in Anglerkreisen viel Unsinn völlig unreflektiert verbreitet. Dass Netzwerk Angeln als journalistische Plattform sich hieran nicht beteilitgt und stattdessen mithilfe seines Netzwerks versucht immer zuerst die Fakten zu recherchieren hat sich wieder einmal bewährt. Vor wenigen Tagen kochten im Netz wilde Spekulationen um ein angeblich vom Ruhrverand stammendes "Dokument" hoch, welches den Einsatz von Echoloten mit Livescope-Technik auf den Sauerlandtalsperren verbieten würde. Wie diese Geschichte aufgeklärt und als Fake enttarnt werden konnte, lest ihr nachfolgend.

Live-Echolote auf den Sauerlandtalsperren verboten - weißt Du was?

Am Abend des 25.01. 2023 rief mich Netzwerker Dirk Sazalowski an, ob ich das schon gehört hätte:

Es gäbe ein Dokument nach dem der Ruhrverband den Einsatz vom Live-Echoloten wie mit der Livescope-Technik verboten hätte. Ich drückte zuerst meine Verwunderung aus, da der Ruhrverband bislang eigentlich ein sehr anglerfreundlicher Gewässerbewirtschafter war. Da man aber nie wissen kann in heutigen Zeiten sagte ich: "Da müssen wir nachhaken".

Mein erster Gedanke war dann natürlich Netzwerker Dr. Stefan Weigelt, denn er angelt nicht nur an den Sauerlandtalsperren in den Gewässern des Ruhrverbandes, er hat auch gute Kontakte zum Ruhrverband. Stefan schrieb für Netzwerk Angeln sowohl Artikel übers Angeln an den Talsperren (Trittbrettfahrer und Einsteiger: Raubfischbegegnungen an der Talsperre; Angeln auf Felchen - Saisonstart 2019 mit Hindernissen) wie auch über die Arbeit des Ruhrverbandes (Auf Laichfischfang an der Versetalsperre)). Es lag also nahe Stefan zu fragen oder er mal beim Verband auf dem kurzen Dienstweg nachhaken könne, was an diesem ominösen Echolotverbot mit Live-Technik (Livescope) dran wäre.

netzwerkersazaloskinetzwerker stefan weigelt

Doch kein Livescope oder Echolotverbot auf den Sauerlandtalsperren

Wie gut der kurze Dienstweg funktionieren kann zeigte dann der schnelle Beitrag von Netzwerker Dr. Stefan Weigelt in der Facebookgruppe von Netzwerk Angeln "100% Angler - Netzwerk Angeln". Es wäre ein Gerücht, das Markus Kühlmann vom Ruhrverband umgehend dementiert hatte.:

Bild Facebook netzwerkScreenshot, Beitrag in Facebook Gruppe "100% Angler - Netzwerk Angeln"

Nachdem so der Ruhrverband durch Netzwerker Stefan Weigelt informiert wurde, stellte der Verband eine Richtigstellung ins Netz.
ruhrverband statementScreenshot Beitrag Facebook Seite Ruhrverband

Das Fakedokument um das Verbot von Livescope oder Live-Echoloten war nur ein Streich

Anhand der Metadaten des angeblichen Ruhrverband-Dokuments konnte Netzwerker Dennis Knoll einen Namen herausfinden. Da man jedoch nie wissen kann ob das nicht auch gefaked ist, markierte Dennis den Angler in einem Posting und machte ihn darauf aufmerksam. Der "markierte" Angler, Frederik Hamers, meldete sich umgehend in der Gruppe und bekannte sich zum Dokument und gab an dass dies ein "dummer Streich" gewesen sei.
netzwerkerknoll

Er habe sich nach dem Bekenntnis dann auch umgehend mit dem Ruhrverband in Verbindung gesetzt. Nachdem nun die grundlegenden Fakten auf dem Tisch lagen ging für mich nun die Arbeit los als Redakteur. Mit allen Seiten Kontakt aufnehmen und das alles anhören, einordnen und zusammenfassen.

Statement des "Verfassers" zum Echolot Livetchnik Fake

Ich bat per Facebook-PN den Verfasser des Fake-Schreibens um ein Telefonat. Frederik Hamers hat dann auch direkt angerufen und mir den Vorgang geschildert. Er wollte einem Angelkollegen nur einen Streich spielen. Dass das Dokument dann so schnell durch alle Social-Media-Kanäle ging, war nie seine Absicht - er wollte nur den Angelkollegen "auf die Schüppe nehmen".

Für die Berichterstattung hier bei Netzwerk Angeln hat Frederik auch ein Statement verfasst:

Liebe Leserinnen und Leser,

Hiermit äußere ich mich zu dem seit 26. 01. 2023 stark diskutierten Thema bzgl. des herumgehenden Schreibens von einer angeblichen Regelung zu der Echolottechnik an den Ruhrverbandstalsperren.

Aber zuvor möchte ich mich einmal kurz vorstellen, damit auch jeder ein kurzes Bild über meine Person hat. Ich bin 24 Jahre alt und bin wohnhaft im Sauerland. Leidenschaftlicher Angler bin ich seit ca. 15 Jahren und nutze jede freie Minute am Wasser. Man lernt ständig neue, nette Menschen im Bezug auf die Angelei kennen. Sehr gute Freundschaften entstehen genau am Wasser, was ich an unserem Hobby schätze.

Viele Angler aus dem Sauerland haben nun ein spezielles Dokument über zahlreiche Social-Media-Kanäle erhalten. Ich habe, und das muss ich ausdrücklich betonen, nie die Absicht gehabt, dass ein solches Schreiben in Umlauf kommt. Die unüberlegte Idee, einen sehr guten Angelkollegen auf die Schüppe zu nehmen, ging wohl sehr stark nach hinten los!

Das Schreiben ist in einem rasanten Tempo in sämtliche Kanäle gewandert, was zeigt wie stark wir Angler miteinander vernetzt sind (starke Community!). Meine Absicht war hiermit in keiner Weise, den hier dargestellten Ruhrverband und auch namentlich genannten, Herrn Kühlmann, in der Öffentlichkeit zu schädigen und überhaupt so darzustellen. Ich schätze die Arbeit des Ruhrverbandes an den Talsperren sehr und ich gehöre selbst zu den regelmäßigen Talsperren Anglern.
Ich möchte mich aber auch an euch wenden. Dass die gesamte Aktion ein sehr großer Fehler meinerseits war, liegt wohl auf der Hand und wird auch von mir nicht geleugnet. Bitte tragt die Information weiter, dass es sich hiermit ausdrücklich um ein nicht wahrheitsgemäßes Dokument handelt. Ich stehe dafür gerade und bin bereits mit den hier betroffenen Personen in persönlichen Kontakt.

Ich kann mich hier nur nochmal bei allen Beteiligten, Leserinnen und Lesern ausdrücklich für diese Umstände entschuldigen. Die Social-Media Wirkung wurde hier meinerseits unterschätzt.

Ich hoffe, falls man sich in Zukunft am Wasser sieht, dass wir sachlich und fair miteinander umgehen und auch gerne über diese Aktion, auch sachlich, diskutieren können.

Liebe Grüße und Petri Heil

Frederik Hamers

Der Anruf beim Ruhrverband bez. Echolotverbot mit Livefunktionen

Nachdem klar war, was da passiert ist wollte ich auch direkt mit dem Ruhrverband Kontakt aufnehmen, falls diese den Sachverhalt so noch nicht kannten. Markus Kühlmann informierte mich dann im Gespräch, das sich Frederik schon beim Ruhrverband gemeldet. Der Ruhrverband sei froh, dass die Sache geklärt sei. Aber es hätte auch eine Menge Arbeit gemacht, Justitiar und Vorgesetzte mussten bis zur Klärung eingesetzt werden und es kamen massenhaft Anfragen per Telefon und Mail: "Was denn da beim Ruhrverband abgehen würde?".

Exkurs: Echolot-Livetechnik - Was ist das überhaupt und wieso kommt jemand auf die Idee soetwas zu verbieten?

echolot livetechnik video

Echolote schicken ein Schallsignal zum Gewässergrund und errechnen aus den reflektierten Daten ein Echolotbild. Angler und Fischer kann das dabei helfen Gewässerstrukturen oder Fischschwärme zu orten. Soweit, sogut - diese Technik wird seit Jahrzehnten eingesetzt und dürfte selbst jedem Nichtangler der schon einmal auf einem Schiff mitgefahren ist bekannt sein. In den letzten Jahren hat sich die Echolot-Technik stark weiterentwickelt, dank besserer Rechenleistung und fortschrittlicher Technik wurden die gelieferten Bilder immer besser. Begriffe wie Downscan oder Sidescan hielten Einzug und letztlich wurden die gelieferten Bilder sogar so gut, dass Echolote auch außerhalb der Fischerei im Bereich "Search and Rescue" zu einem unverzichtbaren Hilfsmittel wurden um beispielsweise Wracks oder vermisste Personen zu suchen. Zahlreiche Feuerwehren und THW-Gruppen verfügen mittlerweile über Echolotausrüstung.

Für den nächste Quantensprung in der Echolottechnik sorgte im Jahr 2018 die Firma Garmin mit ihrer revolutionären Panoptix Livescope Technik. Erstmals war es so möglich, die Bewegungen von Fischen nahezu in Echtzeit auf dem Display anzuzeigen. Als Angler standen wir mit weit offenem Mund und großen Augen vor diesen tollen Live-Bildern. Ein Männerspielzeug aller erster Güte!!! Selbstverständlich haben heutzutage alle großen Echolot Hersteller wie etwa Lowrance mit dem Livesight System und Humminbird mit dem Mega Live System entsprechende Techniken im Angebot 


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Schon einige Jahre vor der Einführung der Echolot-Livetechnik entstand in Schweden eine moderne, neue Angelart. Beim sogenannten "Pelagische Angeln" (im internationalen Sprachgebrauch auch "Pelagic Sharpshooting" genannt) werden mittels Echolot große, im Freiwasser stehende Raubfische gesucht und direkt unter dem Boot angeangelt. Die Besonderheit hierbei ist, das parallel das Echolot beobachtet wird auf dem Köder und Fisch zu sehen sind. Oft kann man hierbei auf dem Echolot bereits erkennen, dass sich der Fisch dem Köder nähert ehe dann Sekunden später der in der Rute spürbare Biss erfolgt. Dank dieser Technik wurden in der Vergangenheit zahlreiche große Raubfische gefangen. Soetwas bleibt natürlich nicht unbemerkt und verursachte mancherorts eine astreine Neiddebatte. An manchem Stammtisch und in mancher Vereinsausschussitzung macht des übliche Unsinns-Argument "Das hat doch nichts mehr mit Angeln zu tun" die Runde. Ein Muster, das für jemanden der über Angler und Angeln schreibt seit Jahrzehnten immer wieder zu erkennen ist. Viele Angelkollegen erinnern sich noch an die 1990er Jahre und die Einführung von Boilies und Selbsthakmontagen - auch damals reagierte man mancherots auf gute Karpfenfänge mit Verboten. Argument damals,  wenn der Fisch sich selbst hakt - ihr ahnt es: "Das hat doch nichts mehr mit Angeln zu tun". 

So, was hat aber nun die Live-Technik mit dem pelagischen Angeln zu tun? Richtig, eigentlich nichts! Zum pelagischen Angeln benötigt man ein Echolot, mit welcher Technik dieses Echolot arbeitet, ob klassisch im 2D-Bereich, mit Sidescan oder eben mit der Livetechnik ist egal. Manche Angler bevorzugen die Livetechnik, andere angeln pelagisch lieber mit der klassischen 2D-Ansicht. Um den persönlichen Fangneid zu befriedigen und anderen Anglern etwas zu verbieten hat man an einigen wenigen Seen, vor allem im alpenländischen Raum, pauschal die "Live-Technik" verboten um dem pelagischen Angeln Einhalt zu gebieten. Meist liegen bei den Verbotsmachern keinerlei eigene Erfahrungen mit dem pelagischen Angeln vor - denn sonst würde man wissen dass die Live-Technik eben nicht mit pelagischem Angeln gleichzusetzen ist und der gewünschte Verbotszweck so überhaupt nicht zu erreichen ist.     

Das Fazit zum "Live-Echolot-Verbots-Fake"

Irgendwelche Behauptungen und Postings in Medien sind noch keine Fakten und sollten immer zuerst einmal skeptisch beurteilt werden. Meist gibt es ja genannte Beteilige - wie hier den Ruhrverband - wo man schnell nachfragen und alles abklären kann. Findet man dann wie in der Netzwerk Angeln Gruppe noch den "Verfasser" heraus und recherchiert das in der Redaktion durch, dann kann man wie nun hier in einem seriösen Artikel die Fakten auflisten. Dies könnt ihr dann nun auch gerne in den sozialen Medien zur Aufklärung verbreiten.

Persönliche Anmerkung:

Dass wir in Deutschland mit immer mehr Verboten und Einschränkungen beim Angeln durch Bewirtschafter, Vereine und Verbände leben müssen, hat fast jeder Angler schon mitbekommen. Viele Traditionalisten aus der organisierten Sport- und Angelfischerei lehnen ja jede neue Methode, jede neue Technik zuerst einmal ab:  Fisch- und Gewässerneid regiert eben.
Daher ist es kein Wunder, dass viele Angler angesichts eines scheinbar vorliegenden "Dokumentes" sofort in den Empörungsmodus verfallen sind.
Aber auch angesichts der Anglerfeindlichkeit und Inkompetenz, die oft von zuständigen Behörden und Verbänden gegenüber Anglern gezeigt wird, sollte man nie darauf verzichten Fakten zu recherchieren. Auch wenn das nicht immer gelingen kann, muss man es doch versuchen.
Bisher habe ich auch den Ruhrverband als Gewässerverband (im Gegensatz zu vielen Verbänden organisierter Sport- und Angelfischer) nicht als anglerfeindlich sehen können - im Gegenteil!

Ich bin daher auch froh, ein kleines Stück zur Klärung der Sache beigetragen haben zu können.

Anhang

[1]
Das Dokument, um das es gegangen ist. Entsprechend von uns als Fake gekennzeichnet.
dokument fake ruhrverband


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