Nach längerer Pause gab es ihn endlich wieder: den „Tag der offenen Tür“ beim Ruhrverband am Möhnesee, und zwar bei der Abteilung Flussgebietsmanagement, welche für vielfältige Aufgaben rund um die Gewässer im Sauerland zuständig ist. Unter anderem geht es dabei auch um die Bewirtschaftung der Fischbestände und letztlich das Angeln an den Sauerlandtalsperren.
Ruhrverband: Immer für Angler da
Gerade für die Angler haben Abteilungsleiter Markus Kühlmann und seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ein großes Herz. So ist es kein Zufall, dass bei dieser Veranstaltung ein Großteil der Besucher aus Anglern besteht. Ich arbeite seit einiger Zeit mit dem Ruhrverband zusammen, in dem ich Berichte zu Angeltipps, Fang, Verwertung u. a. für „Angeln-im-Sauerland“ schreibe. So war es für mich angenehme Pflicht, selbst bei dem an diesem Tag herrschenden miesem kalten Regenwetter die Reise an den Möhnesee anzutreten. Immerhin findet die Veranstaltung quasi Outdoor statt, auch wenn einige Räumlichkeiten geöffnet sind. Übrigens hatte der Ruhrverband mit der Gemeinde ausgemacht, für die Veranstaltung Parkausweise zum kostenlosen Parken im Bereich der Anlage vergeben zu dürfen. Diese konnten über das Internet ausgedruckt und hinter die Windschutzscheibe gelegt werden.
Es standen eine Menge Autos (auch mit auswärtigen Kennzeichen) am Möhnesee und so war es auch in jedem Gespräch das sofortige Standard-Thema: „Aber trotz des Wetters gut besucht. Wir hatten schon Bedenken …“. Ich hatte meine eigene Theorie: Angler trotzen dem schlechten Wetter grundsätzlich, lassen sich davon nicht abschrecken. Dieser Tag war aber zum Angeln wirklich ungeeignet. Also, trotzdem was mit Angeln machen, die Kids mitnehmen und zuhause Punkte sammeln …
Kinderprogramm mit aktivem Angeln!
Gleich zu Beginn stellte ich fest, welch bunte Community hier anwesend war, denn der Schatzmeister meines eigenen Angelvereines begrüßte mich sofort nach meinem Eintreffen. Er wolle seinen Enkeln „… mal zeigen, wie Fische aufwachsen“. Und tatsächlich waren auch viele Kinder anwesend, für die speziell ein sehr abwechslungsreiches Programm geboten wurde. Ein Geschicklichkeitsparcours, Gewinnspiele, Schnupperangeln mit der Fischereijugend NRW waren dabei.
Bei letzterem war natürlich die obligatorische Wurfübung dabei, bei der die Kids mit Rute und Gewicht eine Zielscheibe treffen sollten. Aber am Seeufer konnte man auch mit einem Angler direkt ans Wasser und die Angel auswerfen. Ich wollte dazu ein paar Worte wechseln, aber zunächst war die Station mit Kindern besetzt und später goss es dermaßen, dass niemand mehr am Ufer stand.
Statt "Schlechtwetterangeln": Quappen füttern!
Eine weitere Idee hat mir aber besonders gefallen: In der Obhut des Azubi vor Ort, Lasse-Bo Wulf, konnten Quappen gefüttert werden. Aber nicht mit Trockenfutter reinwerfen oder so, sondern mit Hilfe eines angespitzten Stockes, mit dem den Quappen kleine tote Fische angeboten wurden. Diese schnappten sie gierig weg. Ein Stück lebendige Natur wurde hier gezeigt und klar gemacht: Quappen sind Räuber und fressen andere Fische.
Stand ich dem Quappenprojekt bisher skeptisch gegenüber, änderte sich das, als ich nun zum ersten mal diese wirklich schönen eleganten Fische sah. Auch in einem Aquarium waren sie zu bewundern. Ich nahm mir vor, diese mal gezielt zu beangeln. In meinem Hausgewässer sind sie massiv besetzt und bereits bei Probebefischungen wiedergefangen worden.
Der Ruhrverband ist immer am Angler dran: Anglerumfrage 2022
Gegen Mittag hatte ich mir vorgenommen, den Vortrag von Dr. Clemens Strehl zu besuchen, der über die Ergebnisse der Anglerbefragung 2022 berichten sollte, an der knapp 1000 Angler teilgenommen hatten. Der Ruhrverband führt diese Umfragen durch, um mehr über die Angler, ihre Denkweisen und Bedürfnisse zu erfahren. Und, wie der Leiter der Abteilung Markus Kühlmann immer wieder gerne betont, „Damit die Angler dem Ruhrverband mal die Meinung sagen können!“. Sehr interessante Zahlen kamen da zum Vorschein. Vor zehn Jahren hatte der Ruhrverband seine erste Anglerumfrage durchgeführt und so konnten u. a. auch Trends verfolgt werden, wohin sich die Angelei hier weiter so entwickelt. Unter anderen fand ich interessant, dass rund die Hälfte der Angler an den Sauerlandseen nicht in einem Verein organisiert sind. Die Ergebnisse werden demnächst veröffentlicht und ich werde darüber gesondert berichten.
Die Anlage des Ruhrverbandes: Direkt am Möhnesee
Die Anlage liegt direkt am Ufer des Möhnsesees. Auf dem Außengelänge waren u. a. eine große Reuse, wie sie zum Hechtfang benutzt wird und ein Planktonnetz zu sehen, mit dem Kleinkrebse und andere kleinste Nährtierchen für die Anzucht gefangen werden.
Treffpunkt für Angler, Fischer und Wissenschaftler
Natürlich ist so eine Veranstaltung auch immer Treffpunkt Gleichgesinnter. So traf ich den einen oder anderen Bekannten und man unterhielt sich über dies und das. So fachsimpelte ich mit Mitarbeiter Jan Hendrik Schneider über den letztjährigen Laichfischfang von Saiblingen und Internetseiten. Das Thema Saiblinge besprach ich auch mit Clemes Strehl, allerdings mehr mit dem Hintergrund, diese gezielt zu beangeln und zu fangen. Mit Markus Kühlmann ging es um Welse und geplante Fachberichte zum Thema. Zwischendurch ging es dann zum Verpflegungsstand, da mich doch der Hunger plagte.
Beim Deutschen Hechtangler-Club
Später stattete ich dem Stand des Hechtangler-Clubs Deutschland einen Besuch ab. Hier zeigte das Rollup ebenfalls einen jugendfreundlichen touch. Ich hatte den Besuch schon vorher geplant, um mal etwas mehr über diesen Verein zu erfahren. Mit dem Präsidenten Uwe Pinnau hatte ich schon im Netz kurz Kontakt und so kamen wir persönlich ins Gespräch. Schnell fanden auch die ersten Anekdoten rund um den Hechtfang ins Gespräch. Mit einem weiteren Gast konnte ich mich noch an meine Zeiten als Hechtangler auf dem Edersee in den 70er Jahren austauschen. Schöne Erinnerungen kamen dabei hoch. Später philosophierte ich mit Ingo noch über geeignete Hechtruten, während ein Besucher echte Vintage-„Prügel“ vorzeigte. Wir kamen zu dem Ergebnis, dass die heutige Rutentechnik dann doch ein angenehmeres Fischen zulässt und man deutlich leichter und eleganter damit angelt als früher.
Das Herzstück des Ruhrverbandes am Möhnesee: Die Fischzuchtanlage
Das Sahnestück beim Tag der Offenen Tür ist und bleibt sicher die Aufzuchtanlage. Hier werden Laichfische abgestreift, die Eier befruchtet und die Larven aufgezogen, bis sie die richtige Größe zur Auswilderung erreicht haben. Aktuell waren in den Zuchtbecken Alpine Seesaiblinge, Seeforellen, Hechtbrut und Quappen bis über 30cm Länge zu sehen. Zur Sicherheit der Besucher wurde darauf hingewiesen, nicht in die Becken zu fassen. Sicher, um nicht den kleinen Möhneseepiranhas zum Opfer zu fallen.
Als ich die kleinen Seeforellen und Saiblinge sah, kam in mir doch gleich wieder der Anglerinstinkt hoch, denn diese Fische würden in Kürze in eines meiner Angelgewässer ausgesetzt werden. Ob ich einen der dieser Saiblinge später mal fangen würde?
Und damit noch mehr Angleradrenalin in die Blutbahn der Besucher kommen sollte, waren in zwei großen Becken noch zwei dicke Hechte mit ein paar Aalen sowie ein Riesenwels zu sehen.
Der Wels ist überhaupt ein kommendes Thema beim Ruhrverband. Bei der der anschließenden Diskussion im Rahmen der Anglerumfrage stellte Markus Kühlmann klar fest, dass der Bestand im Kommen ist und die Fischart bereits mit Erfolg gezielt beangelt wird. Allerdings müsse die Zeit zeigen, wie genau sich der Bestand entwickelt und wie er letztlich ökologisch zu bewerten sei.
Beim Stand des Edelkrebsprojektes waren dann neben Infotafeln auch lebende Krebse zu sehen.
Zu begehen war übrigens auch der Schlachtraum, in diesem stand diese interessante kleine Maschine zum Zerkleinern der Gräten bei Weißfischen, um diese dann besser zubereiten zu können:
Zum Abschluss noch tolle Gespräche beim Stand des Ruhrverband
Nach einer Kaffeepause mit leckerem Kuchen sah ich bei einem letzten Rundgang noch beim Stand des Hauptunternehmens Ruhrverband den Social-Media Beauftragten Thorsten Schlautmann und wir begrüßten uns sehr herzlich, kannten wir uns doch vorher (nur) über das Internet. Wir tauschten uns u. a. über das Kochen aus, wobei wir dann doch bei der Veranstaltung trotz Grillstation und Kaffeestand die legendären Ruhrverband Hechtfrikadellen vermissten
Mein Fazit zum Tag der Offenen Tür 2023 beim Fischereibetrieb des Ruhrverbands am Möhnesee
Eine trotz späterem Dauerregen super besuchte Veranstaltung, die vieles zu bieten hatte und Anfahrt-, familien- und kinderfreundlich gestaltet war. Für die Zielgruppe Angler waren viele Informationen und Kontaktmöglichkeiten zu den Bewirtschaftern ihrer Angelgewässer vorhanden. Und letztlich war auch viel Fisch zu sehen.
Dr. Stefan Weigelt