laichfischfang versetalsperre teaser 

Vorbemerkungen

Der Ruhrverband, ein öffentlich-rechtliches Unternehmen mit Sitz in Essen sorgt im Einzugsgebiet der Ruhr unter anderem dafür, dass jederzeit Wasser in ausreichender Menge und Qualität als Trink- und Brauchwasser zur Verfügung steht. Dazu betreibt der Ruhrverband auch die Sauerlandtalsperren, von denen einige direkt als Trinkwasserseen ausgewiesen sind. Die ökologische Situation ist für die Gewässergüte ein Hauptfaktor, daher kommt auch den (wasser-) biologischen Fragen eine große Bedeutung zu. Die Abteilung Flussgebietsmanagement im Ruhrverband hat daher u. a. folgende vor allem auch für Angler wichtige Aufgaben:

  • Gewässerentwicklung
  • Gewässergütemodellierung
  • Planungen zur Herstellung der Fischdurchgängigkeit von Wehranlagen
  • Biologische Funktionsprüfungen von Fischaufstiegsanlagen
  • Planungen und Untersuchungen zu Fischschutzmaßnahmen an Wasserkraftanlagen
  • Fischartenschutzprojekte
  • Fischereiliche Bewirtschaftung der Ruhrverbands-Talsperren
  • Fischökologische Untersuchungen, Beratung, Auswertung und Berichtswesen
  • Besatzfischzucht
  • Abfischungen
  • Betreuung des Wasserwirtschaftlichen Informationssystems

 01 titel

 

Angeln

Viele Tage meines Lebens habe ich schon auf und an den Talsperren im Sauerland verbracht und geangelt. Dem Ruhrverband ist es gelungen, einen attraktiven, für diese Gewässer nicht alltäglichen Fischbestand zu etablieren. Vom Typus her sind die Stauseen bekanntermaßen strukturarm und weisen einen oftmals stark schwankenden Wasserstand auf. Zudem sind sie tief und besonders die Trinkwasserseen sind eher oligotroph, also nahrungsarm, kalt und sauerstoffreich. Eine Konstellation, wie sie teils auch die großen Alpenseen aufweisen. Was lag nun näher, als zu versuchen, einen eher alpinen Fischbestand aufzubauen?

02 morgens verstetalsperreMorgens an der Versetalsperre 

Geeignete Fische sind hier eher Salmonidenarten. Und es gelang den Mitarbeitern um Leiter Markus Kühlmann tatsächlich, erhebliche, anglerisch attraktive Bestände zu etablieren. Mit in der Fischzuchtanlage am Möhnesee gezogenem Besatz werden Seeforellen, Alpine Seesaiblinge, Blaufelchen, Große Maräne regelmäßig besetzt. Den aktuellen Besatzplan findet man hier.

03 kuechenertige blaufelchnKüchenfertige Blaufelchen

Einen besonderen und nicht alltäglichen Service bietet der Ruhrverband seit geraumer Zeit den Anglern an. So findet man auf der Webseite „Angeln im Sauerland“ alle Informationen rund um das Angeln an den Ruhrverbandsgewässern. Hier sind zum einen die Gewässer genau beschrieben, und auch über das Flussgebietsmanagement wird regelmäßig berichtet, z. B. werden Fangstatistiken und Besatzpläne veröffentlicht. Sahnestück ist seit einiger Zeit die Möglichkeit, Angelkarten online zu kaufen. Es zeigt sich, dass die vom Ruhrverband vor einigen Jahren durchgeführte Umfrage nach den Wünschen und Einstellungen der Angler offenbar auf fruchtbaren Boden gefallen ist.

Es sei aber fairerweise auch angemerkt, dass größere Talsperren auch schwer zu befischen sind. Im Sauerland stehen z. B. die Raubfische oft weit draußen im See bei den Renken. Das Wasser ist sehr klar, und da es auch in der Tiefe noch sauerstoffreich ist, können die Fische auch sehr tief stehen. Vom Ufer aus ist oft nicht einschätzbar, wo sich die Fische aktuell befinden. Mit dem Boot und dem Echolot habe ich schon oft bemerkt, wie fischleer manchmal auch größere Seebereiche sind.

 

Auf Laichfischfang

Wie jedes Jahr gehen Mitarbeiter der Abteilung Fischereimanagement auf Laichfischfang, um für die Brutanalagen am Möhnesee genügend Laich für die Erbrütung von Jungfischen zum Besatz der Ruhrverbandsgewässer zur Verfügung zu haben. Im November geht es dazu auf die knapp 6 Kilometer lange Versetalsperre, die einen guten Bestand an Alpinen Seesaiblingen besitzt. Auf Einladung begleitete ich als Gast Jan Hendrik Schneider und Kilian Lauff vom Ruhrverband an einem dieser Tage. An der Verse habe ich selbst drei Jahre vom Ufer aus gefischt und natürlich war ich sehr gespannt, was da passieren würde! Riesenfische im Netz? Kapitale Seeforellen? Circa zwei Wochen lang werden die Fische in extra ausgelegten Netzen gefangen. Diese Stellnetze mit 44mm Maschenweite stehen ca. 7 Meter hoch im Wasser und sind 50m lang.

Früh trafen wir uns am See, es war ein tolles, sonniges Herbstwetter. Der Pickup vom Ruhrverband stand schon an der Slipstelle und mit einer Pumpe wurde der Fischbehälter auf dem Pickup mit Versewasser befüllt. Das geräumige Boot mit Namen „ESOX“ lag im Wasser. Und schon ging es los, Schwimmweste angelegt und eingestiegen.

04 boot esox „ESOX“ liegt bereit

Weit brauchten wir nicht fahren, gleich um die Ecke lag das erste Netz. Kilian fischte die Markierungsboje mit dem Bootshaken aus dem Wasser und das Netz wurde gehoben.

05 bootshakeneinsatzMit dem Bootshaken das Seil angeln … 

Bald kam schon der erste Fisch zum Vorschein: es war ein Barsch! Dem folgten noch einige weitere Barsche, aber Saiblinge waren eher Mangelware. Dafür hatte sich ein mittlerer Hecht eingewickelt, weniger gerne gesehen, weil das Netz darunter sehr leidet. Es ist nämlich aus besonders weichem Material gefertigt, um die wertvollen Fische beim Fang maximal zu schonen.

06 netz einholenEinholen der Netze 

Die mutmaßlich laichreifen Saiblinge kamen im Boot erstmal in einen Bottich. Einige Fische waren wegen Druckänderungen etwas benommen, erholten sich jedoch schnell wieder.

07 erste fischeDie ersten geeigneten Fische 

Im nächsten Netz fanden sich dann schon weitaus mehr Saiblinge, es war tiefer ausgelegt. Darunter auch schöne Tiere im Laichkleid mit grell orangenem Unterbauch. Die Saiblinge werden übrigens aus dem Netz schonend herausgeschnitten. Sofort wird geprüft, ob der Fisch auch wirklich laichreif ist und wenn nicht, zurückgesetzt.

08 erster schoener saibling Endlich! Ein schöner Saibling

 09 2 08 erster schoener saibling… vorsichtig aus dem Netz herausgeschnitten

10 3 08 erster schoener saiblingFreude über einen herrlichen Fisch im Laichkleid 

10 4 08 erster schoener saiblingAuch ein schöner Fisch 

11 laichreife pruefenPrüfen der Fische auf Laichreife 

Im nächsten Netz wieder ein mittlerer Hecht und ein paar Saiblinge sowie wieder Barsche und sogar ein Rotauge. Nach dem Fischen wurden die Netze wieder ausgelegt. Wieder an der Slipstelle wurden die Fische nochmal auf Laichreife überprüft und die geeigneten Saiblinge in das Hälterungsgefäß auf dem Auto verfrachtet.

Hatte ich vorher gemeint, man könne mit den Netzen nun die Fische gleich dutzendweise leicht fangen, so irrte ich doch. Die Anzahl Alpiner Seesaiblinge hält sich mit den Beifängen an Barschen, Rotaugen und Hechten ungefähr das Gleichgewicht. An diesem Tag wurden insgesamt drei Dutzend Fische gefangen. Von den erbeuteten Saiblingen sind jedoch bei weitem nicht alle Fische auch laichbereit, so dass nochmal ungefähr die Hälfte sofort wieder ins Wasser zurückgeht. Am Ende blieben an diesem Tag nur 12 geeignete Saiblinge übrig. Daher ist auch eine Reihe von mehreren Ausfahrten nötig, um die benötigte Zahl an wertvollen Laichfischen zu erhalten. Unter Kontrolle von Temperatur und Sauerstoffgehalt werden Fische nach dem Fang in die Anlage am Möhnesee transportiert und dort fachgerecht abgestreift, bevor sie danach wieder in die Verse entlassen werden.

12 ausbeute vormittagDie Ausbeute vom Vormittag - ab in den Behälter auf den Pickup

13 sauerstoff pruefenSauerstoff und Wassertemperatur für den Transport genau prüfen… 

Fazit

Ich hatte mich sehr über die Einladung gefreut und einige neue Dinge kennen gelernt. Ich muss sagen, die Mitarbeiter sind alle engagiert, sympathisch, auskunftsbereit und sehr um den Fischbestand bemüht. Umso unverständlicher ist für mich, dass in einigen sozialen Medien von Anglern die Gerüchteküche um den Ruhrverband regelmäßig kräftig angeheizt wird. Es werden zuweilen steile Thesen aufgestellt, was der Ruhrverband denn da mit den Netzen alles rausfange, verkaufe usw. Und es natürlich „kein Wunder“ sei, dass nichts mehr zum angeln „drin sei, im See“. Nun ja, sowas ärgert die Mitarbeiter im übrigen auch sehr. Und dass die Angler die dringend nötige Informationen über Fänge, Besonderheiten, Beobachtungen nicht öfter zurückmelden, die extrem wichtige Hinweise seien, wie auch Markus Kühlmann immer wieder betont. Schon bei der Rückgabe der Fanglisten bzw. den Einträgen gäbe es große Probleme. Man versucht daher, zukünftig die Online-Erfassung der Fänge per Handy-App oder Browser noch attraktiver zu machen.

14 schichtende „ESOX“ wird am Ufer gelagert und es geht zurück zum Möhnesee

Ach ja, da habe ich die zwei Männer dann noch gefragt, ob sie denn auch angeln. „Früher ja, aber alles verkauft“ sagte der eine, „Gelegentlich mal in Ruhe, aber nur zum Entspannen“ der andere. Aber vielleicht muss das auch so sein, wenn man schon den ganzen Arbeitstag mit Fischen und der Verwaltung des Angelns zu tun hat?

15 fang von stefanSchöner Alpiner Seesaibling - mit etwas Glück und Ausdauer gelingt auch im Sauerland so ein Fang wie hier mit der Hegene vom Ufer


Dr. Stefan Weigelt, November 2018


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