„Hecht auf Fliege, das soll gehen?“ Die Frage höre ich nicht selten, wenn ich mit der Fliegenrute an einem typischen Hechtgewässer aufkreuze. Ja, das geht nicht nur, das geht meistens sogar außergewöhnlich gut. Natürlich verwendet man schwereres Gerät als zum Trockenfliegenfischen auf Bergbachforellen oder Äschen – die Streamer, die man als Köder verwendet können schon mal bis zu 30 cm lang sein – aber die Wurftechnik bleibt die selbe. Ruten der Klasse 8 bis 9, bestückt mit den passenden Schnüren, kommen mit diesen großen Streamern klar und transportieren sie relativ problemlos auf Distanzen von über 20 Metern.
Fliegenfischen auf Hecht ist so spannend wie erfolgsträchtig
Hechte sind für Fliegenfischer ausgesprochen attraktive Zielfische: Es gibt sie fast in allen Gewässern, sie können sehr groß werden, die Attacken auf die Streamer sind meistens extrem hart und aggressiv, und sie nehmen die Hechtstreamer häufig besser als jeden anderen Köder.
Streamer sind der Köder zum Fliegenfischen auf Hecht
Hechtstreamer sind unglaublich fängige Köder. Sie können sehr langsam geführt werden, „schweben“ buchstäblich im Wasser und imitieren perfekt einen geschwächten verletzten Beutefisch. An Gewässern, die sehr stark mit Spinnködern und Gummifischen befischt werden, ist ein Hechtstreamer oft eine wahre Wunderwaffe, weil er sich einfach komplett anders verhält als die Köder, die die großen Hechtmuttis schon genau kennen. Das führt dann auch schnell zu spannenden und spritzigen Drills an der Fliegenrute.
Spritzige Drills am relativ leichten Gerät zum Fliegenfischen auf Hecht sind garantiert
Die passende Gerätezusammenstellung zum Fliegenfischen auf Hecht
Man tut sich immer leichter mit den passenden Gerät zu einer Angelmethode, die so wurfintensiv ist wie das Fliegenfischen auf Hecht. Das Werfen für beim Fliegenfischen voluminösen und großen Ködern, das Durchbringen des Anhiebes, die Fliegenschnur und ein hechtsicheres Vorfach machen einem das Leben beim Fliegenfischen auf Hecht deutlich leichter.
Ruten zum Fliegenfischen auf Hecht
Zum Hechtfischen verwendet man in der Regel Fliegenruten der Klassen 8 bis 9. In kleinen Bächen und Gräben, und wenn man eher kleine Streamer verwendet, kann auch eine Rute der Klasse 6 ausreichen. Typische Hechtruten sind zwischen 8 und 9 ft. lang. Längere Ruten machen das Werfen unnötig anstrengend.
Rollen und Schnüre zum Fliegenfischen auf Hecht
Die Rolle sollte einigermaßen robust sein, zuverlässig funktionieren und neben der Schnur noch etwa 100 Meter Backing fassen.
Als Schnüre sollte man unbedingt spezielle Hecht-Fliegenschnüre verwenden, die über eine kompakte Keule verfügen und so beschaffen sind, dass man mit ihnen auch sehr große Streamer ohne Probleme werfen kann. Je nach Gewässertyp und Jahreszeit kommen Schwimmschnüre, Intermediateschnüre und Schnüre mit sehr schnellen Sinkraten zum Einsatz.
Ruten und Rollen zum Fliegenfischen auf Hecht finden sich im gut sortierten Fachhandel!
Das Vorfach zum Fliegenfischen auf Hecht, Titan statt Stahl
Das Hechtvorfach soll so aufgebaut sein, dass es sich auch mit einem großen Streamer im Wurf gut streckt. Ich verwende dafür ein etwa 1m langes Stück 0,80 mm Mono, an das ich ein gleichlanges Stück 0,45 mm Fluorcarbon anknote. Daran knote ich mit einem Albrightknoten noch mal 40 cm Stroft Monowire Titandraht. Zu guter Letzt daran noch einen soliden Snap, in den ich die Streamer einhängen kann. Ans Obere Ende des Vorfachs mache ich einen Perfect Loop, damit ich es in die Fliegenschnur einschlaufen kann. Für die Sinkschnur lasse ich das 80er Mono weg, so dass das Vorfach nur etwa 1,40 m lang ist. So kommen die Streamer schneller auf Tiefe.
Auch beim Fliegenfischen auf Hecht verhindert das richtige Vorfach Abrisse im Drill
Die Köder zum Fliegenfischen auf Hecht
An Hechtstreamern gibt es eine reichliche Auswahl in allen erdenklichen Größen und Farben. Sehr wichtig ist, dass man Streamer verwendet, die in der Praxis auch problemlos funktionieren. Das heißt, sie sollen aus Materialien sein, die sich nicht zu sehr mit Wasser vollsaugen und sich somit schlecht werfen lassen, und die Schwingen sollen so beschaffen sein, dass sie sich beim Werfen nicht um den Haken wickeln. Außerdem soll der Streamer sich natürlich auch möglichst attraktiv im Wasser bewegen. Selbst bei sehr großen Hechtstreamern reicht in der Regel ein einziger Einzelhaken ohne Widerhaken. Fehlbisse sind selten, und so ist gewährleistet, dass man Fische, die zurückgesetzt werden sollen, wieder leicht releasen kann.
Streamer, der Köder fürs Fliegenfischen auf Hecht, gibt es in unzähligen Varianten
Hechtangeln mit der Fliegenrute in verschiedenen Gewässertypen
Da Hecht in fast allen Gewässern vorkommen, habe ich eine kleine Liste von mir beangelter Gewässer aufgeführt mit den jeweils unterschiedlichen Voraussetzungen und der Taktik.
Fliegenfischen auf Hecht in kleinen, flachen Seen und flachen, ruhigen Flüssen
Gerade flachere Seen und Flüsse bergen oft einen guten Hechtbestand
Das sind sicherlich die beliebtesten Gewässer zum Fliegenfischen auf Hecht. Sie sind überschaubar, meist auch bei starkem Wind befischbar, und man kann die Hechte in allen Wassertiefen erreichen. Je nach Bodenbeschaffenheit kann man vom Ufer aus fischen, Watfischen oder auch vom Boot / Bellyboat aus fischen.
Im Frühjahr, nach der Schonzeit, stehen die Hechte oft im flachen Wasser an Schilfkanten oder ufernahen Unterständen. Eine Schwimmschnur reicht dann meistens, um die Streamer perfekt anzubieten. Bei klarem Wasser kann man die Attacken der Hechte häufig deutlich sehen. Nach der Laichzeit sind die Hechte auch meistens sehr aggressiv und wenig wählerisch, was die Größe und Farbe des Streamers angeht. Grundsätzlich sollte man dennoch bei sehr klarem Wasser eher natürliche Farben wählen und bei trübem Wasser besser auf grellere Farben oder schwarze Streamer setzen. Etwas größere Muster, die viel Druck im Wasser machen sind in trüben Gewässern die erste Wahl. Auch Popper und Mausimitationen, die an der Oberfläche auf sich aufmerksam machen, können in trüben flachen Gewässern wahre Hechtmagneten sein – und die Attacken auf diese Topwaterköder sind immer spektakulär.
Auch beim Fliegenfischen auf Hecht in flacheren Gewässern bringt das Belly-Boat den Angler näher zum Fisch.
Stehen die Hechte später im Jahr tiefer, kann man sie mit dem Boot oder Bellyboat und einer leicht sinkenden Schnur immer noch gut erreichen. Barschberge, Abbruchkanten am Grund, Seerosenfelder und etwas tiefere Löcher sind dann immer einen Versuch wert. Auch im Winter stehen die Hechte oft in den tieferen Bereichen. Große, sehr langsam geführte Streamer sind dann häufig extrem erfolgreich. Kein anderer Kunstköder kann in dieser Situation so langsam und verführerisch angeboten werden wie ein großer Streamer.
Fliegenfischen auf Hecht in großen, tiefen Gewässern
An größeren Seen ist zum Fliegenfischen auf Hecht ein Boot hilfreich
Im Frühjahr, wenn die Hechte noch im Flachen an den Schilfkanten stehen, lassen sich große tiefe Gewässer genau so befischen, wie kleinere flache Gewässer. Häufig stellen sich dort aber die Hechte bald wieder in tieferen Bereichen ein. Das Freiwasser in solchen Seen, wo die Hechte oft sehr tief stehen, ist für Fliegenfischer meistens weniger interessant. Es ist einfach zu schwierig, die Tiefen zu erreichen, und ohne Echolot sind die Hechte oder die Futterfischschwärme meistens auch schwer zu finden. Wesentlich erfolgversprechender kann es dann sein, gezielt steil abfallende Uferkanten und Stellen mit Totholz am Ufer abzufischen. Ich benutze dafür gerne ein Boot oder Bellyboat und werfe von der Wasserseite bis kurz vor das Ufer. Dafür verwende ich eine schnell sinkende Schnur, so dass der Streamer beim Einstrippen dem steil abfallenden Gewässergrund folgt. An solchen Stellen kann man mit dieser Technik das ganze Jahr über mit Hechten rechnen. Häufig habe ich dabei schon sehr große Hechtmutties gefangen, die bis dahin jeden anderen Köder ignoriert haben.
Fliegenfischen auf Hecht in Bächen und Gräben
Auch kleine Bäche und Gräben beherbergen oft erstaunlich große Hechte, die sich auch für unsere Streamer interessieren
Hechte findet man auch in den kleinsten Bächen und Gräben. Oft sind dort potentielle Standplätze, wie zum Beispiel Schilfkanten, unterspülte Ufer, Seerosenfelder etc. sehr einfach auszumachen und selbst mit kurzen Würfen zu erreichen. Es macht dann Sinn, wirklich gezielt diese Spots abzufischen. Meistens braucht man nicht mal sonderlich große Streamer zu verwenden, denn ist so ein Standplatz belegt, präsentiert man dem Hecht automatisch den Streamer sehr nah vor seinem Maul. Auch kleine Köder werden dann kaum verweigert. Ich benutze für diese Fischerei oft relativ leichtes Gerät. Am liebsten fische ich mit einer kurzen 6er Glasrute, einer Schwimmschnur und ca. 10 bis 15 cm langen Streamern. Diese Muster lassen sich noch problemlos mit der leichten Rute werfen und sauber präsentieren. Im Drill kann ich die Glasrute bis zum Limit der Vorfachtragkraft belasten, ohne dass sie brechen wird. So können auch wirklich große Fische schnell und sicher gelandet werden.
Fliegenfischen auf Hecht in den Boddengewässern der Ostsee
Die Boddengewässer sind bekannt für große Hechte - und die gehen auch beim Fliegenfischen an den Haken
Das Watfischen mit der Fliegenrute auf große Boddenhechte hat in den letzten Jahren einen enormen Zulauf bekommen. Kein Wunder, kaum irgendwo ist mit so vielen großen Fischen zu rechnen als in diesen brackigen Flachwasserbereichen. Und dazu sind sie noch extrem einfach zu befischen:
Man muss nur rauswaten und den Streamer in alle Himmelsrichtungen auswerfen.
Im Prinzip ist es wirklich so, aber der steigende Befischungsdruck macht es nötig, doch ein wenig strategischer vorzugehen. Typische Hechtstandplätze sind in den Bodden oft schwer zu erkennen, weil alles gleich flach zu sein scheint und man auch selten Futterfischschwärme erkennt. Im Frühjahr kann man natürlich die Schilfkanten abfischen, aber schon bald haben sich die Hechte von dort wieder verzogen. Im Herbst und Winter stehen die Hechte in den kleinsten Löchern und überall dort, wo etwas tiefere Rinnen und Kanten im Wasser vorhanden sind. Diese Stellen sind inzwischen natürlich auch bei den Anglern bekannt und leider oft gut besucht.
Für die Boddenfischerei ist oft etwas schwereres Gerät angesagt, da man häufig gegen starken Wind anwerfen muss und insgesamt eher mit weiten Würfen große Flächen abfischen möchte. Meistens reicht eine Schwimmschnur oder eine Intermediateschnur. Für wirklich tiefere Rinnen kann man auch eine schnell sinkende Schnur verwenden.
Bilder vom Fliegenfischen auf Hecht
Eine kleine Auswahl spannender Bilder die ich beim Fliegenfischen auf Hecht aufnehmen konnte, die machen euch vielleicht noch mehr Lust auch selbst einmal die Fliegenrute auf Hecht zu schwingen.
Das Glück beim Fliegenfischen auf Hecht sind auch so tolle Fische!
Streamer - immer fängig!
Wer zu große, zu kleine, nicht passende Fische zurücksetzt, der tut aktiv etwas für den Bestand
Drills beim Fliegenfischen auf Hecht spielen sich oft an der Wasseroberfläche ab
Der richtige Schwung bringt den Streamer zum Hecht!
Auch grelle Farben bringen Hechte an die Fliegenrute
Im Belly-Boat erlebt man Drills oft auf kurze Entfernung
| Autor: | Achim Stahl |
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Achim Stahl hat seine Leidenschaft zum Beruf gemacht: Er ist professioneller Fliegenbinder, Fliegenfischerguide und -Instruktor, Fachbuchautor und seit 2008 Inhaber von SERIOUS FLYFISHING, einem Fachgeschäft für Fliegenfischer.
