Dorsche zu fangen hatte für mich schon vor der Volljährigkeit auch als Schwabe weit im Süden ohne Anbindung ans Meer, ohne jede Angelerfahrung auf Dorsch etwas Faszinierendes. Meine Affinität zum Salzwasser kam von vielen Familienurlauben an der Nordsee - damals gab es z. B. in Cuxhaven noch Dorschkutter. Angelzeitschriften mit Berichten über das Dorschangeln wurden verschlungen. Die kleine Pilkerecke im Angelladen immer wieder durchgeforstet. Anzeigenteile der Angelzeitschriften durchsucht nach Unterkünften, Angelkuttern und Mietbooten.
Da die Eltern meiner damaligen Freundin ein Kajütboot hatten, auf dem sie ihren Urlaub in Kroatien verbrachten, war schnell der Entschluss gefasst, dass ich und meine Freundin zusammen den Bootsführerschein machen. Ich zugegeben, direkt mit Hintergedanken Dorsch - Ostsee – Mietboot. Aber weniger mit dem Ziel Urlaub in Kroatien…
Der erste Dorsch auf Fehmarn
Mein erster Urlaub mit Auto- und Bootsführerschein führte mich dann folgerichtig 1980 nach einiger Recherche auf die Insel Fehmarn. Dort musste man im Gegensatz zu heute Bootsvermieter mit der Lupe und in Angelzeitungen statt bei Google suchen. Das dann gefundene Angebot, ein kleines offenes Boot mit einem 30 PS Aussenborder zu mieten, ebnete mir den Weg zu den ersten Dorschen an der Ostküste Fehmarns.
Und schlechtes Wetter während dieses ersten, selbständigen Angelurlaubes führte mich dann auch direkt zu meinen ersten Angelkuttertouren. Weil mir das doch deutlich sicherer schien als ein kleines, offenes Boot mit 30 PS.
Durch "klauen mit Augen" und zuhören bei erfahrenen Anglern auf dem Kutter lernte ich schnell, dass mein Gerät viel zu grob war. Vom 200 Gramm Besenstiel mit 2,10 m und einem 200 Gramm Pilker mit „Tannenbaum“ ging es daher schnell zur stabilen Spinnrute mit Solopilker und später mit Gummifischen.
Dorsch vom Kutter und vom Boot
Und plötzlich hing nicht nur irgendwann ein „Gewicht dran“ wie beim „Tannenbaumangeln“- man merkte die Bisse beim aufmerksamen Angeln und musste sie auch anschlagen. Die Fangquote stieg da so schnell wie der Spaß am Angeln. Denn dieses "merken" was da unter Wasser passiert, das anbieten mit aktiver oder passiverer Führung, dann der Biss - je nachdem vom zarten, kaum zu merkenden "Anstupsen" bis zum richtigen "reinhämmern"..
Das konzentrierte Angeln mit leichten Ködern, gerade so schwer, dass man sie noch kontrollieren kann, weite Würfe in die Andrift, das war „mein“ Dorschangeln!
Dorsch im Kleinen Belt
Bei vielen Touren im Kleinen Belt lernte ich dann diese Art des leichten Angelns immer weiter zu verfeinern. Gerade im flacheren Wasser – oft früh Morgens oder spät Abends – hatte ich da teilweise tolle Fänge. Im flacheren Wasser über Kraut gab es dann als Zugabe auch mal toll gefärbte “Tangdorsche“.
Und dieses tolle Gefühl, wenn auf fast voller Wurfweite in der Andrift ein fast nicht zu merkender Biss (nur ein leichtes Zucken, wie ein Grashalm in der Schnur) erkannt wird und der Anhieb an der leichten Rute mit störrischem Kopfschütteln und Zug zum Grund quittiert wird. Ein Grinsen macht sich breit – sie sind da! Es wird ein guter Tag werden
Dorsch in Norwegen
Auch in Norwegen angelte ich lieber mit der leichten Spinnrute vom Ufer aus in Straumen, an Brücken und ähnlichem auf Dorsche, als mit schwerem Gerät vom Boot aus in oft großen Tiefen. Im Prinzip mit den gleichen Gerät wie auch in der Ostsee
Auch hier war das kontrollierte Angeln gefragt – und das Testen! Stehen die Dorsche heute auf Fisch oder Krebs?
Im ersten Fall ein leichter Pilker, gegen die Strömung eingeworfen und aktiv hoch gepilkt.
Im zweiten Fall rote, braune oder schwarze Gummifische oder Twister auch stromauf eingeworfen, aber mehr ziehend über den Grund geführt.
Oft hatte ich in Norwegen mehr Dorsch vom Ufer als die Kollegen vom Boot. Die größeren konnte m,an sicher vom Boot aus fangen. Mehr Spaß beim Angeln mit leichten Gerät hatte aber sicherlich ich für mich vom Ufer aus. Höhere Stückzahl und leichtes Gerät mit richtigen Drills im flacheren Wasser haben mich den einen oder anderen größeren Dorsch, den ich vom Boot hätte fangen können, leicht verschmerzen lassen.
Einer meiner absoluten Lieblingsangelfische: Der Dorsch in Ostsee, Nordsee und Norwegen
In der Ostsee machte ich mehrere „Wellen“ guter und schlechter Dorschjahre mit. Mitte der 80er-Jahre war es mal extrem schlecht – ausgerechnet zu der zeit war ich 4 Monate auf Fehmarn und lebte da auf meinem Kajütboot. Trotz aller Bemühungen war kaum ein Dorsch zu bekommen - Platte gingen dafür richtig gut. Keine 2 – 3 Jahre später konnte man wieder sowohl vom Kleinboot aus, wie vom Kutter oder Abends beim Spinnfischen mit der Wathose wieder Dorsch satt fangen.
Für mich als „Südlicht“ ist das Dorschangeln immer wieder ein Erlebnis:
Tolles Meeresangeln mit leichtem Gerät, man muss es „können“ und „fühlen“, durchaus die Möglichkeit auf richtig tolle Fänge an guten Tagen – und dazu ist der Dorsch noch ein richtig toller Fisch zum Essen. Zum Beispiel Dorschnuggets mit selbst gemachtem Zwiebel – Ketchup und Pommes frites .
Wenngleich wegen der zunehmend schlechteren Bedingungen seitens der Politik sicher seltener in Deutschland, werde ich dem Dorsch, einem meiner absoluten Lieblingsfische, aber weiterhin anglerisch nachstellen, wo und wann ich dazu die Gelegenheit haben werde.
Ihr habt auch eine tolle Geschichte mit einem oder ein paar Fotos zu einem eurer Lieblingsangelfische?
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