Die Geschichte beginnt in meiner frühen Jugend. Als Jungangler stellte ich häufig den Karpfen nach, einerseits weil es toll war harte Bisse zu bekommen und verhältnismäßig große Fische zu fangen, andererseits weil sie bei uns in der Oberpfalz aufgrund der weit verbreiteten Karpfenzucht einfach allgegenwärtig sind.
Anfangs noch etwas unbeholfen fing ich nach und nach doch immer mehr Karpfen. Meistens mit einer Dosenmais-Kette. Fische von 6-8 Pfd galten damals unter uns Jugendlichen schon als kapital. Es gab einfach keine Größeren.
Ich weiß noch gut, was dass für ein Aufruhr war, als ein Freund mal einen 12 Pfünder fing.
Als ich etwas älter und somit mobiler wurde, gab es dann andere Zielfische. Zander, Hechte und Aale hatten es mir angetan. Karpfen fing ich nur als Beifang beim Aalangeln.
Das Karpfenangeln wiederentdeckt habe ich eigentlich erst vor wenigen Jahren. Meine Angelfreunde haben mich wieder darauf gebracht, weil Sie einen See entdeckten, an dem man sich Träume erfüllen konnte. Nicht wenige Bekannte von mir haben dort einen 30-Pfünder gefangen.
Ich habe in der Vergangenheit oft gute Freunde besucht, wenn Sie an diesem „Pool“ ansaßen. Ich erinnere mich noch sehr gut als ich das erste mal an den See kam. Der See ist sehr gut zu überblicken und hat kaum Baumbestand am Ufer. Ich zählte 12 Bivvys. Und im ganzen See verteilt lagen die typischen orangen H-Bojen. Ein etwas ambitionierter Karpfenangler als ich hätte sich vielleicht sofort gedacht: Hier bin ich richtig!
Bei mir war es eher das Gegenteil. Das schreckte mich ab. Dieses Gesamtbild war für mich wahrlich furchtbar. Meine Freunde hielten dennoch an dem See fest, und fuhren immer öfter dorthin. Kein Wunder – die Erfolge waren, wohlgemerkt für mich als Nicht-Karpfenangler, einfach überwältigend.
Selbst befreundete Angler, die ich eher wegen ihres netten Wesens und weniger wegen ihrer anglersichen Fähigkeiten schätze hielten regelmäßig tolle Karpfen in die Kamera.
Einer meiner besten Freunde versuchte es sicher 10-Mal mich zu überreden mit an den Pool zu kommen. Das endete meist in einer Diskussion über die „Wertigkeit“ von Poolfischen aus anglerischer Sicht.
Je öfter wir diskutierten, desto sicherer wurde ich mir, dass ich da eben nicht angeln wollte.
Und um es vorweg zu nehmen, ich habe es bis zum heutigen Tag auch nicht getan!
Da ich aber dennoch schon auch gerne mal einen 20 Pfund Karpfen fangen wollte war die Mission klar. Ein großer Karpfen in einem natürlichen Gewässer!
Als Oberpfälzer bietet sich da natürlich unsere Naab an.
So erfolgte im Sommer 2011 der erste Versuch. Ich suchte mir in der nördlichen Naab eine schöne Stelle, und lotete sie mittels „Ins Wasser steigen“ aus. Anschließend begann ich für 2 Wochen mit Mais und Boilies zu füttern.
Um es kurz zu machen, es war ein ordentlicher Reinfall.
Beim ersten Ansitz blieben die Bissanzeiger 2 Tage gänzlich stumm.
Beim zweiten Ansitz bekam ich Biss auf Biss – allerdings nur von riesigen Brachsen.
Damit war das Vorhaben Karpfen erstmal abgehakt.
Neues Jahr neues Glück
In 2012 hatte ich bislang zwar nicht viele Angeltage aber es lief richtig gut bisher.
Fast jeder Zielfisch-Ansitz führte zum Erfolg. Mein „gezieltes Wallerfangen“ war nach etwas über einer Stunde wegen Erfolg bereits beendet. Forellen, Zander, Aal und Hecht klappten auch beinahe auf Anhieb und selbst eine Quappe konnte ich schon überlisten.
Mitte Juni war ich dann eigentlich schon „befriedigt“ - ich hatte alle Zielfische gefangen.
Da fiel mir noch ein kleiner Makel ein, den es noch zu beseitigen galt. Mein Karpfen aus einem natürlichen Gewässer. Nach dem ich dieses Jahr schon so viel Glück hatte standen die Sterne nun ja wirklich günstig. Jetzt oder Nie!
Also begann ich wieder mich zu informieren. Fuhr die Naab auf und ab, suchte Stellen, informierte mich über die Regeln und konnte irgendwann einen lauschigen Altarm entdecken, der deutlich „Ab vom Schuss“ lag. Bei meinem ersten Rundgang konnte ich dort dann sogleich auch einige Karpfen sehen die sich an den Seerosenfeldern tummelten. 2 oder 3 davon schätzt ich auf größer 10 Pfund, was meine Erwartungen doch etwas ansteigen ließ.
Der Platz war also gefunden. Jetzt ging es ans füttern. Ich kochte Mais und fütterte 2 Mal Mit Mais und Boilies an.
An einem Sonntag Abend war es dann Zeit für den ersten Ansitz. Ich schleppte alles zur ausgekundschafteten Stelle. Da kein Regen angesagt war, ließ ich mein Brolly zu Hause. Das RodPod war mir auch zuviel Schlepperei. So hatte ich relativ schnell mein kleines Lager errichtet und brachte die Ruten aus. Auf einer Rute bot ich einen Schneemann aus 2 süßen 18er Boilies an, die andere mit eineinhalb normalen süß und fischig gemischt.
Nun hieß es warten. Kurz vor dem Dunkelwerden konnte ich einige Karpfen auf dem Futterplatz rollen sehen. Aber die Bissanzeiger blieben stumm. Zu allem Überfluss begann es auch noch kräftig zu winden und ein Regen setzte ein.
Na prima – schon reichlich deprimiert begab ich mich in mein kuscheliges Camp.
Nachts um 2.30 Uhr wurde ich dann durch Piepser geweckt. Der erste Adrenalinstoß war bald verflogen, die Schnur zog so gleichmäßig von der Rolle, dass das kein Fisch sein konnte – da ist ein Biber oder irgendwas durchgeschwommen. Ich holte die Rute ein, und warf Sie im Halbschlaf wieder irgendwie raus. Da es immernoch regnete war ich jetzt auch erstmal richtig schön durchnässt. Gegen 4.30 Uhr wachte ich dann auf. Es regenete immer noch – ich war mittlerweile patschnass und hatte immer noch keinen Fisch.
Das Wasser lag vor mir wie tot. Kein steigender Fisch, keine Kleinfische – einfach nix.
Oh Man – ne Nacht um die Ohren gehauen, patschnass und kein Fisch. Verdammtes Karpfenangeln!
Ich begann also mein Zeug langsam einzupacken und „Marschfertig“ zu machen. Gerade als ich meinen durchnässten Schlafsack zusammenrollte heulte ein Bissanzeiger auf. Ich schaute ungläubig auf die Ruten – tatsächlich das ist ein Biss auf der Rute mit den eineinhalb Boilies! Schnell nahm ich die Rute auf und BINGO! Der sitzt.
Da der Fisch sofort in die Bremse ging, dachte ich mir schon, dass es ein guter sein könnte. Der Drill war aufgrund des vielen Bewuchses nicht einfach – aber langsam aber sicher konnte ich den Fisch in meine Richtung lotsen. Als der Fisch dann im Kescher war und auf der Matte vor mit lag – nahm ich ihn erst richtig wahr. Boah! Der Haken saß sauber im Maulwinkel.
Die Waage blieb bei 11kg stehen. WIE GEIL!
Alle Misserfolge und Widrigkeiten waren vergessen. Es ist wirklich lange her, dass ich mich so über einen Fisch gefreut habe!
Franz Hollweck