Im Oktober 2021 ging es für mich wieder einmal zum Welsangeln nach Italien. Es war bereits mein dritter Trip im Jahr 2021 an den Lago Superiore. Schon im Juni und auch im August konnte ich am See mehrere gute Waller fangen.
Der Mincio und der Lago Superiore in Italien
Um euch als Leser auf unsere Reise mitzunehmen ist es wahrscheinlich ganz hilfreich einmal zu erklären wo genau wir hier überhaupt unterwegs sind.
Das Gewässer an dem wir angeln ist der Lago Superiore. Dieser See ist der Größte der sogenannten Mantova-Seen und befindet sich etwa 70km südlich des berühmten Lago di Garda (Gardasee) in Norditalien.
Die Geschichte dieses Stausees reicht bis ins Mittelalter zurück. Gespeißt wird der Stausee vom Entwässerungsfluss des Gardasees, dem etwa 30-40m breiten und auch unter Walleranglern bekannten Mincio.
Die Gesamtfläche des Lagio Superiore beträgt etwa 350ha, so ganz genau lässt sich das nicht beziffern denn im Mündungsbereich geht der Fluss (Mincio) in ein weit verzweigtes Delta über. Hinzu kommen unzählige Entwässerungsgräben der umliegenden Felder die teilweise auch beangelt werden können.
Über die Jahre hat sich auf dem Seegrund eine dicke Schlammschicht gebildet die oft bis zu zwei Meter dick ist. Das bereits angesprochene Flussdelta ist durch zahlreiche winzige Verästelungen geprägt. Die Fahrrinne ist meistens nur wenige Meter breit, aber oft auch über vier Meter tief. Das „Ufer“ kann man hier fast nicht betreten. Oftmals ist es meterweit unterspült. Die kleinen stark bewachsenen Seitenarme münden oft in großen flachen Pools.
Auch die etwa zehn Flusskilometer bevor der Mincio in den See mündet lassen sich vom Boot aus beangeln (oberhalb ist es zu flach um mit dem Boot zu fahren). Bevor sich der Fluss ins Delta verzweigt verläuft er zwar relativ gerade, beherbergt aber dennoch abwechslungsreiche Strukturen. Tiefe unterspülte Ufer wechseln sich mit großen Seerosenfeldern an.
Lagio Superiore: Boot ist ein Muss!
Immer daran denken, dass wir hier als Gäste sind und uns so verhalten sollten, dass sich niemand durch unsere Anwesenheit gestört fühlt. Ich persönlich mache es so, dass ich die Schnüre kurz nach dem eigenen Boot absenke um andere Wassersportler nicht zu stören.
Unterkunft und Boote im Wallercamp
Camp-Inhaber und Mann vor Ort ist Benni. Er ist ein verrückter Angler und verbringt mit Ausnahme des Winters fast jede Nacht auf dem See. Dementsprechend gut weiß er über das Gewässer und die Lebensgewohnheiten der Welse im Lago Superiore Bescheid.
Der Wallercup
Gut ausgeschlafen und voll motviert starteten wir also in den Welscup.
Die Regeln des Wallercups sind sehr einfach: Jeder Waller mit einer Länge von mehr 120cm kommt in die Gesamtwertung des Teams. Außerdem wird auch der insgesamt größte Waller prämiert.
Waller bis zwei Meter sind auf einem Maßband liegend kurz mit dem Handy abzufilmen. Waller von einer Länge mit mehr als 200cm müssen von einem anderen Team oder den Campleiter vermessen bzw. verifiziert werden.
Beim Wallercup waren auch einige aus den Angelmedien bekannte Gesichter vor Ort. Obwohl es ein „stark besetztes“ Teilnehmerfeld gab, war keine wirkliche Wettkampfstimmung zu vernehmen. Es war eher ein Angeln unter Gleichgesinnten, bei dem man aber doch gespannt war, wer am Ende gewinnen würde. Im Herbst sind auch in Italien die Tage kürzer, bis spätestens 19.30 sollten alle Montagen gesetzt sein um nicht im Dunkeln „arbeiten“ zu müssen. Und wie soll es auch anders sein: Das ist uns bis auf eine Ausnahme kein einziges Mal gelungen.
Das Angeln konzentrierte sich vor allem auf die Nachtstunden. Deshalb konnten wir jeden Mittag zusammen mit fast allen anderen Teilnehmern zusammen entspannt essen gehen. Den Nachmittag verbrachte man dann an den umliegenden Gewässern mit dem Fang von Köderfischen für die Nacht. Anschließend ging es mit dem Boot wieder hinaus auf den See. Dort galt es wieder einen Angelplatz zu suchen, die Spots genau zu erkunden und sechs Ruten möglichst gut setzen. Dann geht es in die Nacht und das Warten beginnt. Am nächsten Vormittag heißt es dann einpacken, zurück zum Camp, Mittagessen mit den Kollegen, wieder Köderfische fangen usw.
Ernüchterung beim Welsangeln
Waller im Delta
Ein Wechsel in den Bereich des Flussdeltas brachte dann endlich die ersten Bisse und Fänge kleinerer Welse. Interessant dabei war, dass unsere tief mit U-Posen Montagen abgelegten Ruten keine Aktionen brachten. Die Bisse kamen allesamt auf ins Flachwasser gespannte Ruten. Mit diesem Wissen ausgestattet suchten wir uns für die vierte Nacht einen großen Flachbereich im Fluss und beangelten die winzigen Krautlücken zentimetergenau mit abgespannten Köderfischen.
Eine gute Entscheidung, denn in dieser Nacht erhielten wir zahlreiche Bisse. Sicherlich waren viele kleinere Welse an unseren Ködern aktiv, denn kaum einer der Bisse blieb auch am Haken hängen. Aber den ersten Wertungsfisch konnten wir dennoch fangen! Der Bann war gebrochen!
Auch von den anderen Teams wurden etwas bessere Fänge als in den Vortagen berichtet. Aber auch sie mussten offenbar mit viel Aufwand um jeden Biss hart kämpfen. Für unsere vorletzte Nacht wollten die Flachwasserstrategie beibehalten und beangelten einen flachen Pool im verzweigten Gewässersystem.
Am nächsten Tag hatte sich die Wettersituation komplett geändert und bei jedem Teilnehmer war nun auch etwas Ehrgeiz zu bemerken. Kein Wunder, der Ausgang war völlig offen und zwei mittlere Waller können schon zum sicheren Sieg reichen.
Nach langem Überlegen entschieden wir uns in der letzten Nacht nochmal auf Risiko zu gehen und einen letzten Versuch im Hauptsee zu wagen. Unser Plan ging leider nicht auf, die Ruten blieben stumm. Am Morgen stellten wir fest, dass einige unserer Köderfische eindeutige Angriffsspuren aufwiesen.
Wahrscheinlich konnten wir aufgrund der weiten Angeldistanz die eher vorsichtigen Bisse nicht erkennen. Nicht nur bei uns verlief die letzte Nacht ohne Wertungsfisch, auch bei den anderen Teams wurde kein Wertungsfisch mehr gefangen.
Das Ergebnis
Das bedeutete für uns tatsächlich, dass wir den Cup mit zwei Zentimeter Vorsprung gewonnen haben.
Wie knapp es zuging, zeigte sich daran dass zwischen den ersten drei Plätzen nur 5cm lagen! Der größte insgesamt im Wallercup gefangene Wels brachte 138cm aufs Maßband.
Woran lag es, dass genau diese Woche so schwierig war? Gute Frage, denn im Lago Superiore schwimmen Giganten. Mein Angelkollege Sebbo durfte dort schon einen Waller mit 2,48m und ich selbst einen Wels mit rund 2,30m fangen.
Da Kai und ich noch 2 Tage „Urlaub“ hatten, verbrachten wir noch eine weitere Nacht am Fluss. In der Morgendämmerung konnte ich dort tatsächlich noch einen schönen Hecht fangen, ein kleines Trostpflaster dafür, dass uns die Hechte in den vergangenen Tagen doch zahlreiche Köderfische vom Haken klauen konnten.
Auch wenn die Fänge überschaubar waren, dieser Urlaub war einer der Höhepunkte meines Angeljahres. Angeln war auch diesmal mehr als nur Fische fangen. Das gemeinsame Angeln im Team, die urige Natur und nicht zuletzt natürlich auch immer der Traum vom großen Wels. Sobald man ein paar Tage draußen ist gewöhnt man sich an dieses „Leben auf der Pirsch“, die Gedanken kreisen nur darum wie man am Abend angelt, welchen Platz und welche Montagen man ausprobiert und dabei möglichst DEN Waller fängt. Ohne Kompromisse.
Kommentare
Toller Bericht, vielen Dank dafür.