Die Angelmöglichkeiten auf der Ostsee sind vielfältig. Neben dem Pilken ist vor allem das Naturköderangeln vom Boot eine sehr beliebte Methode Scholle, Dorsch & Co. nachzustellen. Doch nicht nur Grundfische, auch Hornhecht und Meerforelle lassen sich mit Naturködern gut fangen. Nachfolgend findet ihr einige Informationen, wie man dabei vorgehen kann.

Köder für die Naturködermontage

Des Meeresanglers liebster Köder ist mit Abstand der Wattwurm. Dieser jodhaltige Wurm ist fast immer eine Fanggarantie. Wichtig, auch für den Angler, ist, dass die Würmer frisch sind. Werden sie zu warm und trocken gelagert, fangen sie schnell an sehr übel zu riechen. Ich gönne es niemandem, dass ein Watti unbemerkt in den Gerätekasten gelangt und erst Tage später fast schon zwangsweise entdeckt wird...

Allerdings ist der Wattwurm nicht der einzige Köder, der fängt. Seeringelwürmer, auch "Kneifer" genannt, Garnelen, Muschelfleisch im Gaze-Schlauch, Krebsfleisch sind durchaus geeignete Köder, die auch gerne im "Cocktail" von Dorsch und Co genommen wird.

Fetzen vom Hering oder auch ganze Tobiasfischee sind ebenfalls nicht zu verachten.

Angeln mit Posen und Wasserkugeln

naturkoederangeln ostsee pose1

Zwei selbstgebaute Salzwassertaugliche Posen und eine große und gut sichtbare Wasserkugel. Das A und O ist eine gute Sichtbarkeit, um Bisse von Hornhecht und Meerforelle gut zu erkennen. Auf Sandbänken sind auch Posenmontagen auf Grund möglich, um so auf Plattfisch zu angeln.

Während der Rapsblüte sind die Hornhechtschwärme an Deutschlands Ostseeküste zum Laichen unterwegs. Zu dieser Zeit haben Montagen mit Posen und Wasserkugeln "Hochsaison".

Durchlaufposenmontage für die Ostsee

Geangelt wird meistens mit kleineren Haken Gr. 4 -6, an die ein Heringsfetzen oder Tobiasfischchen angeködert wird. Die Vorfächer sind zwischen 60 und 80 cm lang und müssen mit einem kleinen Bleischrot ca. 15 cm vor dem Haken beschwert werden.

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Eine einfache Posenmontage, wie sie durchaus auch im Süßwasser alltäglich ist passt genausogut auch für die Ostsee.

Der Vorteil dieser etwas filigraneren Methode liegt vor allem darin, dass man die Posen sehr genau ausbleien kann.

Die Posenmontage bietet einem Fisch der sich für den Köder interessiert nahezu keinen Widerstand.

Aufgrund der Wassertiefen kommen ausschließlich Modelle der Gattung "Durchlaufpose" in Betracht.

Bei der Tragkraft der Posen sind Modelle von 10-20 Gramm gefragt. Da wir im Salzwasser angeln, ist es auch von Vorteil wenn die Posen aus robustem und widerstandsfähigen Material hergestellt sind, oder zumindest eine entsprechende Lackierung aufweisen.

Ebenfalls hilfreich ist, wenn die Pose über eine lange Antenne verfügt, damit man sie auch auf Entfernung gut sehen kann.

Der einzige, wenn man so möchte Nachteil, der Durchlaufposenmontage ist, dass man etwas gefühlvoller werfen muss und womöglich auch nicht ganz die Wurfweite erreicht wie sie mit einer Wasserkugel möglich ist. Da wir uns auf dem Boot befinden, kann man damit aber sicher gut leben.

 

Wasserkugelmontage für die Ostsee

Wasserkugeln sollten 5 - 7 cm Durchmesser haben. Zur besseren Sichtigkeit sind Leuchtende Farben empfehlenswert.

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Ungefähr so kann die Montage mit Wasserkugel aussehen. Wichtig ist ein kleines Bleischrot ca. 20 cm vor dem Haken, um den Köder auf eine fängige Tiefe zu bringen. Die Vorfachlänge sollte zwischen 60 und 80 cm liegen.

Zu der eventuell aufkommenden Frage, ob Wasserkugel oder Pose, kann ich folgendes berichten: 2 Freunde von mir haben einen Wettbewerb ausgetragen. Vater mit Pose gegen Sohn mit Wasserkugel.

Das Ergebnis des Vergleichs: Die Posenmontage war aufgrund der besseren Bisserkennung, mit fast doppelter Ausbeute, haushoch überlegen.

 

Neben den Hornhechten werden auch häufig Meerforellen erbeutet. Als Köder kommen hier auch Wattwurm und Seeringelwurm in Frage. Ein aktives Angeln durch langsames Schleppen der Montage erhöht die Chance auf eine Silberblanke um einiges.

Angeln auf Grund

naturkoederangeln ostsee grund

Die wohl häufigste Methode der Naturköderangelei ist das "Driftangeln über Grund". Die Montage wird einfach auf Grund durch das Driften des Bootes geschliffen. Zielfisch ist in der Regel Dorsch und Plattfisch aller Art.

Während einige Angler der Meinung sind, dass das meiste und komplizierteste gerade genug sei, bin ich ein Freund einfacher Montagen mit maximal zwei Anbißstellen. Je einfacher die Montage, desto geringer ist die Gefahr von Tüdel. Eine verhedderte Montage ist alles andere als fängig und der Angler ist mehr mit dem Basteln und entwirren beschäftigt, als mit dem Fangen von Fischen.

In der Regel setzt sich eine solche Naturködermontage aus zwei Teilen zusammen: Einmal das Vorfach mit Haken und dann die Montage zur Befestigung des Bleis. Für die Platzierung des Hakens gibt es zwei Möglichkeiten: Vor dem Blei als "Springer" und hinter dem Blei als "Nachläufer".

 

Springermontage

naturkoederangeln ostsee grund springermontageBei der einfachen Springermontage ist das Blei der Endpunkt der gesamten Montage. Ein oder zwei Haken sind Mittels Wirbel auf die Montage geknüpft und werden in entsprechender Höhe über Grund geführt. Wichtig ist, dass die Vorfächer (Mundschnüre) nur so lang gewählt werden, dass sie sich nie miteinander verheddern können.

Auch sollte der untere Springer nur so lang gewählt werden, dass er nicht mit dem Blei in Berührung kommen kann. Steifere Schnüre, wie z.B. Amnesia oder Fluorocarbon tragen ebenfalls zu tüdelärmerer Angelei bei.

Diese Montage empfiehlt sich bei krautreichem Untergrund, da so weniger Kraut an den Haken kommt und den Köder verdeckt.

Kleiner Tip: Nicht nur für Naturköder eignet sich die Springermontage - auch Twister & Co. lassen sich so sehr gut für Dorsch und Co. präsentieren. 

 

Nachläufermontage

Die Nachläufermontage heisst so, da der Haken dem Blei hinterherläuft, sprich den Abschluß der Montage bildet der Haken. Besonders auf sandigem Untergrund ist diese Montage äusserst fängig, da das Blei ständig etwas Sand aufwirbelt und so eine Art "Lockspur" bildet, in der der Köder läuft.

Generell sind Plattfische sehr neugierig und futterneidisch, so dass die Chance auf die flachen Gesellen sehr groß ist. Nicht nur Blei, sondern auch Pilker und anderes eignet sich daher hervorragend als Gewicht und sendet durch Lichtreflex und Druckwellen zusätzlichen Lockreiz aus.

Gerne verzichte ich bei dieser Montage auf ein zusätzliches Vorfach, in das Blei und Haken eingeklinkt wird.

Ein Pilker, dem der Drilling entfernt wurde und dort einfach das Vorfach samt Haken angeknüpft wurde, funktioniert ebenfalls sehr gut!

Bei dieser Montage lasse ich auch generell auf einen zweiten Nachläufer weg, würde aber einen zusätzlichen Springer montieren. Siehe dazu Kombimethode.

Auch hier: gelegentliches Heben und Senken und somit "Staub aufwirbeln" bringt oft einen sofortigen Biss.

naturkoederangeln ostsee grund nachlaeufermontage

So sieht eine sehr einfache und wirksame Montage zum Angeln mit nachlaufenden Ködern aus.  Als eine sehr problemlose Montage hat sich die eine "entkoppelte" Anti-Tangle-Montage erwiesen. Ein gewöhnliches Schleppröhrchen neigt eher zum Verdrehen, da das Blei wesentlich weniger freies Spiel hat. Anstatt eines harten Plastikröhrchens kann auch Schrumpfschlauch benutzt werden. Dieser ist flexibler und bricht nicht im Falle eines Hängers. ( ich verwende dann einen Schrumpfschlauch mit 9 mm Aussendurchmesser vor der Schrumpfung).

Kombimethode

naturkoederangeln ostsee grund kombimontage

Die Kombination von Springer- und Nachläufermontage. Hier wird einfach in den Wirbel vor dem Plastikröhrchen oder Schrumpfschlauch ein Blei eingeklinkt - auch hier ist wichtig, dass sich Springer und Nachläufer nicht berühren!

Lieber die Vorfächer (Mundschnüre) eine Nummer kürzer nehmen, als zu lang!

Doubletten von Dorschen oder Plattfischen sind bei dieser Montage durchaus möglich, weshalb man (wie bei Doppelmontagen) lieber etwas stärkeres Vorfachmaterial verwenden sollte.

Geangelt wird mit dieser Kombimontage letztlich genauso wie mit der einfachen Nachläufermontage - man hat mit dem zusätzlichen Springer lediglich eine Anbisstelle mehr.

Diese Kombimontage hat sich übrigens auch in Norwegen bestens bewährt und wird auch dort sehr häufig zum Naturköderangeln eingesetzt. Gerade die größeren Dorsche schnappen sich bevorzugt einen Fetzen oder Twister der am oberen Vorfach (Springer) angeboten wird. Was sie an dem etwas über dem Grund laufenden Köder so stark reizt kann ich nicht genau sagen , aber es funktioniert erstklassig.

Auch viele Fertigmontagen die man im Angelgeräte-Fachhandel kaufen kann, basieren übrigens auf der Kombimontage.

Bleigewichte

naturkoederangeln ostsee grund bleigewichte

Die Frage, wie schwer denn das Blei gewählt werden sollte, hat zweigeteilte Meinungen. Die einen schwören auf "so schwer wie möglich", um eine ordentliche Grundführung zu ermöglichen. Andere wiederum wählen das Gewicht so schwer wie eben nötig, um dem Köder ein möglichst natürliches Spiel zu geben und so wenig Widerstand wie möglich zu haben.

Ich habe im Laufe der Jahre immer Blei zwischen 60 und 100 g im Kasten, wobei ich bislang mit 80 g Birnenblei nie Probleme mit der Führung am Grund hatte.

Ansonsten gilt auch hier: der Phantasie sind keine Grenzen gesetzt. Mit Blei gefüllte Kupfer- oder verchromte Rohre, die vielleicht noch "speziell geformt sind" (abgeflacht, gebogen etc.), Ausgegossene Patronenhülsen von Jagdgewehren oder oder oder.

Viel Erfolg beim Naturköderangeln auf der Ostsee!

Frank Völkle

www.weserstrand-bremen.de

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