750 teaser mefo stefan

Bereits zum dritten Mal hatte mich mein Angelfreund Thomas 2017 zum Meerforellenangeln an die Ostsee eingeladen. Seit ungezählten Jahren verbringt er seinen Urlaub an den Stränden in Schleswig-Holstein. Und für eine Woche war ich nun wieder Gast in der angemieteten Ferienwohnung. Anglerromantik, Männerwirtschaft – wie auch immer: saugemütlich und ein Gefühl von Freiheit, ein paar Tage nach Herzenslaune wann und wo immer man will fischen zu gehen.

Im Vorfeld des Urlaubes zickte plötzlich noch mein rechter Kiefer rum. Um nichts zu riskieren suchte ich am Donnerstag noch vor dem Reisenantritt den Zahnarzt meines Vertrauens auf (zufällig auch ein Angler …). Der schaute schon so kritisch drein, erwähnte ganz nebenbei den Satz „Morgen früh ziehen, wenn es nicht besser wird …“ , erneuerte mir noch eine Füllung und fortan zickte der Kiefer noch ein wenig mehr rum. Ich hoffte natürlich auf Besserung.

Am Freitag morgen war dann auch alles besser und ich brach nach Leipzig zu einer Tagung auf. Am Abend nach dem Meeting hatte ich mich dann dort gemütlich einquartiert und am Samstag ging es nach einen guten Frühstück los Richtung Eckernförde. Am frühen Vormittag erreichte ich dann nach verkehrstechnisch recht angenehmer Reise unser Quartier. Ein kleiner Nebenbau eines reetgedeckten Hauses ein paar Kilometer nördlich von Kappeln, so mitten in der „norddeutschen Pampas“, würde ich mal sagen.
Sehr gemütlich bis auf die Probleme, welche das Klo zuweilen mit dem Wasserabtransport hatte …

1Klein aber fein!

Schnell am Wasser zu den Meerforellen

Und gleich nach einem kurzen Treff dort mit Thomas und dem Ausladen ging es ans Wasser. Thomas war schon eine Woche am Werk und hatte mit Meerforellen von 50+ bereits ordentlich vorgelegt.
Der gewählte Strand an diesem Tag war für mich neu und sah vielversprechend aus, denn es waren häufig Fische an der Oberfläche zu sehen. Trotzdem bekamen wir keine richtigen Bisse.

2Jetzt aber ruckzuck ins Wasser!

Zum Abend hin, als wir eigentlich Schluss machen wollten, zog ich meine Fliege landwärts watend, Rute über der Schulter hinter mich her, als plötzlich ein Fisch hing. „Dumm fischen“ nenne ich das ja und so habe ich tatsächlich vor vielen, vielen Jahren meine erste Forelle auf Fliege gefangen.

Na, das war ja eine Überraschung!

Schnell wieder ins Wasser, weiter gefischt und dann konnte ich kurze Zeit später im letzten Büchsenlicht sogar noch eine Meerforelle fangen. Das ging ja gut los, gleich am ersten Tag zwei gute Fische! War ich doch letztes Jahr sogar eine Woche lang bei einigen Fischverlusten und Vollbad in der Ostsee sogar Schneider geblieben. Leider hatte ich im Eifer des Gefechtes meinen Schal im Auto liegen lassen.

Die Sonne suggerierte auch warmes Wetter, aber wie sagte Oma im Frühling schon immer: „Junge zieh dir was am Kopp, der Wind is noch kalt!“

Der Wind wehte mir ganz gut um den recht freien Hals, auch den obligatorischen Rolli hatte ich NICHT an. Naja, man wollte ja schnellstmöglich ans Wasser, würde schon gut gehen. Abends tafelten wir dann standesgemäß.

Traditionell bringe ich immer was für den ersten Abend mit. Unser Hausgewässer, die Versetalsperre im Sauerland, gibt ab und zu einen guten Saibling her und ich hatte welche kaltgeräuchert und nebst Flasche guten Weißweins mitgebracht.

3See-Saiblinge: kalt geräuchert

Tag 2: Die Meerforellen sind noch da

Am nächsten Tag ging es natürlich wieder an denselben Strand. Die Fische waren immer noch da! Es war wirklich wärmer als bei unseren letzten Trips und auch der Wind kam eher aus westlichen Richtungen. Ein (einheimischer) Bekannter von uns kam auch vorbei und gemeinsam wässerten wir unsere Fliegen. Die Fische waren sogar ganz nahe am Ufer zwischen uns zu sehen und es waren keine kleinen.

Trotzdem gab es keinen Biss. Auch die blechwerfende Fraktion ging - wie die ganzen Tage zumeist - leer aus. Abends gab es dann aber frischen Fisch: Meerforelle vom Vortag aus der Folie im Ofen gebacken. Schmeckte absolut vorzüglich, wie Thomas das zubereitete! Zwischenzeitlich hatte sich bei mir jedoch eine fette Halsentzündung eingestellt.

4Lecker, lecker

Tag 3: Insiderinfos für Mefos!

Für den nächsten Tag suchten wir uns aus dem Angelführer und nach Insiderinfos einen anderen Strand aus, an dem wir noch nie gewesen waren. Ein Bekannter hatte dort nach eigenem Bekunden am Vortag drei MeFos gefangen und eine große Forelle verloren.

Ein toller Strand mit Naturschutzgebiet im Anschluss, guter Wind, Strömung, eigentlich ideale Bedingungen. Aber kein Fisch weit und breit zu sehen. Auch dieser Tag verlief für uns relativ schneidermäßig. Was aber wirklich Klasse war: Ein anderer junger Fliegenfischer fing neben uns seine erste Meerforelle auf Fliege!

Das war für ihn natürlich ein tolles Erlebnis und wir hatten ebenso viel Freude daran.

5Neuer Strand - neues Glück?

6Geangelt bis zum Abend - ohne Glück ...

Trotz der Nullnummer heute ließen wir es uns gut gehen. Auch wenn wir Abends gegen 22 Uhr beim Essen immer schon reichlich morsch waren. Denn der Tagesablauf sah so aus:
Aufstehen gegen 8 Uhr, Frühstück, packen, Aufbruch. Picknick am Strand, ansonsten nur angeln den ganzen Tag ;-)

7Wieder lecker Fisch, auch wenn Thomas etwas erschöpft dreinschaut ...

Im Meerforellen-Wohnzimmer

Meine Erkältung nahm nun aber einen doch ernsteren Verlauf. Den ganzen Tag Watfischen im kalten Meer ist nun mal nicht die richtige Therapiemethode. Aber es musste ja nun mal sein! Morgens dauerte das immer so eine gute Stunde, bis ich wieder im Leben zurück war.

Dachte sogar zwischenzeitlich daran, nach Hause zu fahren. GUT, dass ich es nicht getan habe, denn dann kam abends die Idee, es mal wieder an unserem angestammten Strand der letzten Jahre zu probieren. „Heimspiel“ sozusagen. Und damit hatten wir dann für drei Tage das große Los gezogen.

8"Heimstrand"

Im Verlauf dieser drei Tage fingen wir beide dann außergewöhnlich viel Fisch, so dass Thomas sogar von der besten Meerforellenfischerei sprach, seit er dort hochfährt. Aber es waren diesmal auch die kleinen „Nebengeschichten“, die diesen Urlaub für mich zu einer der intensivsten Angeltouren machten, die ich bisher erleben durfte. Das Wetter spielte diesmal mit, leichte bis mittlere Welle mit leichter Eintrübung am Spülsaum.

9Knapp unter 60cm

Meine bisher größte Meerforelle

Fast jeden Tag gute bis sehr gute Meerforellen zu fangen war schon ein Highlight! Der Puderzucker war aber für mich der Fang meiner bisher größten Meerforelle! Und wie das ganze dann auch ablief, war schon ein wenig spektakulär. Am frühen Vormittag watete ich am Ufer an den ersten Tang, keine 5m weit. Da lagen große Steine neben den Tanginseln im Wasser und dazwischen plazierte ich mit ganz kurzen Würfen parallel zum Ufer den PoPular (Polar) Magnus, meine Lieblingsfliege.

Genau da, wo Fliegenfischer sonst durchwaten, um auf einen weiter draußen liegenden Unterwasser-Stein zu steigen. Es mag der dritte, vierte Wurf gewesen sein. Plötzlich sah ich vor mir einen riesigen Schwall.
„Mist!“ dachte ich noch, „haste einen schönen Fisch verscheucht!“

Aber der Schwall kam wohl vom Angriff auf meine nahe Fliege, denn unmittelbar danach sprang der Fisch keine 5m vor mir voll aus dem Wasser. So gleich zu sehen, um was es jetzt geht, ist ja Fluch und Segen zugleich.

Ich sah sofort: das ist ein Superfisch. Unwillkürlich kamen mir Gedanken an die verkorkste letzte Saison hier, als ich alle Fische verloren hatte.
„Lass ihn nicht soviel springen …“,
aber der Fisch tat, was wer wollte, und sprang und sprang und sprang.

Über das Springen kam er aber auch nicht so recht von der Stelle, das war gut angesichts der vielen Steine und Hindernisse, die für manchen Fischverlust hätten sorgen können. Ich baute Zug Richtung Ufer auf und begann landwärts zu waten. Stranden ist immer noch die beste Lösung, dachte ich. Und die Rechnung ging auf: kaum im flacheren Wasser beruhigte sich der Fisch und lag schließlich am Strand auf der Seite. Rute weggelegt und ein beherzter Griff: der Fisch war sicher gelandet. Eine Spaziergängerin am Ufer, die gerade mit kleinen Kindern vorbei kam, bemerkte:
„Das ist jetzt aber doch schon ein größerer Fisch, oder?“
"Ja."
Die Hände zitterten und natürlich auch noch etwas länger.

Als Thomas wenig später vorbeischaute und fragte, ob sich was täte, sagte ich nur, eine große Meerforelle sei ein paarmal direkt vor meinen Füßen gesprungen. Was er ungläubig aufnahm. Dann sagte ich, das stimme wohl, er solle mal da unter meinem Rucksack schauen ;-)

Eitel Freude und gut 70cm bei gut 8 Pfund (4,1 kg) waren die technischen Daten der durch Thomas vorgenommenen, ingenieursgerecht fachkundigen Messung.

10Dickfisch!


Aber das war nur ein guter Fisch, später an den Tagen kamen noch eine 60er (Im Magen fanden wir einen halben kleinen Zander … !) und eine End-50er dazu sowie einige zwischen 40 und 50cm. Alles blitzeblanke, gut im Futter stehende Fische. Man merkte im Vergleich zu den Vorjahren, dass die Fische nicht nur da, sondern auch aktiv waren.

Die Fische, die wir entnahmen, hatten zumeist leere Mägen. Bisse gab es fast an allen Stellen des drei Kilometer langen Strandes, obwohl man hier relativ wenig Fisch direkt sah. Ich fischte Polar Magnus Größe 8 und einen braunen Bugger Größe 6.

Dann lernten wir noch den jungen Fliegenfischer N. kennen, der sich uns anschloss und zusammen hatten wir weiterhin eine schöne Fischerei. Wir zeigten uns gegenseitig unsere Fliegen. Ich hatte – mehr aus Spaß - im Vorfeld mal so eine Tandem-Wurmfliege gebunden (nach Achim Stahls Anleitung). Sollte ich die mal fischen?

N. meinte lachend, wenn ich darauf was fangen würde, täte er auch so eine anbinden. Ich band das Teil an und hatte sofort einen Biss, beim nächsten Wurf sogar einen (kleineren) Fisch!

Mittlerweile hatten wir auch einen weiteren Gast beim Fischen: Ein Seehund tauchte vor uns auf und zog seine Kreise.

Etwas weiter draußen tobten große Kormoranschwärme gemeinsam mit Möwen auf dem Wasser, offenbar war ordentlich Futterfisch da! Meine Erkältung war nicht besser geworden, aber wer denkt bei solchen Fängen schon an die Erkältung?

11Seehund voraus

Die Sache hat (k)einen Haken

Dann war noch was Witziges passiert. Am vorletzten Tag standen wir abends noch mal zusammen und fischten, als ich auf braunen Bugger mehrere Bisse, aber keinen Fisch bekam. Grob kontrollierte ich die Fliege, Hakenbogen noch dran, auch das hat man ja bisweilen, dass der Haken beim Werfen auf einen Stein schlägt und bricht. Naja, aber beim Zusammenpacken der Rute sah ich das Malheur: Hakenbogen ja, aber die Spitze war abgebrochen.

Am nächsten Morgen – letzter Tag – dann gleich beim dritten Wurf wieder Biss und Fischverlust. Hätte ich mal noch am Abend die Fliege gewechselt. Ja, wenn man älter wird, wird man auch immer vergesslicher, sach ich da nur. N. und Thomas fingen am letzten Tag dann noch Fische, während tagsüber bei mir nichts mehr ging.

Abends stellten wir uns dann noch mal quasi auf dem Heimweg zwischen zwei große Steine. Plötzlich ein riesiger Schwall vor mir. Was für ein gigantischer Nachläufer muss das gewesen sein? Thomas rief plötzlich „Schweinswal!“ und tatsächlich tauchte direkt bei mir einer auf und buckelte. Er legt sich dann auf die Seite und offenbar schaute er zu mir rüber. Wollte der spielen? Noch einmal kam er ganz dicht zu mir ran. Ein unglaubliches Erlebnis. Habe irgendwie mein Handy rausgekramt und wie ihr beim Klicken auf den folgenden >Link sehen könnt, den Wal sogar noch ein bischen filmen können.

12Schweini war auch da ...

Abspann Teil 1 der Meerforellen-Trilogie

Und dann gab es zum Abschluss auch am letzten Tag doch noch einen Fisch für mich, der abends wieder in der Folie reifen durfte. Ja, das war der denkwürdige Trip Frühjahr 2017. Ich habe zum ersten mal erlebt, wie es ist, wenn an der Küste richtig Fisch aller Größen da ist. Da war sicher eine große Portion Glück dabei, denn bei fest geplantem Urlaub weiß man ja vorher nie, was einen bezüglich Wind und Wetter erwartet. Wir hatten auch schon tagelang Sonne, Nachfrost, kalten Ostwind und bei „Ententeich“ klarstes, kaltes Wasser gehabt, da war bis auf ein paar Zufallstreffer nichts gegangen.

Zahlreiche Zweifel verfliegen schnell bei so guten Bedingungen:
„Richtige Fliege? Vorfach lang genug? Fische schnurscheu? Wo genau fischen?“

Ich liebe ja diese Watfischerei im Meer generell sehr, diese Sonnenuntergänge an der Küste. Die Ruhe, die Naturverbundheit, die Weite. Insgesamt war es diesmal aber ein außergewöhnlich intensives Erlebnis. Zahlreiche Kleinigkeiten, eine tolle, fast geplant anmutende Dramaturgie, aber vor allem eins trug maßgeblich dazu bei: Fisch.

Mache man sich nix vor. Das ist nun mal eben der Hauptgrund, warum man überhaupt loszieht.

13Der letzte Fisch am letzten Tag in der letzten Stunde ...

Es ist halt wie am Hausgewässer auch. Gibt gute und schlechte Zeiten. Letztere kommen auch wieder, da bin ich mir ziemlich sicher. Bis dahin genieße ich den noch wachen Eindruck … und kuriere die doch ernste Erkältung aus. Der Doc war nicht begeistert, hatte aber durchaus Verständnis.

Wen es noch interessiert: gefischt und gefangen habe ich mit Polar Magnus Größe 8 im Wechsel mit braunem Wooly Bugger mit Cactus Chenille Körper (Wurmfliege) Größe 6, 7er Rute, 8er Outbound Short Schwimmschnur, 4,5 m langem Vorfach, 2,5m verjüngt plus 2m 0,25er FC Spitze.

Dr. Stefan Weigelt

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