laichzander

Überall in den sozialen Medien - auch in der Facebookgruppe von Netzwerk Angeln - gibt es jedes Jahr Ratschläge und Diskussionen rund um das Raubfischangeln während der Laichzeit. Männliche Zander bewachen das Gelege in einem Nest. Werden sie weggefangen, können andere Fische und Räuber sich an den Eiern gütlich tun und so den Zandernachwuchs gefährden. Es ranken sich auch viele Mythen und "Gehörtes" um das Thema, aber leider wenig Fakten. Ein immer wieder diskutierter Punkt ist zum Beispiel, ob ein zurückgesetztes Zandermännchen wieder zum Nest zurückfindet. Der Anglerverband Niedersachsen hat zusammen mit dem Johann Heinrich von Thünen-Institut für Fischereiökologie in Bremerhaven dazu umfangreich die Fakten zusammengetragen. Dies richtet sich nicht nur an Angler, sondern auch an Fachpublikum wie Gewässerbewirtschafter.
Netzwerk Angeln fasst nachfolgend die für Angler relevanten Punkte zusammen.

Wo müssen Angler mit Laichzandern rechnen?

Vor allem finden sich die Laichzander in flacheren Gewässerbereichen, die sich schneller erwärmen. In Fließgewässern sind es oft die strömungsberuhigten Bereiche. Sehr oft werden über Jahre hinweg die immer wieder gleichen Laichplätze aufgesucht. An solchen Plätzen kann es oft zu richtigen Massenansammlungen von Zandern kommen.
Allgemein liegen die Laichplätze in Wassertiefen von 0,5 bis 3,0 m. Meist ist laut Anglerverband Niedersachsen der Grund dabei sandig oder kiesig, oft auch mit Pflanzen und Wurzeln bewachsenen. Die Nester werden von den Männchen auf weichem Boden angelegt, indem sie 4-5 cm tiefe Vertiefungen von 0,5 bis 1,0 m Durchmesser "bauen".

Wann, mit welcher Größe und in welchem Alter laichen die Zander ab?

Hier gibt es große Unterschiede je nach geographischer Breite der Laichgewässer von März bis Juni. Die Temperaturen sind dabei zwischen 10 bis 16 Grad. In Deutschland (geographische Breite 47 -54°) laichen die Zander in Jahren normalen Wetters in den Monaten April und Mai ab.
Der Beginn des Laichvorganges ist allerdings selbst innerhalb einer Population in gleichen Gewässer variabel und vor allem temperaturabhängig. Plötzliche Kälteeinbrüche oder starke Winde können das Laichgeschäft unterbrechen und verzögern.

Je nach Gewässer und Gegend (geografische Breite) werden Zander im Alter von zwei bis sechs Jahren geschlechtsreif. Abhängig von den Unterschieden der Gewässer bedeutet dies normal eine Länge von 32-45 cm. Männchen erreichen dabei die Geschlechtsreife häufig ein Jahr früher als die Weibchen.

In Deutschland kann man davon ausgehen, dass allgemein die Geschlechtsreife nach drei bis vier Jahren eintritt. Dabei sind dann die Männchen im Schnitt ca. 30 bis 37 cm lang, Weibchen 40 bis 44 cm.

Wie vermeiden Angler Fänge von Zandermännchen und was müssen Angler beim Zurücksetzen beachten?

Laut der Veröffentlichung des Anglerverbands Niedersachsen gehen die Zandermilchner während der Nestbewachung nicht aktiv auf Beutefang. Potentielle Laichräuber wie Fische und Flusskrebse werden im unmittelbaren Nahbereich des Nestes aber sehr aggressiv attackiert. Die mittlere Distanz, ab der ein potentieller Nesträuber (oder Köder) attackiert wird, liegt nach Untersuchungen bei bei ca. 0,9 ± 0,5 m . Dabei werden die Zandermännchen umso aggressiver, je länger die Brutfürsorge dauert.

Kann die Köderauswahl Fänge von nestbewachenden Zandermännchen beeinflussen?

Während der Brutpflege werden aus Aggression auch Angelköder attackiert. Laut Studien scheinen kleinere Köder weniger aggressiv attackiert und angegriffen zu werden als größere. Man kann also durch die Verwendung kleinerer Köder die Fehlfänge von Zandermilchnern reduzieren.

Wie setzt man Zandermännchen während der Nestbewachung am besten zurück?

Einen Zandermilchner der noch im Laichgeschäft ist erkennt man meist direkt an seiner Färbung. Während der Laichzeit sind Zandermännchen sehr dunkel, fast schwarz gefärbt.
Werden solche Zandermännchen wieder zurückgesetzt, kehren sie in der Regel zu ihrem Nest zurück. Die Geschwindigkeit der Rückkehr ist aber vergleichsweise langsam und lag in der Studie von Höhne (2020) bei 1,4-2,1 Minuten pro Meter (Versuche in Teichen).

Je weiter der Zander vom Nest entfernt zurückgesetzt wird, desto länger braucht er zurück zum Nest - das kann dann laut Studien bis zu 25 min. dauern.
Während dieser Zeit sind die Eier im Nest schutzlos.

750 zanderLaichzandermännchen am besten noch im Wasser nahe der Stelle wo der Zander gebissen hat abhaken, damit er schnell zum Nest zurückkommt.

Daher sollten Angler ein Zandermännchen möglichst kurz drillen und möglichst nahe der Stelle an welcher der Fisch gebissen hat noch im Wasser abhaken.

Die Tipps für Angler beim Umgang mit Laichzandern

Neben den oben für Angler zusammen gefassten Infos haben der Anglerverband Niedersachsen und Thünen-Institut für Fischereiökologie auch viele weitere Punkte zusammen getragen, die ihr im Gesamtdokument (siehe unten) nachlesen könnte. Nicht alle sind dabei für Angler selbst interessant es werden auch zusätzlich noch Gewässerbewirtschafter angesprochen.

Im Dokument sind auch die Empfehlungen für Angler zusammen gestellt, wie sie sich am Wasser so verhalten können, dass der Zanderbestand gesichert wird und die Probleme mit Laichzandern so weit als möglich eliminiert werden.


Empfehlungen für Angler aus dem Faktencheck des Anglerverbands Niedersachsen


  1.  Die gesetzlichen Regelungen und die lokalen Bestimmungen der jeweiligen Fischerei-/Gewässerordnungen sind einzuhalten.
  2.  In Gewässern, in denen der Zander der dominierende Raubfisch ist, sollte in der Zeit vom 15.03. bis 31.05. nicht gezielt auf Zander geangelt werden (vgl. Punkt 4).
  3. Wenn das Spinnfischen erlaubt ist, sollte während und unmittelbar nach der Zanderschonzeit lediglich mit kleinen Ködern geangelt werden. Es deutet sich an, dass große Köder häufiger von Männchen attackiert werden als kleine Köder. Durch den Einsatz kleinerer Köder (< 8 cm) kann die Gefahr, dass nestbewachende Männchen den Köder attackieren, vermutlich reduziert werden.
  4. Bekannte Laichplätze der Zander sollten vor und während der Laichzeit gänzlich gemieden werden.
  5. Wird ein dunkel gefärbtes Männchen gefangen, sollte der Fisch möglichst kurz gedrillt, im Wasser abgehakt (Cooke & Suski 2005) und in nächster Nähe zur Stelle, an der er gebissen hat, zurückgesetzt werden. So kann die Zeit, die der Zander benötigt, um zum Nest zurückzukehren, minimiert werden. Ein Aufenthalt des Fisches an der Luft ist möglichst zu vermeiden oder minimal zu halten (Arlinghaus & Hallermann 2007).
  6. Wird ein dunkles Männchen gefangen, sollte der Angelplatz verlassen werden, da nicht auszuschließen ist, dass in näherer Umgebung weitere Zander ihre Nester bewachen (traditionelle Laichplätze).
  7. Große Zander leisten einen überproportional hohen Beitrag zum Populationserhalt. Ein freiwilliges Zurücksetzen überlebensfähiger großer Zander hilft beim Erhalt einer ausgewogenen Altersstruktur im Bestand und fördert die natürliche Reproduktionsfähigkeit und die Widerstandsfähigkeit des Bestandes.


 

Noch mehr Infos rund um Laichzander

faktencheck laichzander

Kompletter Faktencheck Laichzander!

Der Anglerverband Niedersachsen und das Johann Heinrich von Thünen-Institut für Fischereiökologie in Bremerhaven haben über die Informationen für Angler hinaus auch noch Ratschläge für Gewässerbewirtschafter (wie Angelvereine oder Verbände) zusammengetragen und geben einen Ausblick.

Diese Informationen, die ganzen Quellen, weitere Videos und vieles mehr findet ihr im Gesamtdokument, das ihr hier als PDF herunterladen könnt.

Faktencheck herunterladen (PDF)

 

Videoaufnahmen zum Verhalten von Zandern während der Laichzeit

Mittlerweile gibt es auch zahlreiche Unterwasseraufnahmen die das Verhalten von Zandern während der Brutpflege eindrücklich zeigen.

Attacken nestbewachender Zander auf Taucher / Kameras


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Farbvarianten und Verhalten vonZandermännchen während der Nestbewachung


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Laichplätze, Laichschongebiete

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Territorialverhalten/ Köderattacke

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Prädation eines verlassenen Zandernestes durch Rotauge und Brasse

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Rechtliche Voraussetzungen zum Laichzander, Schonzeiten und Mindestmaße

Wie schwierig es ist beim Thema Laichzander allgemeingültige Aussagen zu treffen, zeigen schon die rechtlichen Voraussetzungen. In den 16 Bundesländern sind sowohl die Schonzeiten für Zander sehr unterschiedlich, aber auch die Möglichkeiten über diese gesetzlichen Schonzeiten hinaus für einzelne Gewässer individuelle Regelungen zu erlassen.

Schonzeit für Zander/ Schonmaß für Zander im Überblick

Bundesland MindestmaßJanFebMärAprMaiJun
Bayern50 cm     15.03 - 30.04    
Baden-Württemberg45 cm*       01.04 - 15.05   
Hessen50 cm            
Thüringen45 cm      01.04 - 31.05  
Rheinland-Pfalz45 cm      01.04 - 31.05  
Saarland45 cm   15.02 - 31.05  
Berlin45 cm01.01 - 31.05  
Brandenburg45 cm      01.04 - 31.05  
Mecklenburg-Vorpommern45 cm       23.04 - 22.05 (nur K)  
Sachsen50 cm  01.02 - 31.05  
Sachsen-Anhalt50 cm   15.02 - 31.05  
Bremen40 cm  01.02 - 15.05   
Niedersachsen35 cm     15.03 - 30.04    
Hamburg45 - 75 cm  01.02 - 31.05  
Schleswig-Holstein45 cm      01.04 - 31.05  
Nordrhein-Westfalen40 cm      01.04 - 31.05  

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