Brauchen Angler einen DAFV Verbandsausweis?

Es gab viele Anfragen in der Redaktion um den "digitalen DAFV-Ausweis". Wir sind natürlich nicht Pressesprecher des Verbandes und können daher nicht sagen, warum der DAFV diesen Ausweis will. Warum für die Mehrheit normaler Angler oder für das Angeln selbst ein DAFV-Ausweis, gerade auch dieser digitale, nicht gebraucht wird, das können wir euch aber aufzeigen.

Was braucht man rechtlich zum Angeln?

Fischereirecht ist in Deutschland Sache der Bundesländer. In deren Fischereigesetzen ist der Zugang zum Angeln gesetzlich geregelt, in den dazu gehörenden Verordnungen oft präzisiert.

Merke: IN KEINEM Bundesland ist ein Verbandsausweis irgendeiner Art zum Angeln rechtlich vorgeschrieben.Je nach Bundesland sind die rechtlichen Voraussetzungen um angeln zu dürfen sehr unterschiedlich. In der Praxis wird meist ein Fischereischein verlangt (Landesdokument, Bundesfischereischein gibt es nicht), mit dem man dann eine Angelerlaubnis erwerben kann. Meist wird zum Angeln ein Fischereischein und ein Erlaubnisschein gebraucht.

Fischereischein und Angelerlaubnis (hier Jahreskarte)

Es gibt aber auch in ca. der Hälfte der Bundesländer Ausnahmen. Nach denen kann ohne Prüfung oder ohne normalen Fischereischein geangelt werden (Touristen/Vierteljahresscheine, Niedersachsen gar keine Pflicht zur Prüfung etc.). Einen Überblick (bitte vorher immer abchecken, es ändern sich ja auch Gesetze und Verordnungen) über die Möglichkeiten zum Angeln ohne Prüfung oder regulären Fischereischein haben wir euch hier in einer Übersicht zusammen gestellt: "Angeln ohne Angelschein - Ja, das geht!"

Warum braucht man zum Angeln rechtlich keinen DAFV- oder Verbandsausweis?

Es gibt bereits viele unterschiedliche Verbandsausweise in Papierform. Sowohl von Landesverbänden die nicht im DAFV sind, wie auch den früheren VDSF-Sportfischerpaß oder den jetzigen DAFV-Mitgliedsausweis.

Beispiele: Gültige Verbandsausweise von Landesverbänden die nicht im DAFV sind

Besipiele: Alter VDSF-Sportfischer-Paß und der gültige Nachfolger, der DAFV Mitgliedsausweis

Dass man zum normalen Angeln an normalen Gewässern keinen DAFV-Ausweis braucht, das zeigt ja schon die geringe Zahl der im DAFV organisierten Angler. Es sind bei Weitem keine 10 % der Angler in Deutschland im DAFV (auch nach den Zahlen des DAFV selbst, "Die Anglerzahl: Wie viele Angler gibt es in Deutschland?"). Siehe dazu auch Leistungen und Tätigkeiten des DAFV in den letzten Jahren [Anhang 1]. Würde man einen solchen DAFV Verbandsausweis juristisch zum Angeln brauchen, könnte also die Mehrzahl der Angler in Deutschland gar nicht angeln gehen, weil sie ja nicht im DAFV organisiert sind.

Schließlich braucht es zum Autofahren ja auch keinen ADAC-Ausweis. Obwohl die Millionen Mitglieder haben. Ob also ein sinnvoller Automobilclub mit vielen Mitgliedern oder ein DAFV mit so wenig Mitgliedern:
Ein Verbands- oder Vereinsausweis, analog oder digital, ist zuerst einmal reine Privatsache der ausgebenden Verbände und nirgends gesetzlich vorgeschrieben - weder zum Autofahren noch zum Angeln!

Ein Verbands- oder Vereinsausweis dokumentiert also nur eine Mitgliedschaft in einem Verband oder Verein. Ob damit privatrechtliche Vorteile verbunden sind (die zudem jederzeit wieder geändert werden können) ist eine andere Frage. Auch wenn ein solcher Verbandsausweis nicht rechtlich vorgeschrieben ist, kann er trotzdem zum Beispiel privatrechtlich von Nöten sein, um einen Erlaubnisschein an einem bestimmten Verbands- oder Vereinsgewässer zu erhalten.
Fakt bleibt:
Merke: IN KEINEM Bundesland ist ein Verbandsausweis irgendeiner Art zum Angeln rechtlich vorgeschrieben

Für was braucht man dann überhaupt den DAFV Verbandsausweis?

Die übergroße Mehrzahl der Angler braucht also keinen DAFV-Ausweis. Normale Angler brauchen überhaupt keinen DAFV-Ausweis. Angler aus den vielen Landesverbänden die nicht im DAFV sind, die brauchen ebenfalls keinen DAFV-Ausweis. Nur Angler die in einem Verein eines der im DAFV organisierten Landes- und Spezialverbände sind, die brauchen eventuell einen solchen Verbandsausweis:
NUR als Zeichen der Mitgliedschaft im DAFV oder für privatrechtliche Dinge (verbandsinterne Dinge, Erlaubnisscheine an Verbandsgewässern etc.)!

Wer hat also Vorteile durch den digitalen DAFV Verbandsausweis?

Am Ende hat nur der DAFV hat Vorteile durch den digitalen Ausweis. Zum einen könnte er unter Umständen so an Daten kommen, die beim normalen Verfahren mit dem analogen Ausweis nie erhalten würde. Der DAFV könnte zudem dann zukünftig auch die Landes- und Spezialverbände durch evtl. möglichen Zugriff auf diese persönlichen Daten der Angler umgehen. Weder die im DAFV organisierten Sport- und Angelfischer, noch deren Vereine oder Landes- oder Spezialverbände haben Vorteile durch den digitalen DAFV Verbandsausweis. Der analoge Ausweis funktioniert seit Jahren ja nachgewiesen problemlos.

Nicht einmal alle DAFV-Verbände akzeptieren den digitalen DAFV Ausweis

Der Landesanglerverband Thüringen e.V. (LAVT) bietet für DAFV-Angler eine Vergünstigung bei der Angelerlaubnis an den Verbandsgewässern an. Diese Landes- und Spezialverbände für die das gilt sind da genauso aufgelistet wie die AGB. Und in den AGB steht klar, dass das nur für Angler mit "gültiger Beitragsmarke" gilt - also dem bisherigen Papierausweis mit gültiger Marke! NICHT aber für einen digitalen Ausweis ohne Marke. Leider antwortete der LAVT trotz mehrfacher Nachfrage nicht auf unsere diesbezügliche Presseanfrage.

Aus den AGB des LAVT: Beitragsmarke statt digitaler Ausweis des DAFV zwingend notwendig

Mögliche rechtliche und datenschutzrechtliche Probleme mit dem digitalen DAFV-Ausweis

Es gibt es bei der Ausgestaltung eines digitalen Ausweises viele datenschutz- und privatrechtliche Fragestellungen. Nach vielen Gesprächen mit Vereins- und Verbandsfunktionären wurde deutlich: Die Weitergabe von personenbezogenen Daten von Vereinsmitgliedern an den DAFV wird in Vereinen und Landesverbänden zum Teil sehr kritisch betrachtet.

Oft sichern Vereine in ihren Satzungen oder Datenschutzordnungen den Vereinsmitgliedern ausdrücklich zu, ihre personenbezogenen Daten nicht an Dritte weiterzugeben. Davon im Zuge des digitalen DAFV Verbandsausweis jetzt abzurücken bereitet vielen Funktionären die mit uns gesprochen haben, Bauchschmerzen. Einerseits wäre es ein nicht unerheblicher Aufwand von jedem Mitglied eine entsprechende Einwilligungserklärung einzuholen oder die Vereinsstatuten zu ändern, andererseits sieht man sich auch ganz einfach in Erklärungsnot. Worin liegt die Notwendigkeit, umfangreiche personenbezogene Daten an den DAFV zu übermitteln, wenn es doch ein seit Jahrzehnten bewährtes und den Grundsätzen der Datensparsamkeit entgegenkommendes Verfahren mittels Sportfischerpaß bzw. DAFV-Mitgliedsausweis in Papierform und Klebemarken gibt? Welches ja bisher ohne die Weitergabe umfangreicher personenbezogener Daten an den DAFV oder andere Dienstleister auskommt.
In den Diskussionen rund um den digitalen DAFV Ausweis und die Rechtsgrundlagen der Datenweitergabe hörte man immer wieder Formulierungen wie „die Verarbeitung ist für die Erfüllung des Vertrages zwischen Angler und Angelverein erforderlich.“ Offen bleibt dabei aber die Frage, welche konkreten Vertragsbestandteile bis jetzt (ohne den digitalen Ausweis) nicht erfüllt werden?

Auch die Frage wie Ausweiskontrollen am Wasser dann datenschutzrechtlich korrekt ablaufen sollen steht im Raum. Soll ein Fischereiaufseher für die Kontrolle des Verbandsausweises und den Datenabgleich sein privates Mobiltelefon verwenden und welche datenschutzrechtlichen Probleme ergeben sich aus der Verwendung privater Geräte? Gibt es evtl. spezielle Kontrollgeräte, wer finanziert die Anschaffung?

Diese reine Bereitstellung über eine Plattform ermöglicht es nach dem vorliegenden neuen Satzungsentwurf des DAFV aber auch, dass Unterstrukturen der bisherigen DAFV Mitglieder sich zukünftig eigenständig ohne ihre Landes- oder Spezialverbände den digitalen Mitgliedsausweis besorgen könnten.

Der DAFV entzieht sich der Verantwortung indem er nur die entsprechende Plattform für den digitalen Mitgliedsausweis bereitstellt. Das bedeutet für den Angelverein auch, dass der Verein auch selbst Verantwortlicher im Sinne des Datenschutzes ist und sich in großem Umfang mit der Thematik Datenschutz auseinandersetzen muss. Bei der ohnehin angespannten Personallage im Ehrenamt sicher kein einfaches Unterfangen.

Nach unseren Informationen wurde der DAFV von Vertretern der Landesverbände und Vereinen bereits zu datenschutzrechtlichen Bedenken informiert, konnte diese anscheinend aber nicht bei allen Funktionären ausräumen.

Da es auch Mitglieder gibt die in mehreren Vereinen und/oder in mehreren Landes- oder Spezialverbänden Mitglied sind, müssen die auch mehrere solcher digitaler Ausweise bekommen. Welcher dann wo und bei was gilt oder ob man immer alle Ausweise dabei haben muss als DAFV-Mitglied dürfte auch eine spannende privatrechtliche Frage sein.

Fazit: Warum Angler oder warum man zum Angeln keinen DAFV-Ausweis braucht

Weder muss man als normaler Angler oder zum normalen, juristisch rechtmäßigen Angeln in einem Verein oder einem Verband sein. Daher ist in keinem Landesfischereigesetz ein Verbandsausweis wie vom DAFV als notwendig zum Angeln vorgeschrieben. Ein solcher Ausweis wird rechtlich NICHT für Angler oder zum Angeln gebraucht. Dieser Ausweis dient daher zuerst den Belangen des DAFV. Nicht denen seiner Mitgliedsverbände oder gar dem das am Ende alles bezahlenden Angler. Denn die kamen bisher problemlos mit dem analogen Ausweis zurecht.

Kein normaler Angler braucht rechtlich einen (digitalen) DAFV Ausweis zum Angeln.

[Anhang 1] Leistungen und Tätigkeiten des DAFV in den letzten Jahren

Die folgende Liste ist ohne jeden Anspruch auf Vollständigkeit, nur die bekanntesten Dinge.

- DAFV steht nicht mal für 10% der Angler in Deutschland (nach DAFV-eigenen Angaben/Zahlen)

- Im Zuge von Baglimit und Angelverboten und Stützung der Berufsfischerei ohne Einschreiten des DAFV fielen über 90% der Angelkutter weg.

- Mangelns guter Lobbyarbeit des DAFV wurde von der EU das Aal angeln im Meer verboten, Fischer dürfen aber weiter plündern.

- Angelverbot NSG Fehmarnbelt, DAFV ignorierte das und kämpfte oder klagte nicht gegen das Verbot

- Versagen bei Nationalpark Ostsee (DAFV ist da erst nach unserer Veröffentlichung 2023, als es aktuell wurde, obwohl wir bereits seit 2018 warnen. Sie machen aber nichts selber, schließen sich nur anderen an).

- Nirgendwo hat der DAFV etwas erreicht bei Angelverboten in Schutzgebieten. Kein Kampf für grundsätzliche Ausnahmen von Angelverboten in Schutzgebietsverordnungen.

- Jahrelang gab der DAFV mehr Fördergeld für Casting als für Jugendangeln aus

- "Didacta 2023 – Fische im Fokus der Bildung" mit DAFV, da gings nur um Naturschutz, Tierschutz, Ernährung, nicht um Angeln

- Onlinepetition gegen PETA übernahm der DAFV von anderen und setzte das dann voll in den Sand.

- Teure DAFV-Kampagnen praktisch ohne Resonanz und Follower wie z. B. die "Catch & Cook?" Reihe

- Zusammenarbeit des DAFV mit anglerfeindlichen Naturschutz-Organisationen/Behörden z. B. bei Fisch des Jahres oder Flusslandschaft des Jahres.

- Kaum Beteiligung von Jugendlichen bei Jugendveranstaltungen des DAFV (sofern überhaupt welche stattfinden)

- Kein Kampf des DAFV für bundesweit gleich einfachen Zugang für Kinder zum Angeln

- Kein Kampf für Selbstbestimmung der Angler im Rahmen der Vorgaben der Bewirtschafter von Zurücksetzen und Mitnehmen wie z. B. in der Schweiz

- DAFV ruft zum Schutz von Prädatoren (Robben) statt Anglern auf (Instagram).

- Dazu ist der DAFV größtes Mitglied im Berufsfischerverband DFV und mauschelt zusammen mit von anglerfeindlichen Behörden und Ministerien mitbezahlten Instituten von Thünen und IGB.

Diskussionen zum digitalen DAFV Ausweis in der Facebook-Gruppe von Netzwerk Angeln

04. 08. 2020 Gibt es jemanden, der diesen ominösen neuen "digitalen Verbandsausweis" des DAFV besitzt?

14. 04. 2023 Umfrage - Wer musste schon den "digitalen Verbandsausweis" des DAFV nehmen?

13. 07. 2023 DAFV: Neue Satzung!

Informationen zum Autor

Autor:	Thomas Finkbeiner
Kontakt:	Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!
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Vor allem das Kunstköder- und Meeresangeln hat es dem gelernten Koch und Küchenmeister Thomas Finkbeiner angetan. Seit fast 2 Jahrzehnten arbeitet Thomas Finkbeiner als Angeljournalist (nicht als Werbeikone, richtig journalistisch), seit Mai 2018 ist er Chefredakteur bei Netzwerk Angeln. Mehr Informationen zu Thomas findest du auf seiner Netzwerker Seite

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