entschliessung freizeitfischerei des europaeischen parlaments 12 Juni 2018

 

Dass die Einbindung der Angler (Freizeitfischerei) in die Gemeinsame Fischerei Politik (GFP) der EU zum Management gewerblich genutzter Fischbestände in den Meeren der EU viele Gefahren birgt für Angler, ist bekannt. Wir berichteten bereits über die drohende Gefahr des Rückwurfverbotes für untermaßige bei quotierten Arten wie beim Dorsch und den geplanten "gläsernen Angler" mit Registrierung und Vollkontrolle.

Was nun am 12. Juni 2018 als Entschliessungstext mit großer Mehrheit verabschiedet wurde, kann man nachlesen. Ebenso die Reaktion seitens der EAA (European Anglers Alliance). Wie auch das EAA-Mitglied DAFV werden seitens der Verbände der organisierten Sport- und Angelfischerei ausschliesslich Vorteile gesehen, nicht aber die Gefahren (siehe auch: DAFV: Anerkennung der Freizeitfischerei in der Gemeinsamen Fischereipolitik der EU, schon das wording "Anerkennung" statt "Zwangseingliederung" spricht für sich).

Man freut sich, dass man bei den Großen endlich mitspielen darf. Übersieht aber, dass es dazu dann auch Kompetenz und professionelle Strukturen braucht. Was wohl eher bei der Berufsfischerei wie auch bei den professionell arbeitenden Verbänden des industrialisierten Naturschutzes als bei den Verbänden der Sport- und Angelfischer zu finden sein dürfte.

 

Die Entschliessung der EU

Hier der Link zur deutschsprachigen Version der Veröffentlichung der EU:
Entschließung des Europäischen Parlaments vom 12. Juni 2018 zu dem Sachstand der Freizeitfischerei in der Europäischen Union (2017/2120(INI))

Es ist viel zu lesen - ein paar kurze Zitate aus dem Text zeigen, dass es zwar gute Ansätze geben könnte (Förderung Angeltourismus), die aber durch andere Punkte auch schlimme Befürchtungen bestätigen (nur wenn Berufsfischerei nicht eingeschränkt werden muss, Kontrolle, Registrierung  der Angler etc.).

Dieser erste Punkt ist durchaus positiv zu werten:

14. fordert die Kommission mit Nachdruck auf, den Ausbau der Freizeitfischerei im Rahmen des Tourismus unter anderem finanziell zu unterstützen, da diese einen wichtigen Beitrag zur Entwicklung der blauen Wirtschaft in kleinen Gemeinden, Küstengemeinden, Inseln und insbesondere in den Gebieten in äußerster Randlage leistet; ist der Ansicht, dass die Bemühungen um die Verlängerung der Tourismussaison über die Sommermonate hinaus hierdurch gestärkt würden; regt die Kommission dazu an, die Freizeitfischerei als ein Thema des EDEN-Projektjahres für nachhaltigen Tourismus zu benennen und Projekte aus dem COSME-Fonds zur Förderung des Freizeitfischereitourismus in kleinen Küstengemeinden aufzulegen;

Die hier folgenden Punkte aus dem Dokument zeigen aber, um was es wirklich geht. Keine Einschränkung der Berufsfischerei durch Angler, möglichst umfassende Registrierung, Kontrolle und Regulation der Angler zu Gunsten der EU-Industriefischerei

1. unterstreicht die große Bedeutung der Erhebung ausreichender Daten zur Freizeitfischerei und insbesondere zur Freizeitfischerei auf See, damit die gesamte fischereiliche Sterblichkeit für alle Bestände angemessen beurteilt werden kann;

6. fordert die Kommission eindringlich auf, die Erhebung von Daten zur Freizeitfischerei zu bewerten und erforderlichenfalls auf eine größere Zahl von Fischbeständen und auf andere Meerestiere auszuweiten, eine Machbarkeitsstudie zur einheitlichen Erhebung von Daten zu den sozioökonomischen Auswirkungen auszuarbeiten und die Erhebung dieser Daten zwingend vorzuschreiben;

8. fordert die Kommission auf, eine Folgenabschätzung zur Freizeitfischerei in der EU auszuarbeiten; ist der Ansicht, dass die Bewertung der Bewirtschaftungspläne, die Bestimmungen über die Freizeitfischerei enthalten, ebenfalls in den Abschlussbericht der Kommission über die Folgenabschätzung einfließen sollte;

9. fordert die Mitgliedstaaten auf, die erforderlichen technischen Maßnahmen einzuleiten, damit die geltenden Bestimmungen über die Erhebung von Daten umgesetzt werden können, und diese Erhebung auszuweiten, sodass mehr Bestände und Aspekte der Freizeitfischerei erfasst werden;

15. hebt hervor, dass die Entwicklung der Freizeitfischerei nicht zur Folge haben darf, dass – außerhalb des Rahmens der gewöhnlichen Bewirtschaftung der Fischereiressourcen, die auf fundierten wissenschaftlichen Daten basiert – die Möglichkeiten der gewerblichen Fischerei eingeschränkt werden oder die knappen Ressourcen zwischen der gewerblichen Fischerei und der Freizeitfischerei, insbesondere mit Blick auf die kleine und handwerkliche Fischerei, aufgeteilt werden;

18. vertritt die Auffassung, dass grundlegende Regeln für das Management der Freizeitfischerei festgelegt werden müssen, und schlägt vor, dass außerdem ein Katalog der Freizeitfischereiaktivitäten erstellt wird, der Informationen über das Fanggerät und die Fangtätigkeiten, eine Beschreibung der Fanggebiete, die Zielarten und Angaben zum Beifang umfassen sollte;

20. betont, dass die Daten unbedingt geteilt werden müssen, und weist darauf hin, dass die Erhebung von Daten unter anderem zur Freizeitfischerei aus dem EMFF unterstützt wird; ersucht die Mitgliedstaaten deshalb, die erforderlichen Maßnahmen zur Erhebung von Daten einzuleiten, und fordert die Kommission außerdem eindringlich auf, eine gemeinsame Datenbank mit umfassenden und belastbaren Daten für Wissenschaftler aufzubauen, damit diese den Zustand der Fischbestände überwachen und beurteilen können; ist der Ansicht, dass diese Maßnahmen unter anderem aus dem EMFF finanziert werden könnten;

21. beauftragt seinen Präsidenten, diese Entschließung dem Rat und der Kommission zu übermitteln.

 

Reaktion der EAA

Während die EU das in allen Sprachen zur Verfügung stellt, habe ich bei der EAA die Reaktion darauf nur in Englisch gefunden. Ich habe den Text durch den DEEPL-Übersetzer geschickt.

Der Link zur Reaktion der EAA:
European Parliament Plenary adopts a milestone resolution on recreational fisheries - Plenum des Europäischen Parlaments nimmt eine Meilenstein-Entschließung zur Freizeitfischerei an

Dazu als Zitat das Fazit von EAA-Präsident Fred Bloot mit der Übersetzung durch DEEPL:

 

Fred Bloot, President of the EAA said: “The report is an important step towards much needed full and fair recognition of the recreational fisheries sector on an equal footing with commercial fisheries and aquaculture at the EU level. The report was adopted with an overwhelming majority of the Parliament’s members, which should be reflected truly in the upcoming reform of the Common Fisheries Policy. The recreational marine fisheries sector is poorly integrated the CFP, which by and large makes the sector a subject of interest only when a fish stock is overexploited or threatened by overexploitation. The sector’s economic impact is not given any importance. A fair and proper inclusion of the sector in the CFP would contribute to sustainable exploitation of the fish stocks, by providing much needed data – catch as well as socio-economic data - for the policy makers to make informed decisions about access to and ‘best use’ of the public resource fish"

Fred Bloot, Präsident der EAA, sagte: "Der Bericht ist ein wichtiger Schritt auf dem Weg zu einer umfassenden und gerechten Anerkennung des Freizeitfischereisektors auf EU-Ebene, die der kommerziellen Fischerei und der Aquakultur gleichgestellt ist. Der Bericht wurde mit überwältigender Mehrheit der Mitglieder des Parlaments angenommen, was sich auch in der bevorstehenden Reform der Gemeinsamen Fischereipolitik widerspiegeln sollte. Der Sektor der Freizeitfischerei ist schlecht in die GFP integriert, was den Sektor im Großen und Ganzen nur dann interessant macht, wenn ein Fischbestand überfischt oder durch Überfischung bedroht ist. Den wirtschaftlichen Auswirkungen des Sektors wird keine Bedeutung beigemessen. Eine gerechte und ordnungsgemäße Einbeziehung des Sektors in die GFP würde zu einer nachhaltigen Nutzung der Fischbestände beitragen, indem sie den politischen Entscheidungsträgern dringend benötigte Daten - sowohl Fänge als auch sozioökonomische Daten - zur Verfügung stellt, damit sie fundierte Entscheidungen über den Zugang zu und die "bestmögliche Nutzung" der öffentlichen Ressourcen Fisch treffen können.

Mein Fazit zur EU-Entschliessung der Freizeitfischerei und der Reaktion der Verbände der organisierten Sport- und Angelfischerei

Auch wenn man zugeben muss, dass sich Chancen bieten könnten, überwiegen für mich auf Grund der bisherigen Erfahrungen bei Weitem die Risiken. Jede weitere "Erforschung", "Datenerhebung" und "Studie" führte zu Einschränkungen für Angler - am Ende fast immer zur Bevorzugung der EU-Industriefischerei. Wenn jetzt das Meeresangeln mit in GFP eingegliedert wird und somit die EU-Bürokratie, die bisher ausschliesslich Interessen der EU-Industriefischerei vertreten hat, direkten Zugriff  auf die Meeresangler bekommt, ist mir persönlich nicht übermäßig in meiner Anglerhaut.

Zu glauben, Angler und das Angeln oder der Angeltourismus würden nun plötzlich bevorzugt werden, wenn man nun erst die Möglichkeiten hat, durch die Regulierung von Anglerfänge der Industriefischerei noch mehr Quote zukommen zu lassen (wie schon bein Baglimit Dorsch in der wesltichen Ostsee), ist in meinen Augen mehr als naiv.

Zu glauben, dass gerade die Verbände, die solche unsinnigen Regularien nicht verhindern konnten, nun NACH der Einbindung der Meeresangler zur EU-Industriefischerei und damit dem direkten Zugriff der EU-Bürokratie so etwas nun besser verhindern könnten, auch das ist für mich persönlich mehr als naiv.

Der Fairness halber sollte man natürlich den Verbänden die Zeit lassen, hier das erste Mal im Sinne der Angler und konkret FÜR Angler und das Angeln und den Angeltourismus tätig zu werden, bevor man den Stab über sie bricht.

Das werde ich tun - und genau verfolgen, was die Verbände ab jetzt anrichten werden.

 

Thomas Finkbeiner


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Kommentare  

Die Verbände werden wie eh und je nichts für uns Angler machen und die meisten Angler sind so desinteressiert, dass sie das gar nicht mitbekommen
Hinzu kommt das es die Angelprintmedien und Gerätehersteller größtenteils auch nicht sonderlich interessiert. Die kapieren wohl auch nicht das durch jedes weitere Verbot auf lange Sicht ihre Grundlage flöten geht. Ansonsten würden sie doch viel lauter protestieren?!
viele sortieren ja schon Ostseegerät aus..
Ist auch meine Befürchtung..
Es geht um nichts anderes, als einen Büttel in Gestalt der Angler zu suchen, um das Treiben der gewerblichen Fischerei zu schützen bzw. zu rechtfertigen und auf derzeitigem Niveau mindestens fortzuführen! Hilfreich wäre auch hier höchst fragliche Zahlen ausgedrückt in einer hohen Entnahme!

Ging es nicht auch noch darum, die Sterblichkeit eines anglerischen Rückwurfes zu beleuchten? Dann könnte man so etwas auch als Ansatz nehmen, den Rückwurf zu verbieten und in Anrechnung auf den Gesamtfang diesen herabzusetzen. Das Korregtiv zum Vergleich mit anderen Fangmethoden ist dabei bloße Augenwischerei.
Warum? Weil niemand dieses Korregtiv verteidigt und erst recht wohl nicht der DAFV!
Nun ist nach Tagen auch der DAFV soweit, dass er nun Stellung bezieht.
Statt den Gefahren offen ins Auge zu blicken, die wir im Artikel geschildert haben, versucht der DAFV weiterhin die Übernahme der Angler zum Management schön zu reden.
Es gehört zu unsere Pflicht, diese Sichtweise auch zu veröffentlichen:
https://www.dafv.de/projekte/europaarbeit/item/202-angeln-in-europa-sachstand-und-ausblick.html