Eine Angelmethode die in Norwegen relativ wenig angewendet wird ist das einfache Schleppangeln mit Wobblern und Gummifischen. Richtig gemacht, lassen sich so aber sehr effektiv Fische fangen und große Bereiche nach beißwilligen Meeresräubern absuchen.
Wer in Norwegen erfolgreich schleppen möchte, sollte Tiefenbereiche von 10-30m aufsuchen und dort einen tieflaufenden Wobbler oder schweren Gummifisch bei 3-4 km/h Fahrt etwa 40 Meter hinter dem Boot anbieten.
Schleppen ohne Hilfsmittel – wann und wo lohnt sich das?
Beim Schleppangeln im Meer kommen vielen Anglern sofort die Bilder von professionellen Trollingbooten wie man sie zum Beispiel vom Lachstrolling kennt in den Sinn. Mit Downriggern und anderen komplexen Systemen um die Köder auf Tiefe zu bringen. Keine Sorge, in Norwegen ist das Schleppen viel einfacher möglich und vor allem auch erfolgreich. Gerade in Ufernähe findet man in Norwegen fast überall lange Kanten im Tiefenbereich zwischen 10 und 30m. Diese Gebiete sind perfekt geeignet weil dort Fische stehen und man diesen Tiefenbereich auch ohne Hilfsmittel gut erreichen kann.
Die Ausrüstung – mit einfachsten Mitteln zum Fisch!
Um das Schleppangeln in Norwegen erfolgreich zu praktizieren benötigt man letztlich keinerlei Zusatzausrüstung. Eine 100g-Spinnrute, eine robuste Rolle mit 15kg geflochtener Schnur (Ideal ist eine Multicolor-Schnur) und einen Köder der auf Tiefe kommt. Einen Schlepprutenhalter zur Relingmontage kann man sich von zu Hause mitbringen, braucht aber nicht zwingend einen.
Man kann genausogut „Freihand-Schleppen“, also einfach die Rute während der Fahrt in der Hand halten. Obwohl wir Schlepprutenhalter auf unseren Mietbooten montieren, schleppen wir übrigens fast immer aus der Hand. Der einfache Grund: Aus der Hand geschleppte Ruten bringen bei uns auffällig mehr Bisse. Man schafft es nie, die Rute ganz ruhig zu halten und überträgt immerwieder Bewegungen auf die Köder, diese Unregelmäßigkeiten scheinen die Fische gut anzusprechen.
Die Köder zum Schleppen in Norwegen: Tieflaufende Wobbler und schwere Gummifische
Der Erfolg beim Schleppangeln steht und fällt mit den Ködern. Es geht mir dabei gar nicht so sehr um das Laufverhalten oder die Köderfarbe, sondern vielmehr darum, dass man die Köder sehr gezielt und präzise in der gewünschten Tiefe anbieten kann. Das funktioniert nur, wenn man Köder einsetzt von denen man weiß wie tief sie laufen. Ideal geeignet sind dazu tieflaufende aber schwimmende Schleppwobbler oder auch schwere Gummifische.
Schleppwobbler
Bei den Wobblern haben sich über die Jahre bei uns die Rapala Deep Taildancer bewährt. Die Wobbler gibt es in Tauchtiefen von 6m, 9m und 12m. Im Vergleich zu einigen anderen Modellen auf dem Markt erreichen sie die angegebenen Tiefen auch tatsächlich und lassen sich so ganz präzise anbieten.
- Sehr fängig auf verschiedene Fischarten
- Gute Hakeigenschaften, die meisten Bisse bekommt man auch
- Perfekte Tiefenkontrolle - man kann den Köder genau da anbieten wo man möchte
- Wenn das Boot angehalten wird, steigen die Wobbler in Richtung Wasseroberfläche und sinken nicht ab. Das verhindert fiese Hänger.
- Aufgrund der 2 Drillinge fangen Wobbler häufiger Kraut!
- Hakenlösen ist bei 2 Drillingen und Seegang nicht ganz ungefährlich
- Auch kleine Fische bleiben oft am Wobbler hängen, selektieren fast nicht möglich
- Nicht ganz billig...
Gummifische
Ebenfalls gut geeignet sind Gummifische mit einem schweren Bleikopf und schlanker Körperform (z.B. Twister oder Sandaal-Imitate) diese haben natürlich keine Tiefenangabe aufgedruckt. Man kann die Lauftiefe aber mit einem ganz einfachen Tripp ziemlich zuverlässig herausfinden, und zwar so:
Man sucht sich mit Seekarte und Echolot einen kleinen Unterwasserberg z.b. mit einer Tiefe von 10 Metern. Nun schleppt man den Gummifisch einfach über diesen Unterwasserberg und schaut ob er Grundkontakt bekommt oder nicht. Hat er keinen Grundkontakt läuft er auf jeden Fall flacher als 10 Meter und wir wiederholen das ganze an einem flacheren Unterwasserberg von z.B. 8 Metern. So lässt sich Stück für Stück herausfinden wie tief ein Gummifisch wirklich läuft. Das kostet zu Beginn des Urlaubs vielleicht eine halbe Stunde Zeit – dafür hat man aber klare Informationen und weiß beim Schleppen dann auch wo der Köder unter Wasser läuft.
- Mit Gummifischen kann man oft die größeren Fische selektieren.
- Recht unanfällig gegen Kraut
- Sehr günstig
- Schwierigere Tiefenkontrolle
- Relativ wenig Aktion
- Mehr Fehlbisse
Montage zum Schleppfischen in Norwegen
Bei der Montage kann man nicht viel falsch machen. Die Geflochtene Hauptschnur (Tragkraft ca. 15kg) wird mit einem 0,50 - 0,65er Fluorocarbon oder Monofilvorfach verbunden, ans Ende kommt ein stabiler Wirbel mit Karabiner und fertig. Die Verbindung zwischen Geflochtener und Vorfach macht man am besten mit einem Schnurverbindungsknoten (Anleitung hier) - die Alternative, der Knotenlosenverbinder, sammelt viel Kraut ein und die dafür nötige Schlaufe im im Vorfach beeinflusst außerdem den Köderlauf.
So wird’s gemacht: Erfolgreich Schleppen Schritt für Schritt !
Schritt 1: Boot freiräumen und sich absprechen wer was macht.
So ruhig das Schleppangeln auch wirken mag, sobald ein Fisch beißt wird es an Bord meist hektisch. Es sollte jetzt nicht im Boot im Weg herumliegen und jeder an Bord sollte wissen er zu tun hat. Sobald ein Fisch gebissen hat, schalten wir das Boot in den Leerlauf und nehmen die Fahrt heraus. Anschließend werden alle Ruten eingeholt, der „Fänger“ kann dann ungehindert und ruhig drillen.
Schritt 2: Kurs und Schleppstrecke festlegen, Fahrt aufnehmen
Wenn wir uns überlegt haben wohin wir schleppen möchten nehmen wir Fahrt auf. Bei den meisten Mietbooten in Norwegen kommt man mit dem Standgas auf Geschwindigkeiten von 3-4 km/h das passt perfekt.
Schritt 3: Den Schleppköder ausbringen
Beim Ausbringen des Köders muss man darauf achten, dass dieser sich nicht verfängt oder überschlägt. Beim Gummifisch ist das kein Problem, beim Wobbler hilft ein ganz einfacher Trick. Da unsere Wobbler schwimmen brauchen wir sie gar nicht auszuwerfen – wir legen sie einfach auf der Wasseroberfläche neben dem Boot ab und fahren weiter.
Schritt 4: Schnurlänge festlegen
Wichtig ist, dass die Köder im richtigen Abstand hinter dem Boot laufen. Nur so können sie die gewünschte Tiefe erreichen. Wir schleppen meistens mit 40 Meter Abstand hinter dem Boot. Die 40m lassen sich genau abmessen, wenn man eine sogenannte Multicolor-Schnur verwendet, die alle 10 Meter die Farbe wechselt. Alternativ kann man auch einfach am Ufer 40m abmessen und dann die Schnur mit einem wasserfesten Edding auf etwa 1m Länge einfärben.
Schritt 5: Bremse einstellen
Beim Schleppen sollte man die Bremseinstellung sehr leicht wählen. In Fahrt sollte der Köder gerade so keine Schnur mehr von der Rolle abziehen. Das verschafft uns im Fall eines Hängers oder eines großen Fisches erstmal Zeit das Boot anzuhalten. Läuft man mit geschlossener Bremse in einen kapitalen Hänger, ist die Rute schneller über Bord als man schaut.
Schritt 6: Köder animieren und Anhieb setzen
Wenn man aus der Hand schleppt kann man den Köder mit der Rutenspitze immer wieder ein paar Zusatzreize einhauen. Ganz einfach geht das über die Rutenspitze. Man geht einfach mit der Rutenspitze in Richtung Köder und nimmt so kurz die Spannung heraus, dadurch wird der Köder für ganz kurze Zeit langsamer. Wenn gerade ein Fisch den Köder verfolgt wird er sich diese Chance nicht entgehen lassen. Es geht natürlich auch andersrum. Man zieht mit der Rutenspitze vom Köder weg, und beschleunigt ihn so. Auch das kann einen Fisch der den Köder verfolgt zum Anbiss animieren.
Wenn man die Rute beim Schleppen schon in der Hand hat, kann man bei einem Biss auch direkt einen Anhieb setzen, das minimiert die Aussteigerquote im Drill erheblich. Da wir die Bremse geöffnet haben muss man beim Anhieb die Spule festhalten und sie so blockieren – sonst wird’s ein Anhieb mit geöffneter Bremse und es gibt einen schönen Schnursalat.
Zielfische beim Schleppen – Faustregeln!
Grundsätzlich lassen sich beim Schleppangeln in Norwegen zahlreiche Fischarten fangen, für die 4 Hauptzielfische gibt es ein paar Tipps an denen man sich orientieren kann.
- Dorsch: Lässt sich am erfolgreichsten im unteren Drittel der Wassersäule beangeln. Bei 15 Meter Wassertiefe z.B. einen 12m tief laufenden Wobbler nehmen. Ideal ist ein Mischgrund der immer wieder von Tangfeldern durchsetzt ist.
- Seelachs: Lässt sich in der gesamten Wassersäule fangen. Mit halber Wassertiefe macht man meistens nichts falsch (das Echolot zeigt die Schwärme und auf welcher Tiefe sie stehen meist ganz gut an). Hat auch mit höheren Schleppgeschwindigkeiten kein Problem. Meist rund um Unterwasserberge zu finden.
- Pollack: Erwischt man gut ufernah an steilen Felsabbrüchen. Attackiert die Köder gerne gegen die Oberfläche, daher ist das Schleppen in der oberen Hälfte der Wassersäule meistens ganz gut.
- Heilbutt: Beißen erstaunlicherweise recht gut auf kleinere Köder und mögen ausgedehnte Sandbereiche. Mehr zum Heilbutt-Schleppen findet ihr in diesem Video aus dem Jahr 2010 von mir.
Es sind nur grobe Anhaltspunkte. In Norwegen jagen Fische häufig andere Fische. Wo die Räuber unterwegs sind hängt daher oft ganz einfach vom Futterfisch ab und man muss darauf reagieren. Mit den richtigen Ködern ist das aber sehr leicht möglich.
Schleppfischen in Norwegen – darauf kommts an:
Während wir beim Pilken oder beim Spinnfischen durch unsere Köderführung ganz erheblich Einfluss auf den Fangerfolg nehmen können ist das beim Schleppangeln weniger der Fall. Man muss keine präzisen Würfe absolvieren und den Köder auch nicht in besonderer Weise führen. Ein „Selbstläufer“ ist das Schleppen deshalb aber noch lange nicht. Einfach über 200m tiefen Wasser „irgendwo“ zu schleppen frisst Zeit, Benzin und bringt meist keine Fische. Man sollte gut organisiert sein, die Seekarte im Kopf haben und immer wissen wie tief die Köder laufen, dann wird’s nicht lange dauern bis die Bremse kreischt!