Ich war schon immer ein Fan von goldbraunen Brassen jenseits der 60cm-Marke.
Als solcher beschäftigt man sich natürlich viel mit den Gewohnheiten der Tiere, ihrem Fressverhalten, ihren Vorlieben.
Alt- & 3-fach-Weltmeister Wolf-Rüdiger Kremkus entwarf zu seiner Hochzeit ein fantastisches Brassen-Fertigfutter, welches bis heute bei Sensas unter dem Namen 'Mein Futter' vertrieben wird: Eine Aromenexplosion in Richtung süße Weihnacht.
Andererseits sprechen fischige Aromen große Brassen ebenfalls enorm an; Karpfenangler, die mit Fischmehl-Boilies und Ähnlichem angeln können ein Lied davon singen.
Perfekte Kombination - Die Pelletbombe
Die Pelletbombe spricht genau diese beiden Vorlieben gleichzeitig an.
Wolfgang Kalweit, einer der bekanntesten Specimen-Hunter Deutschlands, brachte die Idee dieses speziellen Methodfeeder-Futters vor Jahren aus England mit und verfasste einen Artikel darüber.
Die Idee, extreme Süße mit fischigen Aromen zu kombinieren, sprang mich sofort an: Ich habe dann vor vielen Jahren die Pelletbombe erstmals ausprobiert und setze sie mittlerweile sehr häufig ein.
Diese etwas in Vergessenheit geratene, aber unverschämt fängige Methode möchte ich euch nun einmal im Detail vorstellen.
Zubereitung der Pelletbombe
Drei Zutaten werden nur benötigt:
- Fischmehl-Pellets (Forelli)
- Wasser
- Zuckerrübensirup
Es gibt unterschiedliche Durchmesser von Fischmehl-Pellets, welche man nimmt, ist im Prinzip egal.
Persönlich nehme am liebsten die 6mm Pellets, diese kann man mit der Futterschleuder weiter schießen als die Kleineren, wenn man sie zusätzlich zum Anfüttern nutzen will.
Worauf man achten muss, ist dass man unbedingt sinkende Pellets kauft! Es gibt auch schwimmende (steht auf der Verpackung), diese wären für unsere Zwecke vollkommen ungeeignet.
Nun kann es losgehen.
Die Pellets werden mit Wasser übergossen bis sie vollständig bedeckt sind.
Anschließend lässt man sie etwas Einweichen; Faustregel = pro mm Pelletgröße mindestens 1 Minute im Wasserbad, lieber sogar doppelt so lang (gilt nur für Forelli).
Anschließend kippt man das Wasser wieder ab und gibt die Pellets über Nacht in den Kühlschrank, damit die eingezogene Flüssigkeit weiter einwirken kann.
Am nächsten Tag werden die eingeweichten Pellets mit dem Zuckerrübensirup großzügig übergossen und die klebrige Masse so lange umgerührt, bis ein homogener Mix entsteht.
Das Methodfeeder-Futter kann jetzt genutzt werden.
Zur Aufbewahrung kann man es einfach in den Kühlschrank stellen, wo es sich sehr lange hält.
Anwendung der Pelletbombe
Geeignet sind nahezu alle Method-Körbe, so lange sie genügend Haftfläche bieten.
Man knetet den Pellet-Sirup-Mix zunächst kräftig, presst ihn dann mit aller Kraft so auf/in einen Method-Korb, bis eine einigermaßen dichte, verklebte Oberfläche entsteht. Nur so überlebt der Mix den Wurf und Einschlag ins Wasser, kommt als Masse auch am Gewässergrund an.
Die klebrigen Hände lassen sich problemlos und ohne Aufwand mit Wasser reinigen.
Dies zeigt auch, wie hochlöslich die Zuckerrüben-Melasse ist. Ihre Lockwirkung setzt im Wasser umgehend ein.
Details und viele weitere Tipps zu Produktion & Anwendung findet ihr im Video!
Wer möchte kann die Pelletbombe natürlich auch aus verschiedenen Pellets herstellen und diese kombinieren.
Wichtig ist dann nur, zuerst jede Pelletsorte für sich in Wasser einweichen zu lassen (pro mm Pelletgröße mind. 1 Minute im Wasserbad, die Großen sicherlich auch noch länger; am nächsten Tag auf Weichheit prüfen und ggfs. nachweichen) und erst dann die verschiedenen Pellets mit dem Rübensirup zu mixen.
Exkurs: Alternativer Futtermehl-Mix
Natürlich kann man dies auch mit "normalen" Futter-Mehlen erreichen, mein zweitliebstes Futter für den Korb stelle ich genau auf diese Art her, süße und fischige Mehle in einem Friedfisch-Futtermix vereint.
Dazu mische ich zuvor genanntes "Mein Futter" von Kremkus mit dem "Deep Water" der MS Range von Michael Schlögl, füge dem Ganzen noch ein paar weitere Stoffe zu wie Salz, Fisch- oder Muschel-Dip, Bittermandel-Backaroma, Muschel-Micropellets,... ein Method-Futter muss eine hochkonzentrierte Aromenexplosion sein.
Vorteil Pelletbombe
Meines Erachtens nach hat die Pelletbombe aber einen großen Vorteil gegenüber "normalem" Methodfutter:
Extrem schnelle Auflösung bei gleichzeitig langer Wirkungsdauer.
Der Rübensirup ist hochlöslich, Forellipellets sprechen Fische schon ab ca. 30 Sekunden im Wasser an, geben aber lange Zeit die gebundenen Öle an den Wasserkörper ab (siehe auch "Angelteig aus Forelli")
Angelgerät für die Pelletbombe und Selbsthakeffekt
Zu den Anfangszeiten des Method Angelns orientierte man sich in Sachen Angelgerät und Montage sehr stark am „modernen“ Karpfenangeln. Um einen sicheren Selbsthakeffekt beim Biss zu provozieren, kamen meist sehr schwere Körbe mit mindestens 60g Eigengewicht zum Einsatz. Mittlerweile kann man, wenn man denn möchte, bei den Körben auch etwas leichter gehen. Im Vergleich zu „früher“ gibt es mittlerweile nadelscharfe und zeitgleich auch super stabile kleine Haken (z.B. Größe 10) im Angelladen zu kaufen. Mit solchen Haken lässt sich ein Selbsthakeffekt auch schon mit wesentlich leichteren Körben erreichen.
Gerade beim aktiven Methodangeln, so wie es z.B. Michael Zammataro macht um kleine Weissfische in schneller Folge zu erbeuten sind leichte Körbe durchaus ein Vorteil.
Wenn man die Pelletbombe eher etwas gemütlich, als ruhende Grundrute auf große Friedfische auslegt, kann man ruhig bei der etwas groberen Variante bleiben und mit Haken der Größe und Körben ab 50gr. aufwärts losziehen.
Rute und Rolle sollten beim Angeln mit der Pelletbombe nicht zu leicht beschaffen sein, immerhin muss man die Pelletbombe ja auch werfen und darf zudem jederzeit mit kapitalem Beifang in Form von schönen Karpfen rechnen.
Am einfachsten greift man dabei auf seine Karpfenruten zurück. 2,5lbs – 3lbs sind ideal um auch weite Würfe mit der Pelletbombe zu bewerkstelligen, alternativ tut es aber auch eine Heavy Feeder Rute mit Wurfgewichten ab 120 Gramm aufwärts.
Der passende Köder beim Angeln mit der Pelletbombe
Letztendlich spricht die süß-fischige Duftnote sehr viele Friedfische an.
Besonders Karpfen, Döbel, Brasse & Schleie lieben sie und lassen sich hervorragend damit fangen. Die Pelletbombe wurde zwar ursprünglich für Brassen „erdacht“, funktioniert aber nach meiner Erfahrung auch bei den anderen genannten Arten mindestens genausogut.
Lediglich wenn es gezielt auf Rotfedern und Rotaugen gehen soll würde ich primär auf andere Methoden zurückgreifen.
Dementsprechend kann man sich bei der Köderwahl ganz einfach am Zielfisch orientieren.
Wurm, Made, Mais, Pellet, kleiner oder großer Boilie,... es geht alles, erst recht in geschmacklicher Hinsicht.
Da wir beim Angeln mit der Pelletbombe auf einen Selbsthakeffekt hoffen und keine besonders sensible Bissanzeige haben, macht es gerade bei starken Kleinfischbeständen mitunter Sinn bevorzugt Köder einzusetzen die nicht so leicht vom Haken geklaut werden können.
Meine Lieblingsköder in Kombination mit der Pelletbombe für die gängigen Zielfische:
- Muschel & Krill-Boilie 20mm (Common Baits): Karpfen & Brasse
- Frolic: Brasse & Karpfen
- Top Secret Forelli Boilies 10mm (gepimpt mit Muschel-Flavour): Schleie
- Punky Monkey Erdbeer-Banane-Boilies 16mm (Quantum Radical): Schleie
- Frühstücksfleisch: Döbel, Karpfen
- Red Shrimp Halibut Pellets (Coppens/Common Baits): Top für alle!
Man braucht keine Hemmungen haben, den süß-fischigen Mix auch noch mit einem fruchtigen Köder zu kombinieren.
Fische mögen diese für uns abwegigen Geschmackszusammenstellungen.