KOMMENTAR
Alle möglichen Menschen und Organisationen veröffentlichen in Knigges, Kodizes oder Geboten für Angler alles, was sie meinen, wie sich Angler gefälligst zu verhalten haben. Genauso, wie sie es sich vorstellen – und nur so! Alle, die sich anders verhalten sind nach deren Meinung schlechte, böse oder zumindest "keine richtigen Angler".
Ich sehe das anders. Ich bin da deutlich entspannter und traue den Anglern viel mehr zu. Hier ist daher mein Gegenentwurf zu all den Knigges, Kodizes, Listen und „Steintafeln“ mit Verhaltensregeln für Angler.
Jeder Angler ist anders
Jeder Mensch hatte eine Erziehung – die einen eine bessere, die anderen eine weniger gute, wieder andere einfach eine andere.
Jeder Mensch hat Erfahrungen – die einen mehr, die anderen weniger, wieder andere einfach andere.
Jeder Angler hat seine eigenen Gründe zum Angeln – die einen besser anerkannte, die anderen weniger anerkannte, wieder andere ganz andere.
Berechtigt das aber jemanden dazu, einem anderen in einem Kodex, 10 Geboten oder Angel-Knigge vorzuschreiben, wie Angler zu angeln oder sich am Wasser zu verhalten haben?
Es gibt ja bereits die Fischereigesetze und -verordnungen sowie diverse Regelungen, die vom Tierschutzgesetz bis hin zu Verordnungen in Schutzgebieten reichen. Hinzu kommen privatrechtliche Regeln der Fischereirechtinhaber und Gewässerbewirtschafter. All diese Bestimmungen betreffen Angler direkt oder indirekt beim Angeln.
Ich persönlich empfinde Knigges, Kodizes oder Gebote, die sich auf diese unzähligen bereits bestehenden Regeln und Gesetze noch aufsatteln, als anmaßend, überzogen und vollkommen daneben. Sie sind schlicht fernab jeder anglerischen Realität. Zudem stammen solche Vorgaben meist von sich moralisch-ethisch überlegen dünkenden „Gut- und Besseranglern“, oft sind es Vereins- und Verbandsfunktionäre ohne jegliche Basisbindung und fernab des Alltags normaler Angler. Diese möchten dann über die ohnehin schon überbordende Gesetzgebung und Bürokratie rund ums Angeln hinausgehen, um Angler noch weiter einzuschränken. Oder sie wollen die „einzig richtige Art zu Angeln“ vorschreiben – gerne noch moralisch-ethisch überhöht!
Ich maße mir jedenfalls nicht an, Anglern zu sagen, wie sie sich gefälligst zu verhalten haben, um mein Wohlgefallen zu genießen.
Praktisch vorleben statt theoretisch raten!
Denn ich bin weder Gesetzgeber, Beamter, Verbandsfunktionär oder Vereinsherrscher – und schon gar kein Heiliger. Ich bin lediglich ein einfacher, praktischer Angler und kann nur beschreiben, wie ich mich persönlich verhalte.
Ich habe meine ganz persönliche Einstellung zum Angeln und zum Verhalten am Wasser.
Diese würde ich niemals jemandem aufdrängen wollen.
Es würde mich jedoch freuen, wenn sich andere Angler dem anschließen könnten.
Ich traue Anglern etwas zu! Ich verurteile nicht Motivation, Gründe oder legale Praxis beim Angeln anderer Angler, auch wenn ich es anders sehen würde und ich behandle alle Menschen, denen ich beim Angeln begegne, zuerst einmal freundlich und respektvoll.
Thomas Finkbeiner
Es ist viel einfacher unvoreingenommen und freundlich auf jemand zuzugehen und daran zu denken, dass der andere eventuell viel mehr Ahnung oder Erfahrung als man selbst haben könnte. Wer daher meint, dass Angler theoretische, moralisch-ethisch überladene Gebote, Anglerknigges oder Ehrenkodizes brauchen, der darf das gerne weiter tun.
Meine Welt ist das dennoch nicht.
Ich bin ja weder ein passiv-autoritärer Charakter [1] dem man alles vorkauen sollte, noch ein aktiv-autoritärer Charakter, der meint, anderen alles vorschreiben zu müssen.
Ich bleibe weiterhin lieber beim praktischen Vorleben meiner Einstellung zum Angeln, mit einem freundlichen Miteinander und Hilfe statt Befehlen und Geboten.
PS:
Wenn man über die Veröffentlichungen von Funktionären aus Naturschutzverbänden sowie organisierten Sport- und Angelfischervereinen zu Geboten und Kodizes nachdenkt, hat das in der Regel nichts mit dem zu tun, was man bei Wikipedia zum Thema Ehrenkodex findet, oder? Denn dort heißt es ja:
Oftmals werden Ehrenkodexe auch mafiösen Vereinigungen zugeschrieben (vgl. Organisierte Kriminalität).
[1] "Die autoritäre Persönlichkeit" von Erich Fromm (1957c-d).