kopflampe glosse

Kopflampen sind ein Segen für Angler. Als alter Sack kann ich mich noch gut an die Zeiten erinnern, als ich als Junior ohne Geld die billigste Plastiktaschenlampe im Mund hielt und nachts Knoten gebunden hab.
Fortschrittlicher war derjenige, der Papa die Bundeswehr Lampe mit Farbfiltern & Nachtlicht-Funktion abgeluchst hatte, was für den Vater besonders verwerflich war, denn er hatte sie ja selbst beim Wehrdienst als 'Verlust' gemeldet.

2 wechsellampe

Die Petroleum-Leuchte, die früher beim nächtlichen Ansitz ein Dauerlicht spenden sollte, wenn gewünscht, steht heute auf meinem Terrassentisch und verbreitet dort bei lauschigen Sommerabenden mit Perle und Drinks positive Stimmung für alles danach.
Auch die stammt aus nicht ganz legaler Quelle, aber ich denke, damals waren es Baukolonnen gewohnt, dass morgens nur noch 2 von 10 Baustellenleuchten vor Ort waren und die anderen eher an irgendwelchen Seen ihren Dienst verrichteten.

3 laterne

Bei Tage ist es kinderleicht,
die Dinge nüchtern und unsentimental zu sehen.
Nachts ist das eine ganz andere Geschichte.

(Ernest Hemmingway, *1899 †1961)

Heute alles kein Thema mehr, die Schädel-Leuchten sind schon für wenige Euronen zu bekommen.
Ich hab immer gleich 2 dabei;
eine (für mich) recht Leistungsstarke für den Weg durch die Dunkelheit zum Auto zurück. Und die Andere hab ich beim Angeln auf der Stirn; ausgeschaltet wohlgemerkt.
Sie hat grad mal 3 recht schwache LEDs; 2 weiße, die nur befeuert werden, wenn es unbedingt sein muss und eine rote, die mir genügend Erhellung spendet, wenn die an die Dunkelheit gewöhnte Sicht doch nicht mehr ausreicht.

4 zwei kopflampen

Es ist besser, ein einziges kleines Licht anzuzünden,
als die Dunkelheit zu verfluchen.

(Konfuzius, *551 v. Chr. †479 v. Chr.)

Wächter der Nacht

Und so verschmelze ich mit der Dunkelheit, werde zu einem der mystischen Geschöpfe der Nacht, die auf Beute aus sind. Weil ich halt nur wenig sehe, bewege ich mich langsam und leise wie eine sich anschleichende Katze, wenn ich den Stuhl mit nebenstehender Guinness-Dose verlassen muss.
Natürlich auch, weil meine Fallen grad mal 2m vom Ufer entfernt, also rund 3-4m vor mir in halbem Meter flachen Wasser auf die vorsichtigen Schleien lauern.

5 duesterer himmel

Weil ich mich nicht viel mehr bewege als Helmut Kohl im Großraum-Sarg, bin ich für all die anderen Nachtjäger quasi nicht existent. Mäuse versuchen immer wieder irgendwas vom Futter zu klauen, eine Ratte rennt mir sogar direkt über die Schuhe. Überall um mich herum raschelt es und eine Ringelnatter zieht zwischen meinen roten Knicklichtern durch.

"Manchmal muss man die Dunkelheit betreten
um danach wieder im vollem Glanze erstrahlen zu können."

(Unbekannt)

Rotes Knicklicht, weil sie im flachen Wasser nicht so auffällig sind.
Und natürlich, weil viel augenfreundlicher auf so kurze Entfernung.
Jeder kennst es, wenn vom langen Starren auf Knicklichter sich gleichzeitig in alle Richtungen bewegen und man geneigt ist, sofort zur Rute zu hechten, obwohl man weiß, dass das nur optische Täuschungen sind.

6 rotlicht kopflampe

Manchmal werde ich gefragt, ob es nicht irgendwie unheimlich ist, so allein in der Nacht, im Wald, am Wasser, in der Dunkelheit,...
Meine Antwort wäre dann eigentlich, "nein, das ist richtig geil, so urtümlich und das größte Raubtier bin ja ich" ...aber ich muss meist ehrlicherweise sagen, "wenn ich denn mal alleine wäre".

Und der Herr sprach, "Es werde Licht"

Denn das mit den Schleien könnte sogar klappen ...wenn da nicht "die Anderen" wären.

Gegenüber in rund 60m Entfernung am anderen Ufer zwei Carphantas in einem Zelt. Sie scheinen nicht vom anderen Ufer zu sein, denn die Zeltlampe brennt die ganze Nacht bei offener Tür. Und einer steht permanent am Ufer oder latscht im bauchtiefen Wasser umher.

7 schein kopflampe

Keine Ahnung, in welche Weiten die ihre Ruten gepfeffert haben, sie waren schon vor mir da. Vermutlich liegen auch ihre Köder vor meinen Füssen.
Was macht der da nur ständig am und im Wasser?
Er hat eine grüne Kopflampe, die Lichtfarbe habe ich so noch nicht gesehen. Hätte er Weißlicht, wäre ich bei der Lichtstärke auch längst blind, denn einen 'Aus'-Schalter scheint die schicke grüne Laterne nicht zu haben.

Ich bevorzuge jüngere Männer.
Sie wissen zwar nicht, was sie tun,
aber sie tun es die ganze Nacht.

(Madonna, *1958)

Nun sind 60m keine Entfernung, ich könnte problemlos mal kurz zu 'Green Lantern für Arme' rüber brüllen, "mach die verdammte Funzel aus, du Rindvieh". Nicht meine guten Manieren hindern mich daran, sondern ich verzichte, weil es sinnlos wäre, denn der Möchtegern-Bergarbeiter mit Gruben-Helm-Lampe ist voll im Mainstream.

 

Rechts von mir, 2 Stellen weiter, ein Vereinskollege. Er hat seine Kopflampe vergessen, hat Grundruten mit Piepser gelegt und hält sich bevorzugt bei mir am Platz zu einem Schwätzchen auf. Bier hat er übrigens auch vergessen und ist dankbar, dass ich noch Guinness-Dosen dabei hab.

"In der Dunkelheit des Lebens
sieht man seine besten Freunde."

(Fred Ammon, *1930)

Und ein anderer Kumpel zeltet mit seinem mit 12jährigem Junior ein Stück weiter in die andere Richtung. Er ist eigentlich nur auf ein Wochenende chillen aus und hat bei immer wiederkehrenden Kurzbesuchen an meinem Platz eigenes Bier mit. Währenddessen der Junior, frisch gebackener Karpfen-Profi, mit seinen Wurfruten den Rand des Seerosenfeldes direkt neben mir befeuert.
Nach jedem Einschlag -"pfump"- schallt der Ruf rüber, ob der Köder gut liegt und auch ein von uns beiden bestätigtes, "Ja, super, toll", hindert ihn keineswegs daran, wieder einzukurbeln und es doch noch besser machen zu wollen.

8 abendstimmung see

Die rund 40 Kids große Jugendgruppe meines Vereins läuft super, es sind alles Karpfen-Profis.
Bei jedem neuen "pfump" bin ich froh, dass eine Handvoll Baumstämme mich noch schützen und ich überlege, ob eine Casting-Gruppe inkl. angemieteter Wiese nicht eine Idee ist, die ich in den Vorstand einbringen sollte, auch wenn die Vorstandskollegen mich schon für das Wort 'Casting' mit Angelblei bewerfen werden.

Beide besuchen mich stetig, meist getrennt voneinander. Mein Kumpel hat auch eine helle Lampe am Kopf und der Junior eine Art mobilen Baustrahler, gegen den der nahe gelegener Tower des Flughafens ganz schön blass wirkt.
Themen zum Quatschen gibt es bei jedem Besuch genügend. Ich beginne grundsätzlich das kollegiale Gespräch mit, "mach bitte die Lampe aus", um nach 30sec. dasselbe noch mal gedämpft zu fauchen, dann ohne das 'bitte'.

Bei meinem Kumpel wirkt das auch durchaus nachhaltig bis zum nächsten Besuch, Junior allerdings scheint in der für ihn wohl verstörenden Dunkelheit immer wieder etwas ufernah auf dem Wasser zu entdecken, so dass doch noch mal ganz kurz ein Flutlicht meine Posen in all ihrer Herrlichkeit erstrahlen lässt.

Es ist gut, dass heute sowieso gar nichts beisst, denn spätestens jetzt nach diesem Laserbeschuss könnte ich auch ohne Piepser ein halbstündiges Nickerchen machen, wenn denn sich nicht gerade wieder Besuch anmeldet.

9 kopflampe brett vorm kopf

Sobald die Beiden nicht mehr an meinem Platz aufhalten, wird natürlich das Flutlicht wieder aktiviert. so dass man sie + alle anderen Angler am See jederzeit am individuellen Leuchtmuster identifizieren kann.
All die herumwandernden Leuchtpunkte erinnern mich stark an Pac Man.
Ich vermute, dass bei diesen lumenstarken Suchscheinwerfern von heute es auch schädlich ist, sie auch mal aus zu lassen, wenn man angelt, denn es muss ja jedes mal der Reaktorkern runter- & wieder hoch gefahren werden.

Irgendwann gegen halb Zwei geht mir wiederum ein Licht auf und ich verziehe mich endlich.
Die Kopflampe weist mir den Weg zum Parkplatz. Zielsicher lotst der Leitstrahl jedes Fluginsekt in meine Luftröhre. Ich tapse nun nicht nur wie ein 'The Walking Dead'-Darsteller durch die Dunkelheit, sondern durch das Geröchel und Würgen höre ich mich auch so an.
Jeder Scharfschütze der Serie hätte mit mir ein leichteres Spiel als mit jedem verwesenden Zombie; einfach nur kurz unter den Leuchtpunkt halten.
Bei Manchen hätte ich heut Nacht gern selbst angelegt.

Denn wenn du denkst,
es geht jetzt mehr,
kommt von irgendwo
ein Lichtlein her.

(In Anlehnung an Rainer Maria Rilke, *1875 †1926)


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Kommentare  

Solche Schwachmaten begrüße ich mit meiner Taschenlampe . Der Suchscheinwerfer für die Hand.

Bei der X21R überzeugen schon die Zahlen: 5000 lm1 Lichtleistung bei einer Leuchtweite von bis zu 800 m1 und maximal 40 Stunden1 Akkulaufzeit.
Mit diesem Teil kann ich die auf mehrere 100 Meter erblinden lassen. So etwas brauch eigentlic hniemand, aber als Mann und Sammler muss man so eine Lampe haben.
Klasse dieser Bericht, dafür 10 x Daumen hoch...
Genauso erlebe ich es auch offt an Gewässern die ich beangle. Nur habe ich keine starken Nerven dann bei dem rumgefunzel still zu halten. Darum habe ich mir für solche Situationen extra einen sehr starken Scheinwerfer wirklich sehr srarken Scheinwerfer angeschafft den ich dann auch schon mal benutzt habe. Wenn dann der angemacht wird .... da denkste die Sonne ist aufgegangen... Hat bisher aber immer geholfen das das gefunzel über dem See aprut aufgehört hat...
,,Petri Heil "
Der Text hätte von mir sein können, wenn ich so schön formulieren könnte wie Du!