4ruten vermessen teaser

Ruten vermessen?

Alles klar - auf sowas können nur Deutsche kommen...

Oder waren das doch die Amis?

Dr. William Hanneman - das ist der mit dem Common Cent System - hat damit wohl angefangen...
Oder war es doch Ludwig Reim, welcher Hannemans Methode dann noch um eine Lichtschrankenmessung ergänzt hat um das Rückstellverhalten von Angelruten zu messen?

Der Ansatz von Beiden war jedenfalls der Anfang für eine einheitliche Klassifizierung von Angelruten.

Warum nun aber der ganze Schnick-Schnack um die Fliegenrutenvermessung?

Steht doch überall auf den Ruten und Blanks drauf, welche Schnurklasse sie wirft...

Leider nicht - da agiert jeder Hersteller nach eigenem Gusto und raus kommt ein heilloses Durcheinander welches oftmals für Enttäuschung und Ärger beim Käufer sorgt, wenn die Klasse 5 Rute mit der 5er Schnur nicht ausreichend aufgeladen wird, oder die Vierer mit einer Klasse 4 überfordert ist.


Was ist eine AFTMA-Klasse?

Die AFTMA/AFFTA klassifiziert ganz konkret die Keulengewichte der Fliegenschnur auf den ersten 30 ft welche ihr in nachfolgender Tabelle findet.

aftma grafik 1

Solch eine eindeutige Klassifizierung existiert für Fliegenruten jedoch nicht, so dass hier für die Hersteller und dessen Designer/Testwerfer reichlich Spielraum vorhanden ist.


Wie vermisst man Ruten ?

Die Vermessung nach der 15° Power Methode, entwickelt von Theo Matschewsky, versucht dieses Manko mit relativ einfachen Mitteln und Berechnungstabellen zu beseitigen und eine klare Einteilung bzw. einen Standard für Fliegenruten zu erreichen, wie er bereits durch die AFTMA/AFFTA für Fliegenschnüre vorhanden ist.

Dies wird durch den direkten Vergleich, genauer gesagt durch die Vergleichbarkeit der vermessenen Ruten anhand klarer Zahlen bzw. Gewichte möglich.
Bei der von Theo Matschewsky entwickelten Methode, welche die aufwändige Lichtschrankenmessung von Ludwig Reim auf Basis von Berechnungen beinhaltet, wird die Rute in eine Vorrichtung gespannt und vom Auflagepunkt (vor dem Griff) zum Spitzenring hin in Waage gebracht, ähnlich dem CCS (durch Münzen definierte Gewichte) von Hanneman.

Die in Waage liegende Rute wird nun mit geeigneter Beschwerung (ich verwende einen Behälter mit Mutter und Reiskörnern) am Spitzenring bis auf die entsprechend festgelegten Auslenkpunkte belastet.

Unterschieden wird bei der Messung in zwei Belastungen bzw. Auslenkungen.
Die Belastung auf 3,75° und der Auslenkung auf 15°.
Hierbei beschreibt die 15° Auslenkung die gesamte Messstrecke und gibt Aufschluss über die Aktion der Rute, die 3,75° Belastung - ein Viertel der Messstrecke - definiert die Schnurklasse der Rute.

Die in der Tabelle festgelegten Gewichte (Mittelwerte) für die Einteilung der Schnurklasse basieren auf den von der AFTMA/AFFTA festgelegten/klassifizierten Keulengewichten der ersten 9,14 m (30 ft) einer Fliegenschnur und der praxisorientierten Annahme, dass bei einem mittleren Wurf die Rute mit rund 15 m Leine belastet wird (Schussgewicht).

So wird z.B. eine DT-Schnur der Klasse 5 mit einem Keulengewicht von 9 Gramm die Rute mit 15 Gramm (~1 Gramm / Meter) belasten bzw. auslasten.

aftma grafik 2

Die zweite Messung zur Auslenkung auf 15° (komplette Messstrecke) sowie die ermittelte Belastung auf 3,75° bilden die Aktion der Rute ab.

Hierbei wird das Gewicht für die komplette Messstrecke durch die Auslenkung auf 3,75° geteilt und wir erhalten den "Powerfaktor".

Nachfolgende Übersicht wird für die Aktionseinteilung der vermessenen Rute angewandt.
aftma grafik 3

 

Wie baut man die Messanlage

Die von mir verwendete Messanlage ist mit relativ wenig Materialaufwand und etwas handwerklichem Geschick schnell zusammengebaut.

Eine gerade Wand (bei mir ist es meine Kellerwand) ein wenig Holz, Schnur, ein paar Dübel und Schrauben.... mehr braucht es nicht.

Die Auflage für die Rute ist eine kleine Holztafel, auf der ein fester und ein beweglicher (Holz)Zapfen befestigt wird.

Der erste Zapfen bildet die Rutenauflage, der Zweite ist an einem kleinen Hebel befestigt und dient zur Spannung und Ausrichtung der Rute.

foto messstation 1

Auf der gegenüber liegenden Seite ist ein Brett mit drei kleinen Haken angebracht.

Der Auflagepunkt und das kleine Brett mit den Haken für die zu spannende Schnur, sind exakt 3 Meter voneinander entfernt.

Die obere Befestigung ist genau in Waage zum Auflagepunkt der Rute anzubringen. Die Abstände der weiteren Haken/Ösen sind im Abstand von 20cm vom Nullpunkt (3,75° Auslenkung), sowie 80cm für die 15° Auslenkung zu positionieren. Achtet hierbei bitte auf exaktes Arbeiten, denn schon 2-3mm Abweichung verfälschen das Ergebnis gewaltig. Ihr könnt auch einen größeren Abstand wählen um längere Ruten zu vermessen, müsst dann entsprechend die Abstände der Auslenkung neu berechnen. Da aber der Auflagepunkt vor dem Griff liegt, könnt ihr mit der 3 Meter Variante locker den "11 Füßer" spannen und vermessen...

Zwischen dem Auflagepunkt und den drei Haken/Ösen auf dem 3 Meter entfernten Brett werden nun Schnüre gespannt und zwar so, dass jeweils vom oberen Auflagepunkt der Rute (also der vordere Zapfen) die Schnur zur vorderen Befestigung gespannt wird.

Gut eignet sich hierfür Maurerschnur, sie ist gut sichtbar und kann gut gespannt werden..

foto messstation 2


Habt ihr alles gut eingerichtet und verspannt, kann es auch schon losgehen.

Wichtig ist es, die erste Schnur bzw. die erste Befestigung genau in Waage zum Auflagepunkt zu bringen.
Der Rest ist dann durch Messen relativ entspannt zu realisieren.

foto messstation 3

foto messstation 4

Die so ermittelten Werte / Gewichte trägt man in die von Theo programmierte Excel-Tabelle ein und hat sofort die wahre Schnurklasse und die Aktion seiner Fliegenrute.
Alle vermessenen Ruten laufen in diese Tabelle (zu finden unter solitip.de) und stehen somit allen Interessierten zur Verfügung.


Nicht nur messen – TESTEN in der Praxis

Allen Skeptikern sei jedoch versichert, die Messungen sowie die ermittelten Werte ersetzen keinesfalls das Probewerfen.

Hier werden Ruten vermessen und nicht die Wurfabläufe eines Werfers.

Es geht bei der Vermessung und die dadurch resultierende Einteilung resp. Vergleichbarkeit, um einen Ansatz dem Einsteiger wie auch dem Fortgeschrittenen, die Auswahl eines Blanks bzw. der Rute zu erleichtern. Dies ist in aller Regel zielführender, als eine "Blackbox" zur erstehen.

 

René Blank

 


Wenn Dir dieser Beitrag gefallen hat, teile ihn mit Deinen Freunden:

You have no rights to post comments

Kommentare  

Eine sehr gute und veranschaulichte erklärung mit der ein jedermann wie ich etwas anfangen kann bei der bestimmung einer alten Bambusrute!
Danke
GO S

Verwandte Artikel

Vom Ringwechsel zum Rutenbau: Selbstbau einer Rutenbank
Forellenangeln in Thüringen
Fliegenfischen auf Hecht - Grundlagen, Gerät und Taktik an verschiedenen Gewässern